Z wie Zukunft
Achtung, die Millennials kommen – Schlagzeilen, die vermuten lassen, dass der Arbeitsmarkt einen Einfall von Außerirdischen zu befürchten hat. So weit hergeholt ist diese Assoziation aber nicht: Denn für manche Arbeitgeber scheinen Millennials – also jene, die rund um die Jahrtausendwende geboren wurden – tatsächlich wie von einem anderen Stern. Und, wie es sich seit den alten Griechen gehört, beschwert sich die ältere Generation über die jüngere, vermisst Ehrgeiz, vermutet Egoismus und Verwöhntheit.
Christian Scholz ist keiner, der sich in die Reihen der Jammerer einreiht. Der in Deutschland tätige Wirtschaftswissenschaftler hat den Begriff Generation Z geprägt, und hat sich – durchaus freundlich gestimmt – die von 1995 bis 2010 Geborenen zum Studienobjekt gemacht. Ein Gespräch.
KURIER: Wie möchte die Generation Z arbeiten? Und ist sie tatsächlich so anders als ihre Vorgänger, die Generation Y?
Christian Scholz: Ja, sie ist anders. Die Generation Z will vor allem nicht dauernd gemanagt werden. Sie hat im Prinzip das Gefühl, dass sie sich nicht permanent organisieren lassen muss, denn sie hat ihre eigene Planung, ihre eigenen Ideen. Das bedeutet, dass sie auch bei der Arbeit nicht von einem Chef gemanagt werden will.
Was will sie dann?
Sie will eine klare Trennung zwischen dem Beruflichen und Privaten. Die Generation Z interpretiert Work-Life-Balance ganz anders als ihre Vorgängergeneration, die Ys. Die wollen fließende Übergänge: Kaffee trinken und nebenbei arbeiten, auch abends zu Hause berufliche eMails checken und am Wochenende etwas tun. Sie sieht in diesem Work-Life-Blending durchaus ihre Vorteile.
Diese Einstellung kam auch den Unternehmen zugute.
Ja, das war und ist für die Unternehmen gut. Und auch für die Ypsiloner, denn es ist Teil ihres Karriereplans. So will sie vorankommen.Und die jüngere Generation Z?
Sie wollen konzentriert arbeiten, aber eine saubere Trennung Beruf-Privat. Um 17 Uhr wird ein Schalter umgelegt und dann sind sie 100 Prozent privat.Woher kommt das?
Daher, dass die Zler gemerkt haben, dass das Work-Life-Blending, das ständige Verfügbar-Sein, der Karriere nicht immer so weiterhilft, wie man es erwartet. Die Z-ler sind da sehr realistisch. Und ziehen daher konsequente Grenzen.
Wie gehen nun die Arbeitgeber mit dieser neuen Einstellung um?
Für sie ist es ein Umdenkprozess. Es ist natürlich unangenehm, nicht mehr rund um die Uhr auf Mitarbeiter zugreifen zu können. Sie müssen verstehen, dass die Zler anders sind.
Wie muss man diese Generation nehmen?
Da sehen wir einige Ausweg-Strategien: Die einen negieren einfach, dass es eine Generation Z gibt. Das hilft natürlich nicht sehr. Die Zweiten sagen: Na ja, schauen wir, in ein bis zwei Jahren werden aus den Zlern gute Ypsiloner. Aber das stimmt nicht, denn die Prägung aus der Jugend nimmt man das ganze Leben lang mit. Die Dritten wieder sagen: Damit komme ich nicht klar – ich stelle gar keine Mitarbeiter vom Typ Z ein. Das ist natürlich schade, denn die Zler bringen viel Positives. Und deshalb bleibt nur eine Strategie: Sich wirklich mit der Generation Z auseinanderzusetzen. Ohne sie fehlt dem Unternehmen vieles von dem, was sie in Zukunft brauchen.
Was bringt die Generation Z an Vorteilen mit?
Sie haben eine gelassenere Art und Weise, mit dem Beruf umzugehen. Sie wollen sich in der Arbeitszeit durchaus konzentrieren, lieber sieben Stunden qualitativ gute Arbeit machen als 15 Stunden absitzen. Sie lassen sich auch nicht in ein Hamsterrad hineinzwängen, brauchen weniger Schulung, um mit der Komplexität und Schnelligkeit der Welt umzugehen. Sie können das einfach, lassen sich in vielem nicht stressen. Das ist gut. Da können wir viel von ihnen lernen.
Wie kann ihr Einstieg in den Arbeitsmarkt gelingen?
Arbeitgeber müssen verstehen: Die Zler sind anders, man muss sie anders behandeln. Man muss sich genau überlegen, wie man mit ihnen umgehen will. Man muss mit ihnen in eine Diskussion treten, sagen wo man Kompromisse finden kann und wo nicht.
Wie wichtig ist Zlern Bildung?
Sehr, sie hat unheimlich großen Stellenwert. Die Generation Z ist da durchaus bereit, zu investieren. Aber sie weiß auch, dass eine Beschäftigung in ein und demselben Unternehmen nicht auf Lebenszeit garantiert ist. Daher möchte sie Bildung, die überbetrieblich nutzbar ist. Nichts, was nur einem Unternehmen nutzt. Das ist der springende Punkt. Bildung muss kleinteilig sein: überschaubare Einheiten, die ich zum nächsten Job mitnehmen kann. Die Zler sind realistisch: Sie wollen keine Bluff-Programme, sondern ganz konkrete Qualifikationen.
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