Bei solchen Angeboten und auch bei schnellen Konsumkrediten, die oft auch über Online-Banking-Apps angeboten werden, ist Vorsicht geboten. Welche Fallstricke die Kredite per Mausklick haben und worauf Konsumenten achten sollten, fasst der KURIER zusammen.
Was sind die gängigsten Probleme bei solchen schnellen Krediten?
Wenn es im Geldbörsel eng werde, steige die Bereitschaft in Raten zu bezahlen, sagt Christian Prantner, Finanzexperte bei der Arbeiterkammer (AK). Konditionen seien dann oft zweitrangig. Kunden würden kaum darauf achten. Im Vordergrund stehe die „bequeme“ und „einfache“ Teilzahlung. „Vielen ist nicht bewusst, dass bei Ratenzahlungen wie beim Beispiel beim Zahlungsdienstleister Klarna eine Bank dahinter steckt“, sagt Schuldnerberater Clemens Mitterlehner. „Die Ratenzahlung ist nichts anderes als ein Kredit.“ Sie könnten es aber wissen, wenn sie die Unterlagen, die sie unterschreiben, auch genau lesen würden.
Wie hoch sind die Zinsen?
Die Zinsen sind vor allem bei Ratenzahlungs- und „Buy-now-pay-later“-Lösungen oft deutlich höher als bei herkömmlichen Krediten. Nicht selten befinden sich die Zinssätze im zweistelligen Bereich. Besonders teuer seien Versandhauskredite, sagt Prantner. Dabei werde mit Zinssätzen von „nur“ 1,65 Prozent im Monat geworben. Auf das Jahr umgerechnet komme aber ein Effektivzinssatz von 21,7 Prozent zusammen.
Händler bieten auch Null-Prozent-Finanzierungen an. Entstehen dabei tatsächlich keine Kosten für Konsumenten?
Bei Null-Prozent-Finanzierungen sollte man vorsichtig sein. Die Angebote seien meist an Bedingungen geknüpft, sagt Prantner, etwa vorgegebene Laufzeiten. Gehe es darüber hinaus, werde es teuer. Teuer kann es auch dann werden, wenn die Raten nicht mehr bedient werden können. Will man etwa den Ratenplan ändern und die Laufzeit verlängern kommen oft hohe Gebühren dazu (siehe unten). Bei Null-Prozent-Angeboten sollte man auch darauf achten, wie hoch der Kaufpreis des Produkts ist, rät Prantner. Ein Preisvergleich könne sich lohnen. Denn es sei durchaus denkbar, dass der zu null Prozent finanzierte Kaufpreis höher ausfalle als bei Konkurrenz.
Wie viele Leute nutzen solche Kredite und Ratenzahlungen?
Konsumkredite haben 2024 laut der Nationalbank um 4,7 Prozent zugenommen. Insgesamt betrug der Bestand im zuletzt 17,5 Mrd. Euro. Die Konsumkreditevidenz (KKE) des KSV1870, in die rund 500 Banken und Sparkassen einmelden, umfasst aktuell insgesamt 4,5 Mio. Konsumkredite von mehr als 3,5 Mio. Kreditnehmern.
Wie hoch ist die Ausfallquote?
Öffentlich verfügbare Zahlen dazu gibt es kaum. In Statistiken ausgewiesen werden aber aggregierte Zahlen, die auch andere Kredite beinhalten. Die Quote der „notleidenden Kredite“ (non performing loans) betrug im vergangenen Jahr in Österreich 2,7 Prozent. Die Ausfälle bei Konsumkrediten dürften sich in Grenzen halten. Angaben gibt es zu Zahlungsstockungen. „Im fünfstelligen Bereich liegen die Zahlungsanstände“, sagt KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral. „Dabei hat ein Kunde zum Beispiel die Bank gebeten, den Kredit aufzuschieben.“
Wie wird überprüft, ob sich Kunden die Kredite oder Ratenzahlungen auch leisten können?
Den Bonitätsprüfungen der Banken stellen Beobachter ein gutes Zeugnis aus. „Die Banken können bei jeder Kreditentscheidung in die Konsumkreditevidenz Einblick nehmen“, sagt Vybiral. „Ein Kreditnehmer unterschreibt, dass eine Abfrage durchgeführt werden darf. Durch die Konsumkreditevidenz wird geprüft, ob ein Kreditnehmer einen Kredit nicht zurückzahlt und eine Zahlungsstörung vorliegt. Es wird sehr genau geprüft.“ Rund 400.000 Mal im Monat führen Banken Kreditabfragen in der Konsumkreditevidenz durch.
Können solche Konsumkredite zur Schuldenfalle werden?
„In Summe sind die Ratengeschäfte eine Gefahr für jene Personen, die finanziell knapp sind. In der Schuldnerberatung sehen wir, dass viele Klienten solche Kredite haben. Noch eine Rate dazu und dann kippt das System“, sagt Schuldnerberater Mitterlehner.
Worauf sollten Konsumenten achten, wenn sie einen Konsumkredit abschließen?
Experten empfehlen, zu prüfen, ob die Aufnahme eines Kredits wirklich notwendig ist oder sich das gewünschte Ziel nicht auch durch Ansparen erreichen lässt. Informieren sollten sie sich vor allem über den Effektivzinssatz, also wie viel der Kredit inklusive Kosten und Gebühren tatsächlich kostet. Dazu sollten auch Vergleiche eingeholt werden. Fragen sollte man sich auch, ob man monatlich genügend Reserven hat, um sich die Raten bei möglichen Veränderungen, etwa bei flexiblen Zinssätzen, leisten zu können.
Braucht es bessere Finanzbildung?
Ja, sagt Bettina Fuhrmann, Leiterin des Zentrums für Finanzbildung an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien. Von fast 2.000 für eine Studie der WU befragten Jugendlichen im Alter von 17 bis 18 Jahren hätten 13 Prozent angegeben, bereits bei Unternehmen Schulden zu haben. 40 Prozent konnten es sich vorstellen, solche Buy-now-pay-later-Lösungen oder Ratenzahlungen zu nutzen, die mit dem Online-Handel stark zugenommen haben. Studien hätten aber auch gezeigt, dass je mehr Jugendliche über Kredite wissen, sie umso weniger verwenden, um Konsum zu finanzieren. Mit entsprechender Finanzbildung könne ein vorbeugender Effekt erzielt werden, sagt Fuhrmann. Das gelte auch für Erwachsene.
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