Bald viel zu heiß für gute Ernten

Der Bedarf an künstlicher Bewässerung wird wegen höherer Durchschnitts-Temperaturen und mehr Trockenperioden in den nächsten Jahren deutlich steigen.
Experten erwarten große Schwankungen bei Jahres-Ernteerträgen. Mehr Mais, weniger Grünland.

Die Karten werden wegen des Klimawandels neu gemischt. Nach aktuellen Klimaszenarien werden bis 2050 die Jahresdurchschnitts-Temperaturen verglichen mit dem Zeitraum von 1960 bis 1990 um etwa zwei Grad steigen. An der Universität für Bodenkultur in Wien sind Prognosemodelle im Einsatz, mit denen die Auswirkungen des Klimawandels für den Agrarbereich abgeschätzt werden. "Die Regionen sind vom Klimawandel sehr unterschiedlich betroffen. Manche werden gewinnen, andere werden verlieren", lautet eine der Schlussfolgerungen von Univ. Prof. Josef Eitzinger.

Bald viel zu heiß für gute Ernten
Prof. Dr. Josef Eitzinger, Uni BOKU, Leiter des Meteorologisches Institut

Der Leiter des Instituts für Meteorologie an der Boku rechnet mit "größeren Schwankungen bei den Jahres-Ernteerträgen". Sehr gute Jahre wechseln mit Jahren, in denen die Ernteerträge etwa wegen langer Trockenperioden oder sehr starken Regenfällen deutlich unter dem Durchschnitt liegen. Dass es wegen des Temperaturanstiegs künftig mehr und längere Hitzeperioden geben wird, ist kein Geheimnis.

Hitzeresistenz

Die Anbaufläche von hitzeresistenten Pflanzen wie Mais, Sonnenblumen oder Hirse wird daher steigen. Eine wichtige Aufgabe ist die Züchtung von wärmeliebenden Pflanzensorten. Dazu kommt, dass mit dem Klimawandel Pflanzenschädlinge zuwandern, die es bisher in Österreich noch nicht gegeben hat. Bekannte Schädlinge, wie etwa der Maiswurzelbohrer, können sich künftig noch besser entwickeln.

Für die Nutztierhaltung sind steigende Temperaturen eher ein Nachteil. Bei Hitzestress sinkt das Wachstum von Schweinen, und Kühe geben weniger Milch.

Bei den Niederschlägen sind die Prognosen nicht so eindeutig. Die Regenmenge wird in den Jahressummen gleich bleiben oder leicht steigen, allerdings bei abnehmenden Sommer- und zunehmenden Winterniederschlägen. Vor allem in Ostösterreich werden geringere Sommerniederschläge zusammen mit höherer Verdunstung zu längeren Trockenperioden führen.

Von Mai bis September ist etwa im Marchfeld mit vermehrter Trockenheit und Sommerhitze zu rechnen. Wasserknappheit ist auch in Regionen nördlich der Donau wie dem Wein- und Waldviertel sowie im Südosten der Steiermark häufiger zu erwarten.

Das wird den Ertrag beeinträchtigen. Die Notwendigkeit der künstlichen Bewässerung steigt. Derzeit werden im Mittel etwa nur drei Prozent der heimischen Wasserreserven für die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen verwendet. Allerdings sind in Österreich die großen Wasserreserven nicht in der Nähe der großen Anbauflächen im Osten des Landes.

Mehr Winterzeiten

Der Klimawandel bringt aber auch Vorteile, wie beim Anbau von Winterweizen. Den Pflanzen bekommt die zunehmende Winterfeuchtigkeit gut, und der Reifeprozess ist noch vor der Sommerhitze beendet. Es gibt noch einen weiteren positiven Effekt. Der wegen des Klimawandels steigende CO2-Gehalt der Luft sorgt für besseres Wachstum.

Insgesamt wird der Anteil von Grünland zugunsten von Ackerflächen mit trockenresistenten Pflanzen sinken. Probleme könnte es laut Eitzinger vor allem in Gebieten geben, wo die Bodenqualität den Umstieg auf Ackerbau verhindert, wie etwa in Teilen des Waldviertels.

Vorteile bringt der Klimawandel dem Alpenvorland. "Wärmere Sommer mit weniger Niederschlag werden sich dort günstig auswirken", ist Eitzinger überzeugt. Wegen der längeren Vegetationsperioden sind künftig mehr Grasschnitte möglich.

Die Anbauregionen für den Weinbau werden wachsen. Eine gute Nachricht für Freunde von wärmeliebenden Weißwein-Sorten wie Chardonnay oder von Rotweinen wie dem Pinot noir.

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