Wir müssen reden

Leo Fasbender (COO) und Felix Häusler (CEO) haben vor wenigen Monaten ChatGrape gelauncht – sie wollen Kommunikation vereinfachen.
eMail war gestern: ChatGrape revolutioniert die interne Kommunikation.

Es war nur Spaß. Nur ein Studentenprojekt, das immer größer wurde, das aber irgendwann sehr viel Geld gebraucht hätte, um wirklich bedeutsam zu werden. Felix Häusler und Leo Fasbender schauten unter jeden Stein – vergebens. Kein Geld. Kein Chatnews. Ihr erstes Projekt war gescheitert.

Kein Beinbruch, wie die beiden finden: "Man muss wissen, wann man einen Misserfolg hat. Man muss die Dinge ausprobieren. Aber man muss auch an Metriken festmachen, wann es an die Wand gefahren ist und wann nicht. Das Schlimmste ist es doch, ein Zombi zu sein", sagt Felix Häusler, CEO von UberGrape, Unternehmen Nummer zwei, mit dem sie nun mit viel Erfahrung und Weitblick Ernst machen. Sie wollen nicht weniger als mit ihrer Anwendung ChatGrape die interne Kommunikation revolutionieren, indem sie wesentlich vereinfacht werden soll. Der Bedarf dafür ist jedenfalls gegeben: Studien zeigen, dass Bürokräfte alle drei Minuten unterbrochen werden – etwa von eMails. Studien zeigen, wenn sie einmal abgelenkt sind, dauert es bis zu 23 Minuten, bis sie wieder bei ihrer ursprünglichen Aufgabe sind.

Die ChatGrape-Vision sieht nun vereinfacht so aus: Man kommuniziert mit den Kollegen über ChatGrape, sucht einen Termin für ein Meeting und Abrakadabra, das intelligente System startet die Abstimmung und trägt den vereinbarten Termin in den Kalender ein. Oder die intelligente Autocomplete-Funktion hängt alle relevanten Dateien direkt an eine Nachricht an, während man schreibt. Das Versprechen der Gründer an ihre Nutzer: "Zehn Prozent Effizienz pro Mitarbeiter pro Tag."

350 Klein- und Mittelunternehmen nutzen ChatGrape in Österreich bereits. Jede Woche würde man um zehn Prozent wachsen. "Wir bewegen uns in einem Early-Mainstream-Market: Alle wissen davon, aber die Würfel sind noch nicht gefallen", sagt Felix Häusler. "So wie alle schon von Facebook wussten, bevor sie beigetreten sind. Wir sehen eine Welle, die in den nächsten Monaten auf den europäischen Markt zurollt." Das neunköpfige Team sei laut den beiden Gründern gut aufgestellt. Schon mit Ende 2013 hatte man in einer Finanzierungsrunde mehr als 440.000 Euro eingesammelt. Vor wenigen Monaten wurde ChatGrape gelauncht.

Die Anfänge

Obwohl die beiden nie explizit Entrepreneure werden wollten, wirken sie in der Start-up-Szene angekommen. "Ich denke, der beste Antrieb um Unternehmer zu sein, ist der starke Wunsch, eine Sache besser machen, ändern zu wollen. Denn es braucht die Vision, die trägt – auch wenn die ersten Mitarbeiter dazukommen", sagt Häusler. Der 25-Jährige selbst hat sein Studium an der WU Wien für das Unternehmer-Dasein beendet. "Es hat keinen Sinn mehr gemacht: Am Vormittag lernte ich den Einstieg in die Volkswirtschaft, am Abend führte ich Equity-Verhandlungen."

Leo Fasbender, heute 26 Jahre alt, studierte an der Goldsmiths, der University of London Media and Communications, bis das Unternehmen seine ganze Aufmerksamkeit forderte und er zurück nach Wien kam.

Österreich scheint in der europäischen Start-up-Szene einen immer wichtigeren Platz einzunehmen. So hat etwa kürzlich das amerikanische Forbes-Magazin Österreich zu einem von sieben wichtigen europäischen Start-up-Hotspots erkoren. "Was sich hier in den vergangenen vier Jahren getan hat, ist ein Wahnsinn", sagt auch Felix Häusler. Was fehlt? "Ernsthafte Events, bei denen man öfter gesagt bekommt, was man falsch macht. Und Accelerators", sagt er. Auch in der Investorenszene soll sich bald einiges ändern, erwartet Leo Fasbender: "120 Milliarden Euro sind in Stiftungen geparkt und sind damit dem Wirtschaftskreislauf entzogen, was extrem kontraproduktiv ist – für die gesamte Jungunternehmerszene. Hier ist die Politik gefragt, etwas zu tun."

1. Felix Häusler: Fokussiert euch – auf allen Ebenen. Definiert eine kleine Zielgruppe und findet heraus, was sie wirklich will und braucht. Verifiziert alle paar Wochen ob euer Produkt funktioniert. Redet jeden Tag mit euren Kunden. Aber nie den Mama-Test machen: Sie sagt sowieso immer, dass alles super ist. Danke Mama!

2. Leo Fasbender: In Österreich ein Start-up zu gründen hat zwar viele Nachteile. Aber einer der Vorteile ist unsere gute Förderlandschaft, konkret das aws und die FFG. Damit sollte man sich unbedingt vertraut machen. Und: Redet mit Leuten, die das zuvor bereits getan haben, um Zeit zu sparen und die Kosten-Nutzen-Rechnung abwägen zu können.

3. Felix Häusler: Nicht hundert Co-Founder einsetzen, sondern einen oder zwei finden, die einen sehr gut ergänzen – Top-Leute. Wenn es zu viele sind, wird es ein Klassenprojekt und die klappen selten.

4. Leo Fasbender: Den Hobbyjuristen nicht vergessen – man muss ständig Verträge aufsetzen, Sachen beantragen, permanent texten. Felix Häusler: Was viele vergessen, ist, dass Verträge nicht für die schöne Zeit gemacht sind. Sie sind dafür gemacht, dass man sich in geordneten Regeln streiten kann.

5. Felix Häusler: Man soll sich als junger Gründer gut überlegen, ob man das wirklich die nächsten fünf bis zehn Jahre machen möchte. Wirklich gründen kann man nicht so oft im Leben, wahrscheinlich nur drei Mal und das nur einmal, wenn man jung ist.

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