Kronzeugen bei illegalen Preisabsprachen unter Druck

Der 29-Jährige wurde zu 20 Monaten bedingter Haft verurteilt.
Kronzeugen sind im Kampf gegen Kartelle und illegale Preisabsprachen nicht ausreichend vor nachfolgenden Klagen geschützt.

Beim sogenannten „Schienenkartell“ haben Konzerne wie ThyssenKrupp oder die voestalpine über Jahre Preise abgesprochen und so beispielsweise die Deutsche Bahn geschädigt. Aufgedeckt hat dies die Voest selbst – als Kronzeuge. Dafür wurde dem Linzer Stahlkonzern das Bußgeld auf 8,5 Millionen Euro reduziert, ThyssenKrupp musste 103 Mio. Euro blechen.

Neben dem Bußgeld im Kartellrecht gibt es aber die zivilrechtlichen Schadenersatzansprüche der Kartell-Geschädigten. Die voestalpine hat deshalb in einem Vergleich 50 Mio. Euro an die Deutsche Bahn gezahlt.

Kartellrechtsexperten aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, die dieser Tage in Wien diskutierten, sind sich einig: Die Kronzeugenregelung war der Durchbruch im Kampf gegen Kartelle und illegale Preisabsprachen. Allerdings geraten Kronzeugen zunehmend durch die nachfolgende Schadenersatzklagen unter Druck. Die Gefahr ist, dass sich künftig weniger Kronzeugen melden. Das wäre ein herber Rückschlag.

Kronzeugen bei illegalen Preisabsprachen unter Druck
APA3401803-2 - 11012011 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA 236 WI - Generaldirektor der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) Theodor Thanner (Foto undatiert). +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++ APA-FOTO: Wilke/BWB
Seit 2006 habe es in Österreich insgesamt 37 Kronzeugenverfahren gegeben, sagte Theodor Thanner, Chef der Bundeswettbewerbsbehörde in Wien. Auch für Justus Haucap, Mitglied der deutschen Monopolkommission, sind Kronzeugen nicht mehr wegzudenken. So wären Kartelle in Branchen entdeckt worden, die nicht auf dem Radar waren – etwa in der Süßwarenindustrie oder bei Drogerieartikelherstellern. Haucap: „Die Gefahr ist, dass wir uns die erfolgreiche Kronzeugenregelung durch die Zivilklagen konterkarieren.“

Auch beim Aufzugskartell in Österreich versuchen geschädigte Firmen Schadenersatz zu bekommen. Doch die Schadenshöhe ist sehr schwer festzustellen. Thanner: „Der zivilrechtliche Prozess dauert schon vier Jahre.“

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