Kritik an Daueraktionen der Handelsriesen

"Die Ketten locken mit unechten Rabatten", klagt der Chef der Einkaufsgemeinschaft Service & More.

Minus 40, minus 50 oder gar minus 70 Prozent: Ohne Rabatte läuft gar nichts mehr. Im Handel generell, aber insbesondere im Möbelhandel, liefern sich die großen Ketten Preisschlachten wie nie zuvor. Die Leidtragenden sind die kleineren Fachhändler, die bei diesen Preisen nur staunen können: "Bald wird schon auf jedem Preistaferl ein Statt-Preis stehen, diese Aktionitis der Ketten ist eine Geißel", klagt Christian Wimmer, Geschäftsführer der heimischen Möbeleinkaufs- und Marketinggesellschaft Service & More. An die Gesellschaft sind 130 kleinere Möbelhändler und 110 Raumausstatter angeschlossen.

Wimmer kritisiert, dass große Ketten durch ihre Einkaufsmacht beim Abverkauf tricksen können und Kunden oft mit "unechten Rabatten" locken. Es werde nämlich nicht immer nur abverkauft, was früher teurer war, sondern auch, was gar nie im Laden gestanden ist.

Mit exklusiven Lieferanten würden sogenannte "Mondpreislisten" erstellt, erzählt Wimmer. Da für die Eigenmarke des Händlers spezielle, meist billigere Ausführungen eines Möbelstücks gewählt werden, könne der unverbindliche Verkaufspreis (UVP) beliebig verändert werden. Kleinere Händler hätten sich wegen dieser Gepflogenheiten schon früher einmal an die Wettbewerbsbehörde gewandt, geschehen sei bisher nichts, sagt Wimmer. Auch deshalb, weil die Branchengrößen oft auf exklusive Lieferanten aus dem Ausland setzen. Der Konsument verliere durch die dauernden "Statt-Preise" jegliches Preisgefühl. Dazu komme, dass Möbel nur alle zehn bis 20 Jahre gekauft würden.

Regionalität

Fachhändler könnten in diesem Markt nur bestehen, wenn sie deutlich andere Wege gehen und statt Aktionitis auf regionale Verankerung und Produktqualität setzen. "Wir dürfen nicht versuchen, die Großen zu kopieren", sagt Wimmer, "sondern müssen mit Sortimentstiefe und Service punkten". Dabei komme den Händlern zugute, dass die Produkte immer erklärungsbedürftiger werden – Stichwort vernetztes Heim. Ferner würden viele Fachhändler auch mit den Handwerkern vor Ort kooperieren und nicht jeden Schnickschnack anbieten: "Wir verkaufen keine bunten Butterdosen."

Die zur Garant-Gruppe gehörenden Möbelhändler beziehen nach eigenen Angaben rund 70 Prozent der Ware aus dem Inland. "Damit bleibt die Wertschöpfung überwiegend im Inland", so Wimmer, der auch bei den Möbel-Herstellern ein Umdenken ortet. "Der Leidensdruck wegen der Preispolitik der Großfläche ist groß, viele Lieferanten kommen wieder zu uns."

Die 240 Mitglieder der Service & More-Einkaufsgemeinschaft, überwiegend kleine und mittlere Familienbetriebe, beschäftigten zuletzt rund 3000 Mitarbeiter und setzten rund 409 Millionen Euro um. Damit kommen sie auf einen Marktanteil im heimischen Einrichtungshandel von rund zehn Prozent.

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