Die fabelhafte Werbemaschine hinter den Wunderwelten

Noch bis 29. April geschlossen, danach größer: Die Wunderwelten werden um 34 Millionen Euro um neue Attraktionen erweitert.
Chinesen geben in den Swarovski-Kristallwelten besonders viel aus. Asiaten werden verstärkt umworben.

Mit zuletzt 65.000 Besuchern aus mehr als 60 Ländern sind die Swarovski-Kristallwelten in Wattens eine der Top-Touristenmagneten Österreichs. Dem Kristallkonzern ist das zu wenig. 34 Millionen Euro steckt Swarovski aktuell in die Erweiterung des Areals, vor allem aus Indien, China und den arabischen Ländern sollen künftig noch mehr Gäste kommen. Nicht nur wegen der glänzenden Kristalle, sondern auch weil die Marketing- und Vertriebsmaschinerie im Hintergrund auf Hochtouren rennt.

Die fabelhafte Werbemaschine hinter den Wunderwelten
Stefan Isser, Swarowski, Kristallwelten
"Wir haben rund 40.000 B2B-Kontakte, etwa 9000 davon aktiv", erklärt Stefan Isser, Chef der Swarovski Tourism Services GmbH, zu der die Kristallwelten in Wattens und die Shops in Wien und Innsbruck gehören. In anderen Worten: Sein Vertriebsteam putzt bei Reiseveranstaltern rund um den Globus Klinken. In Indien werben die Kristallwelten schon seit 15 Jahren. Isser: "In indischen Reisekatalogen sind wir schon neben dem Eiffelturm und Kolosseum auf der Titelseite."

Indien gehört zu seinen Hoffnungsmärkten. Die meisten Inder in den Wunderkammern sind aber nur auf der Durchreise. Das zeigt auch die Statistik der Gästeankünfte, die für Tirol weniger Inder ausweist als die Kristallwelten. Letztere besuchen jährlich 65.000 Inder – auch um direkt an der Quelle, also am Firmensitz von Swarovski, einzukaufen. Es gilt die Formel: Je weiter gereist der Gast, desto höher die Shoppingausgaben. "Man fliegt ja auch nicht nach Alaska, um einen Hasen zu schießen", hat der langjährige Kristallwelten-Chef Andreas Braun einmal im KURIER-Gespräch erklärt.

Spendable Chinesen

Konkrete Zahlen nennt der verschwiegene Konzern nicht. Nur so viel: Chinesische Touristen gehen im Eilzugstempo durch die Kristallwelten und verbringen dann durchschnittlich eine Stunde im Shop. Dort geben sie doppelt so viel Geld aus wie deutsche Gäste, die nur eine halbe Stunde im Shop bleiben, sich dafür aber deutlich mehr Zeit für die Ausstellungsräume nehmen.

Einstellen muss sich der Kristallkonzern auch auf geänderte Reisegewohnheiten. Während Chinesen nach wie vor am liebsten in Reisegruppen durch Europa touren, kommen immer mehr Inder auf eigene Faust. Isser: "Das hat sich stark geändert. Vor zehn Jahren war Indien noch ein reiner Veranstaltermarkt." Swarovski hat längst Shuttlebusse zwischen Innsbruck und Wattens eingerichtet, um den Touristenstrom am Laufen zu halten.

Die fabelhafte Werbemaschine hinter den Wunderwelten
Swarowski
Arabische Gäste kommen allerdings meist mit dem Taxi oder Mietwagen und der Großfamilie im Schlepptau. Isser: "Derzeit kommen jährlich rund 24.000 Araber zu uns, das ist noch nicht viel, aber sie sind sehr ausgabefreudig." Derzeit startet Swarovski zudem Marketing- Offensiven in Indonesien, Vietnam und den Philippinen.

Wenig Anziehungskraft haben die Kristallwelten übrigens in Japan. Das liegt wohl auch daran, dass die Japaner primär am imperialen Österreich interessiert sind. Wichtigste Gästenation sind nach wie vor die Deutschen mit zuletzt 155.000 Besuchern im Jahr – und damit doppelt so vielen Gästen wie aus Österreich. Schon auf Platz drei in der Besucherstatistik rangieren die Inder.

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