Körberlgeld mit Wechselkursen

In Euro oder Landeswährung? Das Ja zur sofortigen Euro-Abbuchung kann um bis zu zehn Prozent teurer kommen
Wer außerhalb der Eurozone Bargeld am Geldautomaten behebt oder mit Kreditkarte zahlt, sollte aufpassen.

In Euro oder Landeswährung?" Wer außerhalb der Eurozone am Geldautomat Bargeld abhebt oder den Einkauf mit der Bankomatkarte bezahlt, wird neuerdings immer öfter mit dieser Frage konfrontiert. Sie erscheint am Display, sobald die Plastikkarte in den Terminal gesteckt und der PIN-Code eingegeben wurde.

Körberlgeld mit Wechselkursen
Paylife, DCC Zahlung,
"Dynamic Currency Conversion" (DCC), zu Deutsch "dynamische Währungsumrechnung", nennt sich dieses Service, das sich gerade rasant verbreitet. So funktioniert’s: Nach Eingabe des PIN-Codes und des gewünschten Betrages am Terminal erkennt die Software sofort, aus welchem Land die Karte kommt. Der Betrag wird am Display automatisch auch in Euro angezeigt und es erscheint die Frage, ob die Abbuchung gleich zum eingeblendeten "garantierten Wechselkurs" in Euro erfolgen soll oder in der Landeswährung, also in Pfund, Dollar oder Zloty.

Fast alle Kunden entscheiden sich – oft in der Hektik – instinktiv für den Euro, in der Meinung, so wenigstens den tagesaktuellen Wechselkurs verrechnet zu bekommen. Was viele nicht wissen: Banken, Kartenzahlungsabwickler und Händler schneiden bei der sofortigen Umrechnung kräftig mit.

Spesen eingepreist

Beim "Ja zum Euro" werden nämlich zusätzliche Gebühren von mehreren Prozent verrechnet. "Der garantierte Wechselkurs ist grottenschlecht, da werden die Spesen schon eingepreist", sagt Bernd Lausecker, Finanzexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI). Laut Erhebung der Deutschen Stiftung Warentest in fünf Nicht-Euro-Ländern war das "Ja zum Euro" nie billiger, dafür bis zu zehn Prozent teurer als die Verbuchung in Landeswährung. Besonders häufig sind "DCC-Fallen" in den USA, Großbritannien oder Polen. Polens Tourismuszentrale warnt laut Zeit bereits vor "plumper Abzocke".

Auch in Österreich häufen sich Beschwerden über überhöhte Wechselkurse, die oft erst bei Durchsicht der Monatsabrechnung wirklich sichtbar werden.

Der VKI rät, sich genau über die Wechselkurse zu informieren und sich im Zweifelsfall gegen DCC zu entscheiden. Denn erfolgt die Abbuchung in Landeswährung ohne Umrechnung, ist die ausländische Bank verpflichtet, dies der Heimatbank genau so zu melden . Die Hausbank rechnet dann zu dem mit dem Kunden in den Geschäftsbedingungen vereinbarten, oft günstigeren, Wechselkurs um und belastet das Konto in Euro.

Display-Tricks

Obwohl Automatenbetreiber und Kartenfirmen versichern, der Kunde hätte ohnehin die Wahl, ob er DCC will oder nicht, sieht die Praxis anders aus. Lausecker spricht von "manipulativen Tricks" am Display. So erscheint der Euro-Betrag in Grün, während die Fremdwährung in Rot eingeblendet wird. Auch Händler drängen oft zur Sofort-Abrechnung, berichten Kartenhinhaber.

Verständlich. So bietet etwa die heimische Kreditkartenfirma PayLife Händlern, die DCC anbieten, ein Prozent des Umsatzbetrages als Provision. Laut PayLife sind die Händler vertraglich verpflichtet, die Wahlfreiheit "alleinig dem Karteninhaber" zu überlassen. Sollte dieser mit DCC schlechter fahren, kann er bei PayLife die Wechselkursdifferenz zurückfordern.

DCC - Dynamic Currency Conversion ("dynamische Währungsumrechnung") ist ein Abrechnungssystem für Wechselkurs. Es bietet im Nicht-Euro-Ausland den Vorteil, den jeweiligen Abrechnungsbetrag am Display sofort in Euro zu sehen. Es besteht die Option, sofort zum eingeblendeten Bankenmittelkurs (Kurs zwischen Ankauf- und Verkaufskurs) abzurechnen, wobei allerdings eine zusätzliche Provision aufgeschlagen wird. Zweite Option ist die Abbuchung in der jeweiligen Fremdwährung, die von der kartenausgebenden Bank ebenfalls zumeist am selben Tag in Euro umgerechnet wird.

In Nicht-Euro-Länder fallen bei Zücken der Kredit- oder Bankomatkarte immer Spesen an. Am teuersten ist es, wenn mit der Kreditkarte Bargeld abgehoben wird. Laut Erhebung der Arbeiterkammer (AK) bei heimischen Anbietern kommen zu den auch im Inland anfallenden drei Prozent vom abgehobenen Betrag (mind. 2,5 Euro bis vier Euro) noch Manipulationsgebühren von bis zu zwei Prozent dazu. Wer mit der Bankomatkarte Bargeld abhebt, hat Spesen von 0,75 Prozent plus 1,82 Euro, beim Bezahlen 0,75 Prozent plus 1,09 Euro. Bezahlen mit der Kreditkarte kostet zusätzlich 1,5 bis zwei Prozent.

Laut diverser Leserreaktionen bieten jedoch deutsche Direktbanken wie die Deutsche Kreditbank AG (DKB) auch spesenfreie Geld-Behebungen im Ausland an.

Da die Spesen je nach Kartenangebot variieren, empfiehlt die AK, sich genau zu informieren, welche Spesen in Nicht-Euro-Länder anfallen und wie Wechselkurse abgerechnet werden. Einige Anbieter weisen fixe Wechselkurse auf ihrer Homepage aus, andere verrechnen den am Zahltag offiziellen Kurs. Achtung: In bestimmten Ländern außerhalb Europas/USA muss die Bankomatkarte extra freigeschaltet werden (GeoControl).

Einen Spesenüberblick bei Bankkarten bietet auch der AK-Bankenrechner

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