Elektrohändler appellieren an Patriotismus

Kauf der Unterhaltungselektronik wandert immer mehr ins Web
Schon 16 Prozent des Umsatzes gehen an Amazon & Co. Wie viel davon versteuert wird, weiß niemand.

Immerhin mehr als 20 Jahre hat es gebraucht, bis der heimische Elektrohandel auf die übermächtige Konkurrenz aus dem Internet reagiert. Mit einer Kampagne.

Pünktlich zum Start des Weihnachtsgeschäftes soll der Werbeslogan "kauft wird zhaus" die Österreicher daran erinnern, doch bei ihrem Fachhändler vor Ort einzukaufen. Die Wirtschaftskammer (WKO) gibt dafür einen sechsstelligen Betrag aus. Geworben wird mit persönlicher Beratung und Betreuung statt anonymen Callcenters – und mit Steuerpatriotismus. "Als Fachhändler zahle ich Kollektivverträge, finanziere die Geräte-Entsorgung und die Pensionen der Künstler mit und zahle brav U-Bahn-Steuer. Und was zahlt Amazon?" fragt Wolfgang Krejcik, Obmann des Bundesgremiums Elektrofachhandels in der WKO.

Weil er sein Österreich-Geschäft von Luxemburg aus betreibt, entziehe sich der Online-Riese einer Betriebsprüfung in Österreich. Wie viel der Konzern an Mehrwertsteuer abliefere, wisse niemand. Krejcik vermutet einen "dreistelligen Millionenbetrag" an vorenthaltener Steuern pro Jahr. Amazon versichert hingegen, sich stets an alle Gesetze zu halten. "Wir winseln nicht um Gnade, wir wollen nur Steuergerechtigkeit", appelliert Krejcik an den künftigen Finanzminister, die Kontrollen zu verschärfen.

Abwanderung

Wie viel Geld tatsächlich über den Versandhandel ins Ausland fließt, lässt sich nur schätzen. Die Wirtschaftskammer geht von 16 Prozent bzw. 821 Mio. Euro für den gesamten Elektronikhandel aus. In den kommenden Jahren dürfte der Anteil auf 20 Prozent steigen. Am stärksten betroffen ist der Computer-, IT- und Foto-Bereich, wo schon jetzt ein Viertel über ausländische Plattformen eingekauft wird. Bei kleinen Hausgeräten beträgt der Anteil 20 Prozent. Mit 95 Prozent fast zur Gänze im Geschäft besorgen sich die Österreicher Großgeräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen.

Der über das Web angeheizte Preiskampf wirkt sich auf die Umsätze aus. Während der gesamte Einzelhandel für heuer deutliche Zuwächse erwartet, gehen die rund 15.000 Elektrohändler, zu denen inzwischen auch Einrichtungshäuser gezählt werden, nur von einem mageren Plus aus. Der Umsatz dürfte bei rund 5 Mrd. Euro liegen, wobei die beiden größten Umsatzbrocken Heimelektronik (TV-Geräte, Audiosysteme etc.) sowie Computer/IT gegenüber dem Vorjahr rückläufig sind (siehe Grafik unten). Bei den TV-Geräten sorgte allerdings im Vorjahr die Fußball-EM für einen Verkaufsboom.

Alles für die Küche

Verluste bei der Heimelektronik können teilweise durch die steigende Nachfrage nach Küchengeräten aller Art ausgeglichen werden. "Kochen daheim liegt voll im Trend, da werden auch Dampfgarer um 3000 Euro gekauft", berichtet Krejcik. Auch der zuletzt in die Insolvenz geschlitterte Elektrohändler Haas aus Gerasdorf versucht den Schwenk weg von der Unterhaltung hin zum Küchenanbieter. Ob ihm das gelingt, bleibt abzuwarten, das Unternehmen wird weitergeführt.

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