"Konsumenten fühlen sich permanent hinters Licht geführt"
Der Pferdefleischskandal hätte vor zehn Jahren kaum jemanden hinter dem Ofen hervorgeholt“, meint Michael Blass, langjähriger Obmann des Lebensmittelfachverbandes und seit Anfang 2013 AMA-Marketing-Chef. „Konsumenten fühlen sich heute permanent hinters Licht geführt.“ Laut dem Industrievertreter tragen dazu auch Konsumentenschutzorganisationen wie Foodwatch bei, die regelmäßig Themen kampagnisieren – von der „Volksdroge Zucker“ bis zu „Mogelpackungen im Supermarktregal“ . Von einer sachlichen Diskussion kann aus Sicht des Industrievertreters oft nicht die Rede sein.
2013 wird laut Blass einmal mehr von der Entwicklung der Rohstoffmärkte geprägt sein. Viele Rohstoffe werden knapp, die Preise schwanken seit 2007/’08 stark und setzen zu einem weiteren Höhenflug an. „Auf diese Veränderungen setzen sich Krisen drauf“, sagt Blass. Lebensmittelhändler – in Österreich teilen sich Rewe, Spar und Hofer 85 Prozent des Marktes – wollen die Preise nicht erhöhen, um der Konkurrenz nicht das Mascherl des Billigstbieters zu überlassen. Der Preisdruck ist groß, auch auf die Industrie. Wer mit den drei Großen nicht ins Geschäft kommt, hat so gut wie kein Leiberl. Auch in der Gastronomie ist oft der Preis „das Einstiegskriterium zum Kauf“, weiß Rudolf Schwarzenbacher, AGM-Chef in Zell am See. Gastronomen feilschen um jeden Cent – und ihre Gäste bestellen oft das, was günstig ist, heißt es bei einer Diskussion der Bundessparte Tourismus in St. Anton am Arlberg.
Gastronomen fürchten, dass sie künftig in der Speisekarte angeben müssen, welche allergenen Stoffe im Essen enthalten sind. Hintergrund ist eine Verordnung der EU. Diese sieht vor, dass ab Ende 2014 auch bei unverpackten Lebensmitteln die 14 wichtigsten Allergene angeführt werden müssen. Dazu zählen unter anderem glutenhaltiges Getreide, Eier, Fisch, Erdnüsse, Sellerie- oder Senferzeugnisse. Die Verordnung diene dem Schutz jener, die unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden, argumentiert man in Brüssel. Touristiker wettern, dass die Industrie mit der Verordnung ihren vorgefertigten Braten und Schnitzeln inklusive Kennzeichnung den Weg in die Gastronomie ebnen will.
Kontrollen
Die Lebensmittelsicherheit wurde noch nie so streng geprüft wie jetzt, sagt Blass. Ausschlaggebend dafür war auch der BSE-Skandal, der zur Gründung nationaler Lebensmittelagenturen (wie in Österreich der AGES) geführt hat. Ob der Pferdefleischskandal zu großen Würfen auf EU-Ebene führen wird, ist offen. Diskutiert wird etwa darüber, ob Beamte in Brüssel bestimmten Schleuderaktionen der Händler einen Riegel vorschieben sollen.
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