Krach um Ölförderung

Krach um Ölförderung
Russland verweigert die Zustimmung zu Produktionskürzung. Der Ölpreis stürzt ab.

Saudi Arabien hatte hoch gepokert – und offenbar verloren. Am Donnerstag hatte das größte Ölförderland zusammen mit den anderen OPEC-Mitgliedstaaten wegen des Ölpreis-Verfalls eine Verringerung der Ölförderung um 1,5 Millionen Fass (159 Liter) pro Tag beschlossen. Allerdings: In dieser Reduktion waren auch Russland und deren Partner in der OPEC+ (insgesamt zehn Ölländer) inbegriffen.
Russlands Energieminister Alexander Nowak stieß erst am Freitag zu den OPEC-Gesprächen und dachte gar nicht daran, die ihm vorgegebene Förderkürzung zu unterzeichnen. Russland hat nämlich einen Trumpf in der Hand: Das Land kann mittlerweile auch mit einem niedrigen Ölpreis gut leben, nicht aber Saudi Arabien und die Golfstaaten. Eine Zustimmung zu einer großen Einschränkung der Ölproduktion hatte Nowak nicht unbedingt nötig. Die Verhandlungen zogen sich über Stunden und endeten ohne Einigung. die OPEC veröffentlichte eine Erklärung ohne Hinweis auf Produktionskürzung.
Zwei Szenarien machen unter Ölmarktexperten nun die Runde: ein „katastrophales“ und ein „gemäßigtes“, wie Tamas Pletser, Ölexperte der Erste Group, erklärte.

Die Katastrophe

Russland verweigert jegliche Unterstützung für eine Verringerung der Ölproduktion. Damit könnte auch der bestehende Deal „in den Papierkorb wandern“, wie Pletser erklärt. Im Dezember 2019 hatten sich die OPEC-Staaten mit der OPEC+ auf eine weitere Förderkürzung um insgesamt 2,1 Millionen Fass pro Tag geeinigt. Dieser Deal ist bereits in Kraft. Letztlich könnte sogar die gesamte Kooperation mit der OPEC+, die 2016 gestartet war, kippen, befürchtet der Experte.
Am Ölpreis war die Uneinigkeit abzulesen: Der Preis für ein Fass stürzte am Freitag um mehr als acht Prozent auf  rund 45,80 Dollar ab. Und er könnte noch weiter fallen – ein Drama für die Ölförderländer. Am Freitag am frühen Abend hieß es jedenfalls aus den Verhandlerkreisen: Die Gespräche Russlands mit der OPEC seien gescheitert.
Sicher ist dabei eines: Der Ölpreis wird tief bleiben. Freuen können sich darüber die Autofahrer.

Kommentare