Deutsche Heuschrecke sticht Österreich-Konsortium aus

Deutsche Heuschrecke sticht Österreich-Konsortium aus
Nur der Preis zählt. Die Fimbag empfiehlt den Zuschlag an einen Investmentbanker.

Am späten Donnerstagnachmittag präsentierte die PwC dem Aufsichtsrat der staatlichen Bankenbeteiligungsgesellschaft Fimbag die Kauf-Angebote für die Kommunalkredit. Drei Bietergruppen standen im Finale, um die auf öffentliche Finanzierungen spezialisierte, notverstaatlichte Bank.

Der steirische Ex-ÖVP-Politiker und Unternehmer Herbert Paierl stellte eine österreichische Gruppe zusammen. Mit Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner, dem Strabag-Konzern, der Investmentgesellschaft Cudos von Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und dem Gemeindebund.

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Interview mit Hans-Peter Haselsteiner am 30.10.2013 in Wien.
Gegen die Österreicher tratPatrick Bettscheideran, einer der härtesten Investmentbanker Deutschland. Als dritter Bieter ging der Tiroler FinanzplayerThomas Marsonerins Rennen, ehemaliger Investmentbanker bei Salomon Brothers, Lehman und Nomura.

Die Niederlage der österreichischen Gruppe hatte sich schon abgezeichnet. Am Abend gab der Aufsichtsrat dann eine klare Empfehlung für Bettscheider ab. Mit der Begründung, dieses Offert sei das beste im Interesse der Steuerzahler. Immerhin pumpte die Republik 2,5 Milliarden Euro in die Kommunalkredit, die sich mit hochriskanten Finanzgeschäften in Zypern verzockt hatte.

Ausschlaggebend war der Kaufpreis. Zwar boten die Österreicher in Summe mit 161 Mio. Euro am meisten. Doch die Hälfte davon nicht sofort, sondern über ein "Earn-Out". Entsprechend dem Geschäftserfolg sollten die 50 Prozent aus dem Ertrag der Bank über fünf Jahre abgestottert werden. PwC, die auch die Wirtschaftsprüfer der Kommunalkredit sind, hatten das "Earn-Out-Modell" mit dem Cash-Offert von Bettscheider vergleichbar gerechnet.

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Alfred Gusenbauer im Interview in Wien am 16.12.2013.
Das Konsortium reklamiert für sich, als einziger Bieter die Kommunalkredit nicht nur weiter zu führen, sondern auszubauen. Dem Aufsichtsrat der Fimbag war das "Earn-Out" aber offenbar zu vage. Auch die anderen beiden Bieter hätten Absichtserklärungen für eine Fortführung ("Going-Concern") abgegeben. Rechtlich verpflichtend sind freilich alle diese Erklärungen nicht. Eine Pönalisierung, falls der neue Eigentümer die Bank zerschlägt, stand ursprünglich im Kaufvertrag, wurde später aber gestrichen.

Wie der KURIER bereits berichtete, befürchten die Gemeinden, Bettscheider könnte ihre Kredite gebündelt an Hedge-Fonds verscherbeln oder die Daumenschrauben ansetzen und teurere Konditionen verlangen. Oder auf die Sicherheiten zugreifen. 70 Prozent der 2150 Kommunen sind Kunden der Kommunalkredit. Außerdem wickelt die Bank-Tochter KPC jährlich rund 50.000 Förderfälle und sitzt auf hochsensiblen Daten.

Die Empfehlung der Fimbag geht an Finanzminister Hans Jörg Schelling, der die Letztentscheidung über hat. Ob die Österreich-Gruppe nachbessern kann, ist sehr fraglich. Im Verkaufsprozedere sind Nachverhandlungen nicht vorgesehen.

Bettscheider stieg im Vorjahr aus seiner Investmentbank Main First aus und gründete in der Schweiz die Interritus ("der Unerschrockene"). Er stemmte 2014 mit der Übernahme der Düsseldorfer Hypothekenbank, einer Abbau-Bank, die größte Banken-Akquisition in Deutschland seit der Finanzkrise. Sein Partner ist Ulrich Sieber, der als Vorstand der Commerzbank für die Bad Bank des Groß-Instituts zuständig war.

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