3-D lässt die Kinokassen klingeln

3-D lässt die Kinokassen klingeln
Österreichs größter Betreiber Cineplexx treibt Expansion in Südosteuropa voran.

In den USA war es der erfolgreichste Kinostart aller Zeiten, in Österreich lockte die Premiere am vergangenen Wochenende 120.000 Kinobesucher an. Die Comic-Verfilmung "Iron Man 3" – natürlich in 3-D – zählt zu jenen zehn Blockbustern im Jahr, ohne die eine Kinokette nicht überleben könnte. „Ein gutes Drittel bis 40 Prozent unserer Besucherzahlen entfällt auf die zehn Top-Filme“, verrät Christof Papousek, Geschäftsführer von Österreichs größtem Kinobetreiber Cineplexx.

Neueste Kinotechnologie wie 3-D, realitätsnaher, dynamisch rotierender Sound (Dolby Atmos) oder vibrierende Sitze (Motion Seats) verbessern nicht nur das Kinoerlebnis, sondern erlauben den Betreibern auch höhere Ticketpreise. „3-D brachte einen totalen Kick für die Filmindustrie und die Kinobetreiber“, erzählt Papousek. Auch wenn das Heimkino stark aufrüste, könne es noch lange nicht die Qualität eines Kinosaals bieten. „Und wer hat schon eine 20-Meter-Leinwand zu Hause?“ Jene, die zu Hause viele Filme ansehen, würden auch öfter ins Kino gehen, weiß Papousek.

Nach längerer Durststrecke darf sich die Kinobranche dank 3-D wieder über steigende Umsätze freuen (siehe unten). Cineplexx, Tochter der Wiener Constantin Film-Holding, nutzt die Digitalisierung auch für weitere Übernahmen im Ausland. Nicht alle traditionellen Kinos schaffen die teuren Umrüstungen und stehen daher vor dem Aus oder zum Verkauf. Constantin startete seine Expansion bereits vor fünf Jahren und ist inzwischen mit insgesamt 35 Multiplex- und sechs traditionellen Kinos in sieben europäischen Ländern vertreten.

Der Fokus liegt dabei auf Südosteuropa, vor allem den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, wo immer mehr große Shoppingcenter eröffnen. Die Gruppe betreibt Kinocenter in Kroatien, Serbien, Montenegro, Mazedonien und Italien.

Slowenien

Der jüngste Coup erfolgte in Slowenien, wo Cineplexx im Vorjahr die Kinokette Planet Tus mit fünf Standorten übernahm und nach einer Modernisierung zu Pfingsten wieder aufsperrt. „Wir wollen den Kinomarkt in Slowenien ankurbeln“, sagt Constantin-Chef Christian Langhammer, der für das Investment elf Millionen Euro in die Hand nahm. Als weitere Expansionsziele nennt er Bosnien, Kosovo, Albanien und Weißrussland.

Damit rückt die seit dem Ausstieg der Kirch-Gruppe 2003 zur Gänze in österreichischem Eigentum stehende Constantin Film zu den Top-Playern in Europa auf. „Im ehemaligen Jugoslawien sind wir bereits die führende Kinokette“, so Papousek. In Österreich ist Constantin auch im Filmverleihgeschäft tätig. Im Vorjahr setzte das Unternehmen mit 1200 Mitarbeitern rund 115 Millionen Euro und zählte rund zehn Millionen Kinobesucher. Etwa 80 Prozent des Umsatzes entfallen nach wie vor auf Österreich.

Faultier Sid lockte mehr Publikum an als Actionheld James Bond. „Ice Age 4“ war mit knapp 950.000 Besuchern der erfolgreichste Kinofilm im Jahr 2012. Bond-Film „Skyfall“ sowie – etwas überraschend – die französische Komödie „Ziemlich beste Freunde“ folgten auf den Plätzen. Mit 16,74 Millionen Besuchern freuten sich die heimischen Kinobetreiber über ein Wachstum von zwei Prozent gegenüber 2011.

Bei den Umsätzen gab sogar es ein Plus von vier Prozent, was auch auf teurere Ticketpreise auf Grund von 3-D und Digitalisierung zurückzuführen war. Ein deutliches Lebenszeichen gab es vom österreichischen Film. Mit mehr als 80.000 Besuchern gehörte „Amour“ von Oscar-Preisträger Michael Haneke zu den drei erfolgreichsten österreichischen Filmen im Jahr 2012. „Und das ist definitiv kein Film für Jugendliche“, freut sich Bernhard Gerstberger vom Fachverband der Kinobetriebe in der Wirtschaftskammer über eine wieder steigende Anzahl reiferer Kino-Besucher.

Kinokultur

Im Schnitt geht jeder Österreicher 2,1-mal pro Jahr ins Kino, womit die Kinokultur eher unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Die Franzosen gehen doppelt so oft.

Trotz Oscar-Gewinns ist der Anteil nationaler Filmproduktionen in Österreich wie in Europa rückläufig. Im Vorjahr sank der Anteil in Europa von 15 auf 13 Prozent, in den heimischen Kinos liegt er bereits bei unter vier Prozent. Zwei Drittel der gezeigten Filme stammen aus den USA.

In Österreich gibt es 565 Kinosäle, wobei die Ketten Cineplexx, UCI und Hollywood Megaplex den Markt dominieren. Trotz Verdrängungskampf und damit dem Aus vieler Kleinkinos vor allem in Wien blieb die Zahl der Sitzplätze seit zehn Jahren fast unverändert.

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