Wollige Erfolgsgeschichte: Laniato

Wollige Erfolgsgeschichte: Laniato
Kaffee trinken, Freunde treffen und Stricken: Im Laniato kommen Kommunikation und Kreativität zusammen.

In der Auslage des Wiener Wollcafés spiegelt sich die Sonne. Es ist schwierig, in das Innere des Ladens zu sehen. Man wird neugierig. Am Eingang heißen Sonnenblumen die Kunden willkommen – eines von vielen Details. Der Blick wir von einem  hohen, weißen Regal angezogen. Es ist gefüllt mit bunten Wollknäuel und erstreckt sich über die gesamte Rückwand. In der Mitte des Raums steht ein großer, massiver Holztisch. Magazine, Blumen und eine Keksdose sind darauf arrangiert. Von Anfang an ist klar: Das Laniato ist kein gewöhnliches Wollgeschäft.

Konzept

Wollige Erfolgsgeschichte: Laniato

Besitzerin Topsy Thun-Hohenstein (52) erklärt,  ihr Laden soll auch ein Treffpunkt sein.  Neben der hochwertigen Wolle, gibt es eine Reihe von vorgestrickten Modellen. Sämtliches Zubehör zum Nachstricken gibt es im Shop. "Die Anleitung bekommen Kunden gratis dazu", sagt Thun-Hohenstein. Über das Alter der Kundschaft ist sie überrascht: "Meine Hauptzielgruppe ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Frauen und Männer". Wer möchte, bleibt im Geschäft und nimmt am großen Tisch Platz. Er bietet Raum zum "Freundinnen treffen, gemeinsam stricken, Kaffee trinken, schmöckern in Magazinen und Abends Strickkurse besuchen", erklärt die Besitzerin.  Die Verbindung von Kreativität und Kommunikation sei ihr nämlich besonders wichtig.

Die Idee

Das Stricken bedeutet für Topsy Thun-Hohenstein "Entspannung pur". Auf ihren Reisen hat es sie immer begleitet: "Ich war überall in Wollgeschäften und in Amerika gab’s in einem davon einen Tisch. Das kannte ich aus Europa nicht." In Belgien habe sie dann das Konzept des großen Tisches kennen gelernt. Um ihn sitzt man herum und trinkt Kaffee. "Die zwei Ideen wollte ich zusammenbringen".

Nach einem halben Jahr Planung, eröffnete das Laniato im September 2011. Kunden gab es vom ersten Tag an viele, "vielleicht weil das Konzept neu war", sagt Thun-Hohenstein. "Die einzige Schwierigkeit war, dass ich völlig unterschätzt habe so schnell zu starten". Eine 70 Stunden Woche war für sie keine Seltenheit: "Ich war hundemüde, aber habe bis jetzt jede Minute geliebt". Mittlerweile hat sie eine fixe Mitarbeiterin und die Stunden werden weniger. Die Selbstständigkeit war ihr aber schon immer lieb. Sie führte ihre eigenen Boutiquen, baute die Telefonmarketing-Abteilung der ehemaligen Länderbank auf  und arbeitete als systemischer Berater. "Abgesehen von den zwei Jahren in der Bank, war ich immer selbstständig", sagt sie. Denn "es gibt einem gestalterisch viel mehr Möglichkeiten". Für den finanziellen Aufbau des Geschäfts hatte sie einen Investor, der an sie und ihren Business-Plan geglaubt hat. Zurecht.

Meilensteine: "An das eigene Glück glauben"

Wieso das Ganze? Weil ich einen Ort der Kreativität und Kommunikation schaffen wollte, an dem man auch entspannen kann.

Die größte Stütze war? Meine Familie. Ich hatte in meinem Mann einen ganz kritischen Berater, der mich dann aber auch beim Lager  einräumen unterstützt hat. Meine Tochter, die mitgearbeitet hat und eingesprungen ist und meine Söhne, die mir immer geholfen haben, wenn ich etwas gebraucht habe.

Das größte Hinternis? Gabs keins. Ich hatte das Bild vom Geschäft schon so in mir, dass ich es einfach gelebt habe.

Wohin soll’s gehen? Wenn die Zeit reif ist, wird sich weisen, wo das Laniato hingeht. Jetzt hat es mal den ersten Geburtstag.

Ein Rat für junge Selbstständige? Ganz genaue Planung in der Vorbereitung. Auch auf Punkte, die einem im Bauch irgendwie komisch  erscheinen ganz genau eingehen und nicht denken: das wird sich nachher regeln. Sondern vorher Abläufe und Finanzierungen durchplanen. Auch  die eigenen Kapazitäten realistisch einschätzen. Und an das eigene Glück glauben.

Was bereuen Sie? Ich hätte früher jemanden einstellen sollen (lacht).

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