Kostenlawine beginnt erst zu rollen

ARCHIV - Freileitungsmasten in der Nähe eines Umspannwerkes bei Schwerin (Archivfoto vom 18.9.2003). Die großen Stromnetze in Deutschland sollen schneller ausgebaut werden. Damit sollen Engpässe beim Transport von Strom aus erneuerbaren Energien sowie beim Stromexport verringert werden. Das beschloss der Bundestag am Donnerstag (07.05.2009) mit den Stimmen von Union, SPD und FDP. Grüne und Linke stimmten dagegen. Foto: Jens Büttner dpa/lmv (zu dpa 0533 vom 07.05.2009) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Fördertöpfe müssten bei Einhaltung der gesteckten Ziele noch praller gefüllt werden.

Teuer.20 Milliarden Euro zahlen die Deutschen jährlich für die Förderung des Ökostroms. 380 Millionen Euro sind es in Österreich. „Zu viel, zu teuer“, sagen Kritiker der Energiewende schon jetzt. Doch: „Wirklich teuer wird es erst“, meint Andreas Löschel, Chef der deutschen Expertenkommission zur Energiewende.

„Wenn wir unsere Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien ernst nehmen, müssen wir noch viel investieren“, sagte Löschel bei einer Veranstaltung des Verbund zum Thema „Energiewende“ in Wien. Wichtigster Punkt sei der Ausbau der Stromleitungen vom Norden in den Süden Deutschlands. 1800 Kilometer neue Netze seien innerhalb der nächsten zehn Jahre nötig, um die Windenergie aus Norddeutschland nach Hessen und Bayern zu transportieren. Bisher seien lediglich 200 Kilometer errichtet worden. 10.000 Megawatt neuer Windkraftwerke in der Nordsee seien noch geplant, 300 MW erst errichtet. Zudem brauche man Speicherkraftwerke , um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Die Gesamtkosten für Strom in Deutschland sind laut Löschel derzeit gar nicht so hoch wie landläufig behauptet. 70 Milliarden Euro im Jahr zahlten die Deutschen für elektrische Energie. Das seien etwa 2,5 Prozent ihrer Gesamtausgaben – ein Anteil, der seit 20 Jahren unverändert sei. „Das Problem werden die Stromkosten der Zukunft. Da mache ich mir Sorgen über die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung“, sagte Löschel.

Mehr Markt

Die Förderung des Ökostroms über fixe Einspeisetarife sei keine Dauerlösung. Mittelfristig müssten sich die Ökostrom-Betreiber am Markt beweisen. Auch Christian Schönbauer, Leiter der Energiesektion im Wirtschaftsministerium in Wien, glaubt, dass mittelfristig die Ökostromerzeuger in die Pflicht genommen werden müssen. Das Grundprinzip sollte lauten: Die Stromerzeuger sollen Mitverantwortung für den Verkauf des Stroms übernehmen.

Löschel hält so einen Fördersystem-Umbau nur auf europäischer Ebene für sinnvoll. „Vor 2020 wird da aber nichts kommen“, zeigt er sich wenig optimistisch.

CO2-Handel versagt

Völlig schief gegangen ist das EU-Emissionshandelssystem, mit dem das klimaschädliche CO2 derart verteuert werden sollte, dass sich der Betrieb von Kohlekraftwerken nicht rechnet. Tatsächlich aber ist der Preis für CO2 so niedrig, dass sogar die schmutzigsten Braunkohlekraftwerke in Deutschland in Betrieb sind. Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber sieht den Grund des Systemversagens in den vielen Gratis-Emissionsrechten, die an die Industrie verteilt wurden. Damit sei ein CO2-Überangebot geschaffen worden.

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