Herbstlohnrunden zwischen Krise, Kreativität und Konsens

HERBSTLOHNRUNDE: START DER METALLER-KV-VERHANDLUNGEN: BINDER /  KNILL / FERRARI / EHRLICH-ADAM
KV-Verhandlungen: Eisenbahner kurz vor Abschluss, Sozialwirtschaft noch weit auseinander und Handel sondiert erst.

Der Schulterschluss in der Metallindustrie und jetzt auch bei den Beamten bringt die Verhandlungen in den laufenden Herbstlohnrunden der Wirtschaft unter Zugzwang. Die Erwartungshaltungen sind groß, wenn sich gleich zwei so wichtige Berufsgruppen überraschend schnell auf moderate und vor allem kreative, zweijährige Gehaltsanpassungen einigen.

Doch wie sieht es mit Konsensfähigkeit und Lohnzurückhaltung seitens der Gewerkschaft in anderen Branchen aus? 

Die Vorzeichen stehen zumindest beim Kollektivvertrag für die 55.000 Beschäftigten bei den heimischen Bahnunternehmen gut. Für die vierte Verhandlungsrunde am 15. Oktober wird sowohl von Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite ein Abschluss in Aussicht gestellt. In den kommenden Tagen sollen noch Detailberechnungen erfolgen, teilten die Verhandler in einer gemeinsamen Aussendung mit. Über konkrete Zahlen wurde bis dahin Stillschweigen vereinbart. Ein eher ungewöhnlicher Schritt, um ganz bewusst Streitereien in der Öffentlichkeit zu vermeiden.

Zum Auftakt der Verhandlungen nahm man eine rollierende Inflation von 3 Prozent als Basis für das Gehaltsplus. Gut möglich, dass am Ende analog zu den Metallern ein auf zwei Jahre gestreckte Staffelung der Erhöhung vereinbart wird. Verhandelt wird auch ein neuer KV für die 350 Fluglotsinnen und Fluglotsen der Austro Control. Hier pocht die Gewerkschaft auf eine Abgeltung der Jahresinflation 2025 und einem fairen Anteil am gestiegenen Luftverkehrsaufkommen.

Metaller kein Vorbild

Eine gänzlich andere Ausgangsbasis als bei den Metallern gibt es in der Sozialwirtschaft. Für die rund 130.000 Beschäftigten in privaten Gesundheits- und Sozialeinrichtungen fordern die Arbeitnehmervertreterinnen ein Gehaltsplus von vier Prozent. Die Sozialwirtschaft sei von keiner Krise betroffen, ganz im Gegenteil, die Nachfrage steige und erhöhe den Personalmangel, so die Begründung. Die Arbeitgeber machten bisher kein Angebot. 

Sie verweisen auf den Sparzwang der öffentlichen Hand, die den Sektor maßgeblich finanziert. Eine Inflationsabgeltung sei nicht finanzierbar, es gehe um Arbeitsplatzerhalt. Aus budgetären Zwängen ist auch hier ein gestaffelter Zwei-Jahres-Abschluss möglich. Am 21. Oktober wird weiterverhandelt.

Einen solchen Zwei-Jahres-Abschluss gibt es bereits im Handel, doch wie bei den Beamten muss er wohl neu verhandelt werden. Die Sozialpartner vereinbarten nämlich, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 der je nach Inflationshöhe gestaffelte Handels-KV-Abschluss für 2026 hinfällig ist und neu gefeilscht werden muss. Die finale Entscheidung dazu wird am 17. Oktober fallen. Zwischen den Sozialpartnern laufen jedoch bereits Sondierungsgespräche, offizielle Verhandlungen dürften wieder Ende Oktober starten.

Der Handel beschäftigt in Österreich rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter.

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