Handelsobmann Trefelik: "KV wird zu 99,9 Prozent neu verhandelt"

Wegen der anhaltend hohen Inflation muss der für zwei Jahre abgeschlossene Kollektivvertrag für die rund 450.000 Handelsangestellte neu aufgeschnürt werden. Eine endgültige Entscheidung darüber gibt es Mitte Oktober. "Wir werden den Handels-KV mit 99,9 Prozent Wahrscheinlichkeit neu verhandeln", sagte Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKO) am Mittwoch zum KURIER.
Die Sozialpartner vereinbarten im Vorjahr, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 der Handels-KV-Abschluss für 2026 hinfällig ist und neu verhandelt werden muss. Die am Mittwoch veröffentlichte Inflationsschnellschätzung der Statistik Austria für September ergab jedoch 4 Prozent.
Damit würde die rollierende Inflation der letzten zwölf Monate rund 3 Prozent betragen. Die finalen Inflationszahlen für September veröffentlicht die Statistik Austria aber erst am 17. Oktober. Dann entscheiden die Sozialpartner über die weitere Vorgehensweise.
Inflations-Prognosen haben nicht gehalten
Kritik übt Trefelik an der Inflationsprognose der Ökonomen von Wifo und IHS, die im Vorjahr noch von einer sinkenden Inflation ausgingen. "Wir sind damals davon ausgegangen, dass das hält. Jetzt sind die wirtschaftlichen Parameter aber andere und daher müssen wir wieder miteinander reden". Im ersten Halbjahr lief es im Handel zwar etwas besser, Trefelik sieht jedoch noch keine Trendwende: "Es bleibt eine schwierige Situation". Die Gewerkschaft GPA stellte bereits klar, dass es anders als bei den Metallern im Handel keinen Abschluss unter der rollierenden Inflation geben werde. "Der Krisenabschluss in der Metallindustrie war ein Branchenspezifikum", so GPA-Chefin Barbara Teiber.
Ursprünglich gestaffelte Gehaltserhöhung für 2026 vereinbart
Gewerkschaft und Wirtschaftskammer hatten sich im Vorjahr auf eine gestaffelte Gehaltserhöhung für 2026 abhängig von der Inflation geeinigt. Konkret sah die Vereinbarung für den Handels-KV 2026 folgend aus: Bis zu einer rollierenden Inflation von 2,3 Prozent wären die Gehälter um 0,5 Prozent über der Inflationsrate angehoben worden. Bei einer Jahresinflation von 2,4 und 2,5 Prozent wären 0,4 Prozent aufgeschlagen worden. Bei 2,6 Prozent Teuerung hätte das Plus dann 0,3 Prozent betragen, bei 2,7 Prozent waren nur noch 0,2 Prozent über der Inflation vorgesehen und bei 2,8 Prozent lediglich 0,1 Prozent. Bei 2,9 Prozent Inflation wäre nur die Inflation abgegolten worden. Für einen rollierenden Verbraucherpreisanstieg von drei Prozent oder mehr hatten die Sozialpartner Neuverhandlungen vereinbart.
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