WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger: „Der bezahlte Bildungsmarkt ist kompetitiv“

WU-Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger: „Der bezahlte Bildungsmarkt ist kompetitiv“
Zwei Lehrjänge der Wirtschaftsuni Wien waren im Business-School-Ranking der Financial Times. Über die Bedeutung von Rankings und die Finanzierung von Hochschulbildung.

Internationale Erfahrung und hohe Gehälter, dadurch sollen sich die Absolventen und Absolventinnen zweier Business-School-Lehrgänge an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) auszeichnen.

Beim diesjährigen Business-School-Ranking der Financial Times wurden genau diese zwei Lehrgänge der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) gereiht: Der „Master in International Management/CEMS“ erreicht Platz 18 von 95 , der „Global Executive MBA“ Platz 34 von 100. Insgesamt belegt die Wirtschaftsuniversität Wien den Platz 41 und liegt damit im Mittelfeld.

Jahresbudget von 2,4 Mrd. Pfund

Der KURIER hat bei der Rektorin der WU, Edeltraud Hanappi-Egger nachgefragt, welche Bedeutung Hochschul-Rankings haben, wie es um den Business-School-Standort Österreich im internationalen Vergleich steht und warum die WU nicht noch besser abgeschnitten hat:

„Man muss das schon in unserem Kontext sehen. Eine öffentliche Uni wie die WU arbeitet mit anderen Budgets. Oxford hat ein Jahresbudget von 2,4 Milliarden Pfund, außerdem ein Stiftungsvermögen und ein Betreuungsverhältnis von 1:4. Das haben wir nicht“, erklärt die WU-Rektorin Hanappi-Egger .

Betreungsverhältnis 1:80

Im Vergleich: Die WU habe jüngst vom Rechnungshof beschienen bekommen, ein Betreuungsverhältnis der Studierenden von 1 zu über 80 zu haben. „Wie sollen Forschende neben der Lehre dann noch Spitzenforschung vorantreiben?“, fragt Hanappi-Egger. Und zeigt sich deshalb mit der Platzierung sehr zufrieden.

Wozu aber sind solche Hochschul-Rankings gut? „Im Vergleich zu anderen Rankings, in denen viele Hochschulen über einen Kamm geschert werden, ist das Financial Times Ranking nicht Kraut und Rüben. Es setzt einen Fokus auf Wirtschaftshochschulen“, so Hanappi-Egger.

Rankings nutzen der Eigenwerbung

Die Platzierung sei für die WU wichtig für die Vermarktungsstrategie, „das wird auch international zur Kenntnis genommen. Es kommt beim Studium nicht nur darauf an, was man studiert, sondern auch wo man es studiert.

Mit der Platzierung rücken wir stärken in den Blick. Internationale Business-Schools bewegen sich in einem kompetitiven Markt“, erklärt die WU-Rektorin.

Denn obwohl die Wirtschaftsuniversität eine öffentliche Universität ist, ist der MBA Teil der Executive Academy und kostet 54.000 Euro.

Bildungsmarkt ist international und kompetitiv

Profitiert die WU als öffentliche Uni finanziell? „Wir sind in erster Linie öffentlich finanziert. Wir haben Einnahmen aus der Executive Academy, aber ich bin nicht davon abhängig. Der bezahlte Bildungsmarkt ist kompetitiv.

Es gibt keine rein österreichische Szene, es gibt einen internationalen Markt, und auf diesem sind wir jetzt sichtbarer.“ Der österreichische Bildungsstandort habe im internationalen Vergleich noch Luft nach oben. „Im internationalen Vergleich sind wir schlecht, was die Finanzierung betrifft.“

Neues Finanzierungssystem ab 2022

Was müsste Österreich ausbauen? „Das ist eine alte Diskussion“, weiß sie. Es brauche einen nachhaltigen Finanzierungspfad, ein langfristiges politisches Zugeständnis.

Anfang 2019 wurde das Finanzierungssystem erneuert. Dieses findet dann in der Leistungsvereinbarungsperiode 2022 bis 2024 Anwendung und soll den Effekt der eingesetzten öffentlichen Mittel an den öffentlichen Hochschulen steigern.

Bildung als öffentliches Gut

Es habe schon in den vergangenen drei Jahren ein starkes Plus gegeben, berichtet die WU-Rektorin. „Aber dann habe es mit dem Ausbau der Medizinplätze und des MINT-Bereichs wieder andere Schwerpunkte gegeben und das Betreuungsverhältnis lief wieder unter ferner liefen“.

Ob sie stärker auf private Finanzierungen an der Universität setzen würde, verneint die Rektorin klar: „Ich bekenne mich zur Bildung als öffentliches Gut. Bei stärkerer privater Finanzierung oder höheren Studiengebühren hat man private Finanzierungsabhängigkeit. Aber es braucht politischen Willen.“

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