Kassa-Sturz am Flughafen Wien

Kassa-Sturz am Flughafen Wien
Die zwei neuen Airport-Chefs starten durch: Kosten runter, Produktivität rauf, bessere Qualität und mehr Einnahmen.

Die 100 Tage Schonfrist gibt sich das neue Führundsduo nicht. Nur zwei Wochen nach ihrem Amtsantritt präsentierten Günter Ofner und Julian Jäger ein durchaus beeindruckendes Arbeitsprogramm. Mit dem Ziel, den in der Vergangenheit skandalgebeutelten Flughafen Wien ertragreicher zu machen und für den Wettbewerb der europäischen Hubs aufzurüsten.

Wenn Mitte 2012 der neue Terminal Skylink in Betrieb geht, steigen auch die Abschreibungen und Zinsen. Damit sich das Ergebnis nicht verschlechtert, fahren Ofner&Jäger ein drastisches Einsparungsprogramm. Ein Aufnahmestopp bei den derzeit 4200 Mitarbeitern ist bereits beschlossen, natürliche Abgänge werden nicht nachbesetzt. Die Führungsebenen wurden schon gestrafft, auch bei den Sachkosten wird gespart, um die Produktivität bis 2015 um 20 Prozent zu steigern. Detail am Rande: Die 235.000 Euro teure Neujahrsparty "Take off" ist schon gecancelt.

Das ehrgeizige Programm ist dringend notwendig, um die bis 2015 geplanten Investitionen im Gesamtvolumen von 650 Millionen Euro zu finanzieren, "ohne dass die Verschuldung dramatisch steigt" (Ofner). Der Flughafen sitzt derzeit auf einem Schuldenberg von rund 700 Millionen Euro, eine Kapitalerhöhung ist jedoch kein Thema.

Der Skylink, dessen Baukosten davonflogen, werde "deutlich unter 800 Millionen Euro" kosten, versichern beide Airport-Chefs. Ihre Vorgänger waren zuletzt von 830 Millionen ausgegangen. Dazu summieren sich allerdings noch rund 100 Millionen Euro für die sogenannten Schnittstellen-Projekte.

"Wir müssen die Service-Qualität und die Kundenzufriedenheit steigern - bei den Airlines und den Passagieren", gibt der fürs Airline-Geschäft zuständige Jäger vor, wohin der Großteil der Investitionen fließen wird. Durch neue Gastro- und Shopping-Konzepte sollen das Ambiente verbessert und die Umsätze gesteigert werden. Die alten Terminals 1 und 2, über die nach der Skylink-Eröffnung noch 40 Prozent der Passagierströme fließen, werden modernisiert. Gebührenerhöhungen für die Fluglinien sind nicht drin.

Wachstum heißt die Devise, um den Lufthansa-Drehkreuzen München und Zürich sowie den Airports Prag und Budapest Paroli zu bieten. Die Passagier-Prognosen müssen allerdings nach unten revidiert werden. Der Weltluftverband IATA rechnet für 2012 mit einer deutlichen Verlangsamung der Zuwachsraten.

Millionen-Forderungen

Die unternehmensinterne Task Force wird samt Anwälten und Gutachtern bis Ende 2012 analysieren, welche Summen an Schadenersatz von Skylink-Auftragnehmern eingefordert werden. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt noch. Derzeit zeichnet sich ein zweistelliger Millionen-Betrag ab. "Wir werden um jeden Euro kämpfen, um den der Flughafen geschädigt wurde", geben sich die neuen Vorstände kämpferisch.

Während Vorstände in Österreich aus ihren Gagen üblicherweise ein Geheimnis machen und auf den Geschäftsbericht verweisen, haben Ofner&Jäger damit kein Problem. Sie legen ihre Bezüge bereits jetzt offen: 250.000 Fixeinkommen pro Jahr, das durch einen "sehr ambitionierten" erfolgsabhängigen Anteil maximal verdoppelt werden kann.

Wohl weil im Vorfeld ihrer Bestellung sehr viel von proprozmäßiger Postenbesetzung die Rede war, weist das Airport-Duo jede politische Intervention von vornherein zurück: "Der Vorstand wird als Team dafür sorgen, dass es keine politischen Einmischungen gibt." Man sei ausschließlich dem Unternehmen und den Aktionären verpflichtet, "wer das nicht akzeptiert, wird bei uns auf Granit stoßen" (Ofner). Man darf gespannt sein.

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