Warum der Metaller-KV für Österreichs Wirtschaft so wichtig ist

Auch die sechste Verhandlungsrunde zum Kollektivvertrag der Metallindustrie begann am Montag mit viel Säbelrasseln. „Es steht Spitz auf Knopf“, sagte Pro-Ge-Chef Reinhold Binder. „Entweder wir erhalten ein akzeptables Angebot, das wir unseren Beschäftigten verkünden dürfen, oder es werden die Streikmaßnahmen, die vorbereitet sind, in den nächsten Tagen durchgeführt.“ Nachsatz: „Unsere Forderung ist eine Erhöhung um 11,6 Prozent und wir sehen keinen Anlass von dieser Forderung abzurücken.“ Dieser Forderung stehen 2,5 Prozent Lohnerhöhung plus eine Einmalzahlung seitens der Arbeitgeber gegenüber.
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„Das Angebot der Arbeitgeber ist weit weg von jeglicher Akzeptanz“, sagte Binder. Und GPA-Verhandler Karl Dürtscher fügte hinzu: „Wenn jemand ein gut erhaltenes Auto anbietet und der Käufer bietet nur einen Schrottpreis, da wird man nicht in Verhandlungen kommen.“ Indes sagte Arbeitgebervertreter Christian Knill, dass es bei einer solchen „außergewöhnlichen Inflationslage kreative Lösungen brauche“. „Beide Partner müssen sich bewegen“, sagte Knill. „Wir gehen davon aus, wenn sich auch die Gewerkschaft bewegt, dann sind wir sicher bereit, uns auch weiter zu bewegen.“
Warum ist der Metaller-KV aber so wichtig für die österreichische Wirtschaft?
1200 Unternehmen mit 200.000 Beschäftigten
Die Metallindustrie ist mit rund 1.200 Unternehmen und rund 200.000 Beschäftigten einer der größten Branchenverbände in Österreich. Neben dem größten Fachverband, der Metalltechnischen Industrie, zählen die Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen, die Sparte Bergbau-Stahl, der Fachverband der Fahrzeugindustrie sowie die Gießereien und die Nichteisen-Metallindustrie dazu. Sie erzeugen unter anderem Motoren, Turbinen, Werkzeug- und Kunststoffmaschinen, Pumpen, Landmaschinen, Teile für die Autoindustrie, Schlösser und Beschläge oder sind im Metall- und Stahlbau tätig. Zu den namhaften Betrieben gehören Amag, Andritz, Leitz, Miba, BMW Motoren, Wacker-Neuson, Plasser & Theurer und voestalpine. 79 Prozent der Betriebe sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), 80 Prozent der erzeugten Produkte gehen in den Export.
Mächtige Gewerkschaft
Die Verhandlungsergebnisse zu den Kollektivverträgen der Metaller sind seit Jahrzehnten Vorbild für andere Branchen. Denn die Metaller starten als Erste die Lohnrunde, weil ihre KV-Verträge am
1. November beginnen. „Tatsache ist, dass es im November sehr wenige Lohnrunden gibt und andere Kollektivverträge erst im Jänner starten. Aus diesem Grund orientieren sich viele daran, was bei den Metallern herauskommt“, sagt KV-Experte Benjamin Bittschi vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) zum KURIER. „Dazu kommt, dass die Metaller ein großer Verband und sehr gut organisiert sind. Es steckt viel Manpower und ökonomisches Know-how sowohl auf Arbeitnehmer- als auch auf Arbeitgeberseite dahinter. Das können nicht alle Fachverbände liefern wie die Metaller.“ Außerdem sei in den Metallerbetrieben der gewerkschaftliche Organisationsgrad hoch.
Die Metalltechnische Industrie sagt von sich, eine der bestzahlenden Branchen zu sein. Der Mindestlohn beträgt 2.230 Euro brutto, der Durchschnittslohn 3.670 Euro und das Durchschnittsgehalt 5.100 Euro brutto.
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