Kommunalkredit: Wer will diese Bank?

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Der zweite Verkaufsversuch könnte gelingen. Vier Bietergruppen sind im Endspurt um das notverstaatlichte Institut.

Im Getöse um die Kärntner Hypo geht völlig unter, dass die Republik noch eine zweite notverstaatlichte Bank am Hals hat, die sie loswerden will. Während der Österreich-Teil der Katastrophen-Hypo zum Schnäppchenpreis verscherbelt wurde und der Verkauf der Südosteuropa-Töchter peinlich scheiterte, könnte der Verkauf der Kommunalkredit diesmal gelingen. Ist aber auch schon der zweite Anlauf.

Zur Erinnerung: Die biederen Finanzierer von Gemeinden und Infrastruktur-Projekten hatten sich aus Gier nach höheren Renditen in hochriskante Geschäfte gestürzt, die sie über eine Tochter in Zypern laufen ließen. Mit dem Ausbruch der Finanzkrise stand die Bank am Abgrund. Das Institut wurde 2008 notverstaatlicht und erhielt in Summe 2,7 Milliarden Euro Staatshilfe. Rund die Hälfte dessen, was die Hypo bis heute bekommen hat.

Im Gegensatz zur Hypo wurde eine Bad Bank (Abbau-Einheit) abgespalten. In diese KA Finanz wurden die hochgiftigen Papiere im Volumen von 30 Milliarden Euro verräumt. Der aktive Teil der Bank darf wegen der EU-Wettbewerbsauflagen kein Neugeschäft machen. Der Staat kann aber 50 Prozent der Bank verkaufen.

Genau das versuchte Ex-Finanzministerin Maria Fekter, ÖVP, im Vorjahr. Die staatliche Bankenabwicklungs-Gesellschaft Fimbag brach den Verkaufsprozess allerdings ab. Wegen "sportlicher Wertlosigkeit", ätzt Fimbag-Aufsichtsratschef Hannes Androsch, SPÖ. Soll heißen, die Preisvorstellungen der Interessenten waren alles andere als angemessen.

Im Sommer wurde neu gestartet. Die Frist für die Abgabe der verbindlichen Angebote endete in der Vorwoche. PWC prüft derzeit die vier Offerte.

Die einzige österreichische Bietergruppe hat der ehemalige steirische VP-Politiker und Unternehmer Herbert Paierl aufgestellt. Er weiß, was er haben will. Der verhinderte ÖIAG-Chef saß im Aufsichtsrat der Kommunalkredit und der Bad Bank. Paierl holte die niederösterreichische Hypo ins Boot und Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer mit seiner Cudos-Gruppe. Mit dabei ist Gusenbauer-Freund und Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner. Mit einem kleinen Anteil will auch der Österreichische Gemeindebund mitspielen.

Der Banker Willi Hemetsberger, der sich mit dem Investor Michael Tojner für die Kommunalkredit interessierte, stieg aus dem Rennen aus.

An der Gerüchtebörse wird Patrick Bettscheider kolportiert, der als einer der härtesten Investmentbanker Deutschlands gilt. Er stemmte heuer die Übernahme der Düsseldorfer Hypothekenbank Düsselhyp und zog damit die größte Bankenaquisition in Deutschland seit der Finanzkrise durch.

Genannt wird auch der Tiroler Thomas Marsoner, ehemals Investmentbanker bei Salomon Brothers, Lehman und Nomura. Er leitet seit dem Vorjahr die M&M Capital in London.

Wäre noch der Preis. Eines ist klar, der Verkaufserlös wird bescheiden ausfallen. Das Finanzministerium träumt zwar von einem dreistelligen Millionenbetrag, doch Banker schätzen den realistischen Preis auf nur 40 Millionen. Für Androsch hat die Schadensbegrenzung für die Steuerzahler Priorität: "Das beste Angebot muss mehr bieten als die Abwicklung bringen könnte – im Interesse einer bestmöglichen Schadensminimierung."

Am 22. Dezember wird PWC die Angebote dem Aufsichtsrat der Fimbag präsentieren. Fimbag-Vorstand und Ex-Nationalbankgouverneur Klaus Liebscher, ÖVP, hofft, Ende Jänner 2015 den Kaufvertrag zu unterschreiben. Das Closing soll Mai/Juni erfolgen. Liebscher spricht von einem "planmäßigen Ablauf des Verkaufsprozesses" und einer "erfreulich hohen Zahl an Bietern".

Laut Ausschreibung müssen die neuen Eigentümer die Bank weiterführen und nicht filetieren und abverkaufen. Das könnte man ja selbst auch. In der Bank schlummert durchaus Potenzial. Beispielsweise bei der Abwicklung des 315 Milliarden großen Investitionspakets der EU.

Kommunalkredit: Wer will diese Bank?
Der Vorstandsvorsitzende der Kommunalkredit Austria AG, Alois Steinbichler, spricht am Mittwoch (02.05.12) in Wien bei einer Pressekonferenz des Unternehmens ueber das Jahresergebnis 2011. Die Kommunalkredit, die 2008 notverstaatlicht wurde, hat 2011 nach eigenen Angaben einen Verlust von fast 150 Millionen Euro erwirtschaftet. Foto: Ronald Zak/dapd
Kommunalkredit-ChefAlois Steinbichlerwird hervorragende Arbeit attestiert. "Er hat einen guten Job gemacht. Allein, dass er in aller Ruhe den Abbau-Teil von 30 auf sechs Milliarden Euro zurückgeführt hat", lobt Androsch. Steinbichler hatte zusätzlich das Glück, dass die Bank, anders als die Hypo, nie im Fokus der Politik stand. Das Angebot, die Nachfolge des glücklosen Hypo-ChefsGottwald Kranebitter zu übernehmen, lehnte Steinbichler konsequent ab.

Die strafrechtliche Aufarbeitung der Vergangenheit ist noch längst nicht abgeschlossen. Derzeit läuft der Untreue-Prozess gegen Ex-Bank-Chef Reinhard Platzer und drei weitere Manager. Das Verfahren gegen die ehemalige Kommunalkredit-Vorstandsdirektorin und spätere Unterrichtsministerin Claudia Schmied, SPÖ, wurde dagegen von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

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