Keine Entspannung bei Anleihen

Keine Entspannung bei Anleihen
Da der Befreiungsschlag in der Schuldenkrise ausgeblieben ist, gibt's nun den nächsten Vorstoß für Eurobonds "light“.

Der Wahlausgang in Athen sorgte nicht für den erhofften Befreiungsschlag auf den Anleihenmärkten: Zwar sank der Kurs der als sicherer Hafen geltenden Zehn-Jahres-Anleihe Deutschlands um 0,44 Prozent auf 141,66 Punkte, für Spanien und Italien gab es aber keine Entwarnung.

Die Renditen für spanische Papiere mit zehnjähriger Laufzeit stiegen am Montag auf ein neues Rekordhoch von 7,1 Prozent. Auch jene Italiens kletterten erneut über die Sechs-Prozent- Marke. Spaniens Finanzminister Cristobal Montoro forderte daraufhin erneut ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank.

Um das Problem in den Griff zu bekommen, drängen EU-Spitzen wie Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso oder Mario Draghi von der Europäischen Zentralbank wie berichtet nun auf "Eurobills": Schon Ende dieser Woche könnten sie laut Spiegel den Staatschefs einen entsprechenden Vorschlag für die Ausgabe limitierter gemeinsamer Schuldverschreibungen unterbreiten (siehe unten).

"Es gibt einen Meinungsumschwung Richtung Eurobonds. Auch die Deutschen werden sich beugen müssen", glaubt Fritz Mostböck, Chefanalyst der Erste Group. Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle zeigte sich jedoch am Montag wenig begeistert: "Deutschland kann nicht für alle Schulden in Europa haften", warnte er.

Für den Chefökonomen der Industriellenvereinigung (IV), Christian Helmenstein, haben Eurobonds zwar Charme, aber erst in zehn bis 20 Jahren. Zuerst müsse es eine politische Integration Europas geben. Für die aktuellen Finanzprobleme Südeuropas seien sie keine Lösung.

Reaktionen

Während die Eurobills-Vorstöße nicht auf ungeteilte Zustimmung stießen, wurde der Wahlausgang in Athen von zahlreichen Experten durchaus positiv bewertet. "Für den Euro sieht die Lage jetzt etwas besser aus", meinte etwa Wirtschaftsforscher Marcus Scheiblecker vom Wifo zum KURIER. Auf Athen komme aber noch jede Menge Arbeit zu. Er ist überzeugt, dass die Griechen der EU aufgrund des Kurswechsels von Frankreich zumindest einige kleine Konzessionen abringen werden können.

Als "ersten positiven Schritt, wenn die Regierung gebildet ist", bezeichnet auch der Klagenfurter Volkswirtschafter Gottfried Haber den Wahlausgang. Ein Aufschnüren des Reformprogramms sieht er skeptisch: Neuverhandlungen würden die "Glaubwürdigkeit" der Verhandlungspartner untergraben.

Für den IV-Ökonomen Helmenstein ist das oberste Gebot für Griechenland, "das Reformtempo zu verstärken". Mit dem aktuellen Tempo steuere das Land geradewegs in die Zahlungsunfähigkeit.

Die Schuldenkrise scheint mit der Wahl aber noch nicht gelöst. Scheiblecker meint: "Wir können uns weiter auf einen heißen Sommer einstellen, nicht nur, was das Wetter betrifft."

Euro-Bills: Anlauf für Eurobonds light

Gemeinsame Anleihen Pläne gab es schon viele: Gemeinsame Anleihen aller Euroländer (genannt Eurobonds) sollten – mit der guten deutschen Bonität im Hintergrund – die Schuldenaufnahme für viele Euro-Länder billiger machen. Problem: Für Deutschland und Österreich würde es damit teurer. Nun steht die Light-Version zur Diskussion: Euro-Bills sollen nur eine Laufzeit von einem Jahr haben, die Höhe auf zehn Prozent des BIP beschränkt werden.

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