Klimaziele: Oldtimer-Fahrer wollen nicht auf der Strecke bleiben

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Debatte darüber, ob Oldimer als Kulturgut Weltkulturerbe-Status haben sollen.

3,7 Milliarden Euro – das ist der geschätzte Wert des Gesamtbestandes aller Oldtimer in Österreich. Angesichts der Debatten rund um Diesel-Fahrverbote, autonomes Fahren, Elektro- und Wasserstoffantrieb sowie Klimawandel sorgen sich immer mehr Besitzer, wo eigentlich ihr Oldtimer in Zukunft seinen Platz finden und vor allem, wie sich dessen Wert entwickeln wird.

„Grundsätzlich sprechen wir bei einem Oldtimer von einem Kulturgut“, sagt Christian Schamburek, Generalsekretär des Kuratoriums Historische Mobilität Österreich. Der Weltverband der Oldtimerclubs Fédération Internationale des Véhicules Anciens (FIVA) berät derzeit die UNESCO, ob der Oldtimer als Kulturgut einen Welterbe-Status haben sollte. „Hier gibt es Gespräche“, bestätigt Schamburek.

Klimaziele: Oldtimer-Fahrer wollen nicht auf der Strecke bleiben

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Anhaltend beliebt

In der Bevölkerung genießen Oldtimer ungeachtet aller Diesel-Fahrverbotsdiskussionen nach wie vor große Beliebtheit. 59 Prozent der Österreicher freuen sich laut der Studie „Oldtimer in Österreich“, von Schamburek und Marktforscher Robert Sobotka, wenn sie einen solchen auf der Straße sehen. „Was in Zukunft die Digitalisierung auf die Straße bringen wird, ist derzeit noch ein großes Fragezeichen“, sagt Schamburek. Werden Oldtimer und die Autos der Zukunft nebeneinander oder getrennt unterwegs sein? Auf Hauptverkehrsadern, wie Autobahnen, wird sich das autonome Fahren durchsetzen, vermutet der Experte. Aber abseits davon, auf Landstraßen und in kleinen Ortschaften, wo sich die Leidenschaft der Oldtimerfahrer abspielt, werde es ein Miteinander geben müssen.

Ob in 30 Jahren noch Autos mit Verbrennungsmotoren auf der Straße sein werden, ist keine oldtimerspezifische Frage, meint Schamburek. Jedenfalls müsse man die Relationen zurechtrücken. „Der Individualverkehr wird derzeit groß diskutiert, die größeren Umweltsünder sind aber kalorische Kraftwerke, Industriebrand, Flugzeuge, Container- und Kreuzfahrtschiffe und Nutztierhaltung.“ Auf Oldtimer würden nur 0,2 Prozent aller gefahrenen Kilometer entfallen, die von Pkw zurückgelegt werden. Der Anteil sei also verschwindend.

Aufbruch

Die Rolle von Fahrzeugen – insbesondere von Oldtimern – in der gesellschaftspolitischen Entwicklung würde eine entsprechende Würdigung verdienen, meint der Experte. Immerhin begann mit dem Ford T, dem ersten ab 1908 serienmäßig gefertigten Auto, ein Aufbruch in eine neue Zeit. Die Menschen seien ab da nicht mehr lokal verankert gewesen, was sich auf ihr Arbeitsleben genauso wie auf ihr Freizeit- und Urlaubsverhalten ausgewirkt habe. So gesehen sei die dadurch erlangte Mobilität ein für den Menschen ähnlicher Meilenstein wie das Buch oder das Internet.

690 Millionen Euro Umsatz

Die Oldtimer-Branche ist in Österreich nach wie vor sehr robust und lebendig. 690 Millionen Euro werden pro Jahr umgesetzt, die Mehrheit der Unternehmen rechnet mit einer positiven Umsatzentwicklung. Einziges Problem: „Es gibt zu wenig Nachwuchs bei Mechanikern“, sagt Schamburek. Alte erfahrene Handwerker gehen in Pension, junge kommen kaum nach. Und das, obwohl die Aussichten gut sind und die Arbeit interessant ist.

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Emotionaler Anker

Besser sieht es beim Fahrernachwuchs aus. Junge würden sich nach wie vor für Oldtimer interessieren. Was als Oldtimer gesehen werde, sei aber einer laufenden Veränderung unterzogen. „Meistens gibt es einen emotionalen Anker“, sagt Schamburek. Oft ist es das Auto des Vaters, des Großvaters oder eines, dass in der Kindheit bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Daher verwundert es nicht, dass Oldtimer immer „jünger“ werden, sprich deren Baujahr auf der Zeitachse nach vorne wandert. Interessierten sich früher Oldtimerfahrer eher für Modelle aus den 60er-Jahren, rücken heute immer öfter auch Autos aus den 80er- und 90er-Jahren in den Fokus. Ein VW Golf, ein Opel oder ein Mazda MX-5 kann da schon darunterfallen.

In Österreich sind 257.800 Oldtimer zugelassen. 96.000 Personen besitzen mindestens ein historisches Fahrzeug, 1,2 Millionen würden gerne eines besitzen. Der typische Oldtimer-Fahrer ist männlich und zwischen 41 und 60 Jahre alt. Die durchschnittliche Fahrleistung liegt jährlich bei 700 Kilometern. 64 Prozent sehen Oldtimer als Kulturgut an, das erhalten werden soll.

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