Kreditkartenfirmen: Papierrechnung kostet extra

Kreditkartenfirmen: Papierrechnung kostet extra
card complete verrechnet ab Juni 90 Cent, Mitbewerber Six schon jetzt 1,10 Euro. Aber dürfen sie das auch?

Die heimischen Kreditkartenfirmen forcieren nicht nur den bargeldlosen Zahlungsverkehr, sondern auch den papierlosen. Dieser Tage erhielten Zehntausende card-complete-Kunden eine Information, dass ab 1. Juni ein "Kostenersatz" von 90 Cent für die monatliche Kreditkartenabrechnung per Post eingeführt wird. Begründet wird dies mit einem steigenden Aufwand für Papier, Druck und Versand. Gratis ist nur noch die eMail-Rechnung, die monatlich in den persönlichen Posteingang flattert.

"Was soll ich mit einer eMail-Rechnung? Ich hab zwar schon lange die Visa-Karte, aber das Internet brauch ich nicht", macht eine 76-jährige KURIER-Leserin ihrem Ärger Luft. Sie sieht auch nicht ein, warum sie für die Kreditkartenabrechnung bezahlen soll, während die Mobilfunk-Rechnung kostenlos versendet werden muss. Das sei doch eine "Ungleichbehandlung".

In der Tat setzte ein Urteil des Obersten Gerichtshofes (OGH) bereits 2012 dem bis dahin verrechneten Körberlgeld der heimischen Mobilfunkanbieter ein Ende. Die Rechnung ist fixer Bestandteil des Vertrages, eine Extra-Gebühr für die Papierrechnung verstoße daher gegen die guten Sitten und ist "gröblich benachteiligend" . Eine entsprechende Neuregelung im Telekommunikationsgesetz (TKG) untersagt seither Extra-Spesen für die Papierrechnung.

Anderes Gesetz

Die heimischen Kreditkartenanbieter pfeifen auf das OGH-Urteil. Für sie gilt nämlich nicht das TKG, sondern das Zahlungsdienstegesetz. Und hier findet sich keine entsprechende Regelung zur Papierrechnung. Im Gegenteil. Die Einhebung eines "Aufwandersatzes" ist im Gesetz ausdrücklich erlaubt. card complete verweist daher auf den Mitbewerb, der ebenfalls Gebühren einhebt. Six (vormals PayLife) verlangt sogar 1,10 Euro pro Abrechnung.

Ausweg

Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) sieht man wenig Chancen, gegen die Gebühren vorzugehen. Es gibt jedoch eine Ausweichmöglichkeit, die die Firmen selbst im Kleingedruckten anbieten. Wenn der Kunde über kein Internet verfügt, um die Rechnung online zu beziehen, erhält er die Abrechnung weiterhin kostenlos per Post. Der VKI geht davon aus, dass dafür eine kurze Mitteilung an das Unternehmen ausreicht. Diese schriftliche Mitteilung müsse aber "postalisch an card complete gesendet werden", heißt es auf Anfrage bei der Kartenfirma.

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