Die Hofburg wird internationaler

Die Hofburg wird internationaler
Kongresszentrum: Heimische Firmen feiern bescheidener. Dafür kommen mehr ausländische Gäste

Zu viel Prunk kann auch abschreckend wirken. Das bekommt die Hofburg Vienna seit einiger Zeit zu spüren. „Wir haben schon von Pharma-Unternehmen gehört, dass sie uns nicht mehr buchen, weil wir als zu hochwertig angesehen werden“, erzählt Renate Danler, Chefin des Kongress- und Veranstaltungszentrums Hofburg Vienna.

Nach diversen Korruptionsskandalen, die zu neuen Compliance-Vorschriften in vielen Konzernen geführt haben, weht ein neuer Wind in der Einladungspolitik. „Es werden abgespeckte Varianten gebucht – bei Galadiners wird beispielsweise das Unterhaltungsprogramm gestrichen“, erklärt Danler. Vor allem in der Finanz- und Versicherungswirtschaft mache sich eine neue Knausrigkeit breit. „Früher haben diese Branchen viele Abendveranstaltungen gebucht, heute fast gar keine mehr.“ So hätte vor einigen Jahren ein Versicherungskonzern einen Saal gleich für zehn Tage gemietet, um für eine einzige Abendveranstaltung zu proben. Danler: „So etwas würde es heute nicht mehr geben.“ Seit 2009 werde generell viel mehr um den Preis verhandelt.

Incentive-Reisen

Dennoch hat die Hofburg ihre Umsätze leicht auf 10,5 Millionen Euro (exklusive sechs Millionen Euro aus dem Catering-Bereich) gesteigert. Dank ausländischer Kunden. Bereits 70 Prozent der Veranstaltungen in der Hofburg sind international. Immer öfter haben die Veranstalter ihren Sitz in Belgien und den Niederlanden, beobachtet die Hofburg-Chefin. Hintergrund sind Steuererleichterungen – und damit der Umzug einiger Großkonzerne in diese Länder. Bei Incentive-Reisen nach Wien sei die Hofburg für ein Bankette oder Galadiners nach wie vor gefragt. Auch bei Side-Events für bestimmte Personengruppen von Großkongressen im Austria Center Vienna (ACV). Danler: „In vielen Ländern sind die Compliance-Vorschriften ja nicht so streng wie bei uns.“ 60 Prozent des Gesamtumsatzes macht die Hofburg mit Stammkunden, also wiederkehrenden Bällen, Messen, Konzerten und Veranstaltungen. Der Fokus liegt auf Veranstaltungen mit mehr als 250 Teilnehmern.

Mit den Veranstaltungssälen der Hotels könne die Hofburg preislich gar nicht mithalten. Der Aufwand bei den Einlasskontrollen, dem Sicherheitspersonal und der Technik sei viel höher. Danler: „Wir brauchen ja immer Saalaufsichten, die den Leuten den Weg durch unser Haus weisen. Das ist bei Hotels gar kein Thema.“

Eines der Highlights der Ballsaison in der Hofburg ist der neue Silvesterball „Le Grand Bal“, bei dem Danler rund 2500 Gäste erwartet. Statt den bei Bällen üblichen Würsteln, wird am Silvesterabend auch ein Galadiner serviert. „In der Regel kommen zu Bällen 80 bis 90 Prozent Einheimische. Bei diesem Ball reisen zwei Drittel der Gäste aus dem Ausland an.“ Besonders viele Besucher würden aus Deutschland, Frankreich, den USA und Russland kommen. Der größte der insgesamt 20 Traditionsbälle, die in den Prunkräumen der Hofburg über die Bühne gehen, ist aber der Jägerball mit bis zu 7000 Gästen.

Neue Verhaltensregeln verhageln Veranstaltern das Geschäft

Wer zu einem Geschäftsessen eingeladen ist, muss sich von seinem Arbeitgeber mitunter viele Fragen gefallen lassen: Mit wem? Zu welchem Zweck? Wann, wo und wie hoch sind die geschätzten Kosten? Mit den Antworten beschäftigen sich teils eigene „Compliance-Officer“, denen die Genehmigungsformulare vorgelegt werden müssen.

Auch für ORF-Mitarbeiter gibt es nun eigene Genehmigungsformulare für Essenseinladungen und Veranstaltungen. Grund für den neuen Kontrollwahn ist das Korruptionsstrafrechtsänderungsgesetz 2012. Dieses besagt unter anderem, dass Einladungen im Wert von mehr als 100 Euro tabu sind. Das Gesetz betrifft so genannte Amtsträger – also etwa Beschäftigte von Unternehmen, deren Gebarung der Überprüfung durch den Rechnungshof unterliegt. Darunter fällt auch der ORF. Auch Firmen führen neue Verhaltensregeln ein. Und diese verhageln Großveranstaltern das Geschäft. Beim Beach Volleyball Grand Slam in Klagenfurt wurden im Vorjahr um rund ein Drittel weniger Tickets verkauft. Große Konzerne kaufen nur noch wenige oder gleich gar keine Karten mehr. „Das trifft alle Veranstalter hart. Das Problem ist weniger das neue Gesetz, sondern die neuen Firmen-internen Regelungen“, meint Event-Veranstalter Hannes Jagerhofer. Nur zum Teil könne er das Minus mit Klein- und Mittelbetrieben, die neuerdings verstärkt Karten kaufen, kompensieren. Jagerhofer: „Speziell für Kulturveranstalter werden die nächsten Jahre aber sicher schwer werden.“

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