Kotányi: Übernahmepläne in Osteuropa
In Österreich ist das Familienunternehmen Kotányi die unbestrittene Nummer eins bei Gewürzen. Mehr als 10.000 Tonnen werden am Firmensitz im niederösterreichischen Wolkersdorf jährlich verarbeitet – davon gehen 70 Prozent in den Export.
An seiner Osteuropastrategie – in Russland ist Kotányi laut eigenen Angaben Marktführer – will der Firmenchef trotz aktuell stagnierenden Märkten in Ungarn, Polen und Tschechien nicht rütteln. Im Gegenteil. Übernahmen in Zentral- und Osteuropa schließt er nicht aus. "Ich denke an zwei Kandidaten, mit denen es derzeit Gespräche gibt", sagt Erwin Kotányi im KURIER-Gespräch. Um welche Firmen es sich handelt, verrät er aus strategischen Gründen nicht.
Der Expansionsfokus von Kotányi lag immer auf Osteuropa. Ungarn und Tschechien – nach Russland die wichtigsten Exportmärkte – bezeichnet der Firmenchef mittlerweile aber als "gesättigte Märkte". Der Preisdruck sei enorm, Diskonter und No-Name-Produkte sind auf dem Vormarsch und gleichzeitig hat die Regierung in Ungarn die Steuern erhöht. Zusätzliches Sorgenkind bleibt der Diskontmarkt Polen. Zudem hat dort gerade die weltweite Nummer eins am Gewürzmarkt, die US-Gruppe McCormick, einen Konkurrenten übernommen.
"Gewaltiges Potenzial" gäbe es dagegen in Russland, wo Kotányi bereits ein Fünftel seines Geschäfts macht und noch immer jährlich zweistellige Wachstumsraten ausweist. "Binnen fünf Jahren hat sich der Umsatz auf 25 Millionen verdoppelt", so Kotányi, der rund hundert Mitarbeiter in Russland beschäftigt.
Deutschland
Dagegen ist Kotányi in Deutschland noch ein Winzling. Gerade einmal ein Prozent Marktanteil haben sich die Weinviertler bis jetzt erkämpft. Kotányi: "Ziel ist es binnen fünf Jahren auf zehn Prozent Marktanteil zu kommen." Als Zwischenziel wurden fünf Prozent in drei Jahren definiert. Das Team in Deutschland wurde auf 15 Mitarbeiter aufgestockt, die den auf 400 Millionen Euro geschätzten deutschen Gewürzmarkt bearbeiten sollen.
Im Vorjahr hat die Firma 135 Millionen Euro umgesetzt, heuer wird die 140-Millionen-Marke angepeilt. Für Wachstum sollen neben dem Export Gewürzmühlen sorgen, die von Konsumenten verstärkt gefragt werden, sagt Kotányi. Das Unternehmen beschäftigt 540 Mitarbeiter und hält in Österreich bei einem Marktanteil von 80 Prozent.
Starker Preisanstieg trotz guter Ernte in Brasilien
Allein 2000 Tonnen Pfeffer kauft die Firma Kotányi jährlich ein – gepfefferte Preise hin oder her. Allein im ersten Halbjahr 2012 sind die Importpreise in Österreich um 47 Prozent nach oben geschnalzt. Die Konsumenten sollen das zunächst nicht zu spüren bekommen. Zumindest bis zum ersten Quartal 2013 will Kotányi die Preissteigerungen nicht weitergeben, sagt der Firmenchef.
"In Brasilien ist gerade eine gute Ernte eingefahren worden", beobachtet Erwin Kotányi. Das werde die Preissituation aber nicht sehr beeinflussen. Denn Brasilien liefert nur rund 30.000 Tonnen jährlich.
Wenn es um Pfeffer geht, schauen alle nach Vietnam. Mit 100.000 Tonnen ist das Land der größte Pfefferlieferant. Geschätzte 60 Prozent der weltweiten Exportware kommen aus Vietnam. Die nächste Ernte steht im Februar und März an. Die Ware ist in Händen weniger großer Händler und zudem Spielball von Spekulanten, meint Kotányi. Die Preisentwicklung sei daher schwer vorhersehbar.
Verteuert haben sich auch andere Gewürze. Weil es in der Türkei geschneit hat, liegen dort 40 Prozent der Anbauflächen für Oregano brach. In China wurde um ein Viertel weniger Knoblauch angebaut und Spekulanten haben die Preise für Frischknoblauch um knapp hundert Prozent in die Höhe getrieben.
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