Der Tiroler Immobilien-Tycoon René Benko und der deutsch-amerikanische Investor Nicolas Berggruen haben einiges gemein: Viel Geld und wenig Interesse an öffentlichen Stellungnahmen. Speziell wenn es um das Thema Karstadt geht.
ARCHIV: Investor Nicolas Berggruen posiert in Berlin in der Karstadt-Filiale am Kurfuerstendamm mit einer Karstadt-Einkaufstuete fuer die Fotografen (Foto vom 02.09.10). Jahrelang hat der krisengeschuettelte Essener Warenhauskonzern Karstadt regelmaessig fuer Schlagzeilen gesorgt. Doch seitdem der Investor Nicolas Berggruen das Unternehmen uebernommen hat, ist es still geworden um die Kaufhauskette. Kaum etwas aus der Essener Firmenzentrale dringt nach aussen. In dieser Woche aber meldete sich Berggruen selbst in einem Brief an die Mitarbeiter zu Wort. Ein Jahr nach der Unterzeichnung des Kaufvertrages zog der Milliardaer eine positive Zwischenbilanz. "Erste Fortschritte werden schrittweise sichtbar", lobte Berggruen die Arbeit seines Management-Teams. Es gehe jetzt konsequent voran bei der Warenhauskette. "Wir liegen dabei im Plan", schrieb er. Und: "In einem Jahr planen wir bereits profitabler zu sein." (zu dapd-Text) Foto: Clemens Bilan/dapd
Berichte, wonach Benko nach weiteren Karstadt-Anteilen greift, bleiben unkommentiert. Der Tiroler hat sich bereits 75,1 Prozent an den Karstadt-Nobelhäusern und 17 Warenhäusern gesichert und betreibt Karstadt Sport. Für einen Euro soll er die Option haben, die Karstadt-Stammgesellschaft zu übernehmen, die die verbliebenen 83 Warenhäuser betreibt. Eile, die Option zu ziehen, hat er keine. Karstadt-Eigner Berggruen soll erst einmal ein Sanierungskonzept vorlegen, heißt es. Seine Kurzzeit-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt wird ihm dabei nicht mehr helfen. Sie hat Berggruen in der Vorwoche fehlende Unterstützung vorgeworfen und gekündigt.
Ob Berggruen noch immer "irrsinnig glücklich" ist, bei Karstadt an Bord zu sein, wie er nach der Übernahme 2010 verkündete, darf bezweifelt werden. Der Geschäftsmann, dessen Vermögen vom US-Magazin Forbes auf 1,9 Mrd. US-Dollar geschätzt wird, tritt bei der Sanierung auf der Stelle. Seine anderen Beteiligungen – etwa an Windparks in der Türkei oder Reisfarmen in Kambodscha – dürften dem Sammler von Künstlern wie Andy Warhol deutlich mehr Freude machen. Er sei in der Anfangsphase "zu weich" gewesen, räumte er ein. Die Mitarbeiter werden das vielleicht anders sehen. Tausende Jobs werden gestrichen, aus dem Einzelhandelstarifvertrag ist Karstadt ausgestiegen.
Benko schaut sich die Streitereien Berggruens und des Karstadt-Aufsichtsratschefs Stephan Fanderl – ein Vertrauter von Benko – mit der Gewerkschaft verdi erste Reihe fußfrei an. Er soll sich vor allem für die Immobilien interessieren. Das Immobilienvermögen seiner Signa-Holding ist 6 Mrd. Euro schwer. Benko sammelt Gelder reicher Investoren ein und steckt sie in Luxusimmobilien in Toplagen. Sein größter Geldgebern ist der israelische Diamantenhändler Benny Steinmetz, aber auch Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner oder Fressnapf-Eigentümer Torsten Töller zählen zum Investorenkreis. Der 37-jährige Schulabbrecher aus einfachen Verhältnissen hat sich ein honoriges Netzwerk aufgebaut. Im seinem Signa-Beirat sitzen etwa Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer sowie Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking.
Im Firmenbuch scheint Benko aktuell nur als Stifter auf. Aus der operativen Führung seiner Signa hat er sich offiziell zurückgezogen, nachdem er vom Gericht der Korruption bezichtigt wurde. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche wurden eingestellt.
Benko lebt mit seiner Familie in Innsbruck. Auch der 53-jährige Berggruen, der ohne festen Wohnsitz von Hotel zu Hotel zieht, will heiraten, sagte er kürzlich der Bunte. Nachsatz: Bis es so weit sei, wolle er aber "nicht jeden Tag dieselbe Frau ausführen".
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