Bei der größten Molkerei Österreichs, der Berglandmilch, sind die Anliefermengen der Milchbauern verglichen mit dem Vorjahr um 1,5 Prozent zurückgegangen. Braunshofer geht davon aus, dass es in den „nächsten drei bis vier Monaten keine Preisausschläge geben wird“. Eine längerfristige Prognose hält er allerdings für „Kaffeesudleserei“.
Denn beim Brexit sind für die heimische Milchwirtschaft noch viele Fragezeichen offen. Vor allem in Irland und in Polen wurde seit der Aufhebung der Milchlieferquoten in der EU im April 2015 die Produktionsmengen deutlich gesteigert. Irland beliefert vor allem Großbritannien.
„Wo kaufen die Briten nach dem Brexit ein?“, lautet eine der offenen Fragen. Gibt es künftig ein Handelsabkommen mit der EU und werden darin Zölle festgelegt? Wenn ja, für welche Waren oder Warengruppen? Sind Milch, Käse oder Joghurt gleichmäßig davon betroffen? Wird die irische Landwirtschaft künftig versuchen, mehr Produkte am Kontinent abzusetzen? Welche Produkte werden das sein?
Derzeit wird Käse und auch etwas Butter vom Lebensmitteleinzelhandel importiert. Werden sich die Importmengen verändern? Wird künftig auch Rohmilch importiert? Das entscheiden die drei großen Lebensmitteleinzelhändler. Die Molkereien sind da nur Zuschauer.
Produktstrategie
Bei der Berglandmilch werden derzeit 30 bis 40 Prozent der angelieferten Milch zu Käse verarbeitet. Die Entscheidung, welche Lebensmittel aus Milch produziert werden, ist nicht so einfach. „Wenn ich Butter produziere, entnehme ich der Milch viel Fett. Was mache ich dann mit der Magermilch?“, lautet die Überlegung von Braunshofer.
Den heimischen Molkereien bleibt gar nichts anderes übrig, als auf Qualität zu setzen. Beim Preis allein haben sie aufgrund der strukturellen Nachteile der heimischen Milchwirtschaft keine Chance, im Bergland Österreich sind die Kosten für das Sammeln von Milch dreimal so hoch wie im flachen Norddeutschland. In Irland steht eine Kuh 300 Tage im Jahr auf der Weide und muss daher nicht gefüttert werden. In Österreich müssen die Kühe den Winter im Stall verbringen. Das sorgt für höhere Kosten. In Österreich hat ein Milchbauer durchschnittlich etwas weniger als 20 Kühe im Stall. In der Slowakei sind es fast 250 Kühe pro Bauer.
Ohne EU-Förderungen gäbe es in weiten Teilen Österreichs keine Landwirtschaft. Die heimischen Agrarpolitiker lehnen daher eine Kürzung der Förderungen für die Landwirtschaft strikt ab.
Die meisten Molkereien sind Genossenschaften und gehören daher den Milchbauern selbst. Die NÖM wurde einst von Raiffeisen übernommen, um sie vor der Pleite zu bewahren. Raiffeisen will sie an die Milchbauern verkaufen. Zumal sich die Gewinne in Grenzen halten.
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