WM in der Arbeit: Sind Livestream und Ticker erlaubt?
Die Kaffeeküche wird von Panini-Sammlern belagert, die eifrig ihre Pickerl tauschen. Der Desktop-Hintergrund der deutschen Kollegin ist Schwarz-Rot-Gold. Die Fußball-App des Schreibtischnachbarn lässt das Telefon pfeifen und vibrieren, damit er (und seine Umgebung) keine News über Aufstellungen, Anpfiffe und Spielstände verpasst.
Am Donnerstag startet in Moskau die Fußball-WM und tausende Arbeitnehmer in Österreich fiebern mit. Dass die eigene Nationalelf nicht mitspielt: Nebensache.
Manche der Spiele beginnen mitten am Nachmittag. Am Handy im Büro den Livestream öffnen, um zu checken, wie es steht? Keine gute Idee, meint Rechtsanwalt Herwig Wünsch. „Ist der Arbeitnehmer vom Fußballschauen so von der Arbeit abgelenkt, dass er seine vertraglich vereinbarte Leistung nicht erbringt, verletzt er seinen Arbeitsvertrag.“
Bitte nicht stören
Etwas anders sieht es mit dem Fußball-Ticker am Handy aus. Der ist in der Regel gestattet. Laut Gesetz sei eine kurze, private Nutzung des Internets beziehungsweise Handys am Arbeitsplatz erlaubt, „sofern sie die Arbeit nicht beeinträchtigt oder vom Arbeitgeber ausdrücklich verboten wurde“, so der Arbeitsrechtsspezialist.
Ähnliche Regeln gelten für jene, die Sportnachrichten via Radio empfangen. Wenn das Radio leise läuft und die Schreibtischnachbarn nicht stört, gilt es hierzulande als „büroüblich“. Was von Chef und Kollegen als störend empfunden wird, kann freilich von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz variieren.
„Die meisten Arbeitgeber handhaben das Fußballfieber der Mitarbeiter nach Augenmaß“, sagt Wünsch. Heißt konkret: Wer den Handykonsum in der Arbeit nicht übertreibt und im Zweifelsfall den Vorgesetzten um Erlaubnis bittet, ist auf der sicheren Seite.
Ob Trikots, Schals und Fanartikel am Schreibtisch erlaubt sind, hängt vom Job ab. „Ein Bankberater muss sich an Kleidungsvorschriften des Arbeitgebers halten, ein Lagerarbeiter, der keinen Kundenkontakt hat, darf im Trikot kommen, wenn es keine gegenteilige Anweisung gibt“, so Anwalt Wünsch. Mit Kollegen Panini-Pickerl zu tauschen, sei streng genommen nur in der Pause erlaubt.
Nichts riskieren
Wer wegen des Nachmittagsspiels der Lieblingsmannschaft nicht in die Arbeit kommt, riskiert Konsequenzen. „Das fängt bei Verwarnungen an und geht bis zur Entlassung.“
Kleiner Trost für alle arbeitenden Fans: Im heißen Katar werden 2022 wohl schon in der Gruppenphase alle Spiele abends stattfinden. Dann können wir „unsere Burschen“ gemütlich von zu Hause aus anfeuern. Daran dass Österreich sich für die nächste WM qualifizieren wird, besteht nach dem historischen Sieg gegen Deutschland schließlich kein Zweifel.
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