Leitl will länger statt kürzer arbeiten lassen
Mitte Juli soll ein Arbeitsmarktgipfel der Regierung konkrete Maßnahmen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit beschließen. Doch die Fronten zwischen den Sozialpartnern sind verhärtet. Die jüngsten Forderungen der Gewerkschaft nach Arbeitszeitverkürzung, Überstunden-Euro und sechster Urlaubswoche lehnt die Wirtschaftskammer (WKO) vehement ab.
Stattdessen pocht WKO-Präsident Christoph Leitl auf mehr Flexibilität durch eine rasche Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden und der wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 50 auf 60 Stunden. Der Durchrechnungszeitraum zum Ausgleich für Überstunden soll von ein auf zwei Jahre ausgedehnt werden. "Es soll niemand gezwungen werden, flexibler zu arbeiten, aber die Betriebe auch nicht bestraft werden, wenn sie das tun."
Die Gewerkschaft fürchtet um Überstundenzuschläge und lehnt eine Arbeitszeitausdehnung ab. "Von der Leitl-Formel halten wir gar nichts", bekräftigt GPA-djp-Vize-Chef Karl Proyer. Um der Gewerkschaft Wind aus den Segeln zu nehmen, ließ die WKO vom Linzer market-Institut die Meinung der Arbeitnehmer erheben. Diese äußern sich ob der möglichen Folgen für ihren Betrieb skeptisch zu einer generellen Arbeitszeitverkürzung. Die Hälfte der Befragten glaubt, dass Betriebe dann versuchen werden, dieselbe Arbeit in weniger Zeit unterzubringen, so dass der Stress steigt.
Auch bei den Überstunden zeigt man sich pragmatisch. Eine Verteuerung wird von knapp zwei Dritteln abgelehnt. Dies sei für den eigenen Betrieb nicht vertretbar. Leitl schließt daraus ein "Gespür der Leute, was gut ist und was nicht". Dass Gewerkschafts-Umfragen ganz andere Ergebnisse bringen, erklärt market-Chef Werner Beutelmeyer schlicht mit der Fragestellung.
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