"Wir können uns nichts mitnehmen"

Pater Karl Wallner war diese Woche zu Gast im Managementclub (mc), wo er mit SAP-Manager Georg Krause über Management und Erfolg sprach.
Er sagt, erfolgreiche Menschen sind himmelsoffen und blicken nach oben.

Die Kirche habe das beste Produkt, aber ein Defizit in der Produktplatzierung, meint Pater Professor Doktor Karl Wallner. "Wir bringen’s einfach sehr schlecht rüber", glaubt er. Die Wirtschaftswelt außerhalb seines Klosters "interessiert mich gar nicht – ich bin da einfach inkompetent". Die Krisen – wirtschaftlicher und politischer Natur – gehen trotzdem nicht spurlos an ihm vorüber. Pater Karl Wallner ...

... über die Wirtschaftskrise:

"Mich bedrückt, dass global die Wirtschaft aus den Rudern läuft. Hier löst sich die ungehemmte Gier der Menschen. Geiz und Gier machen giftig. Das ist nur noch ein bloßes Jonglieren mit Zahlen auf virtuellen Finanzmärkten – mit katastrophalen Auswirkungen. Der Mensch ist gerade dabei, diesen Planeten zu zerstören. Es fehlt die Gerechtigkeit, die Solidarität und die Zusammenarbeit. Ich sehe hier keinen Horizont."

... über den richtigen Weg:

"Mit 16, 17 hat sich meine Seele geöffnet und ich bin religiös geworden. Ganz klar eine Berufung. Das hat mich auch einiges gekostet, da sagt man nicht gleich "Hurra, ich gehe ins Kloster" – und das Umfeld sagt das schon gar nicht, alle waren dagegen und entsetzt. So eine Entscheidung ist eine bleibende Unsicherheit. Ich sage den Jungen immer: Wenn ihr im ersten Jahr nicht drei durchweinte Nächte habt, dann ist das Ganze nichts wert. Das weiß man auch aus Beziehungen und Partnerschaften: Wenn man nicht zittert, ist es bedeutungslos."

... über sich als Manager:

"Ich bin eindeutig ein Mönch, einer der "monos", also einzigartig lebt, im Rhythmus des Gebetes und der Arbeit. Ich bin mit Begeisterung Mönch. Was neben meinem Mönchsein passiert ist, die CD und unsere Platzierung in den Pop-Charts, gelang nebenbei und hat Spaß gemacht. Aber das ist alles sehr vergänglich. Eine Berühmtheit, auf die wir nicht angewiesen sind."

... über Authentizität:

"Wir haben als Kloster den gregorianischen Choral nie aufgegeben, wie es viele andere Klöster getan haben. Man sagte mir voraus, diese Mönche in Heiligenkreuz würden aussterben, weil sie noch diese alten Choräle singen. Heute sind wir 90 Mönche mit einem Altersschnitt von 42 Jahren – und sind längst nicht ausgestorben. Eine Geschichte, die der liebe Gott inszeniert hat."

... über seinen "Job":

"Für einen katholischen Priester ist die Organisation und das Management, wenn Sie so sollen, nichts aufregendes. Das ist der vielfältigste Beruf, den man sich vorstellen kann. Man hat mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun, erhält Kultur, hat eine hierarchische Stellung in der Gemeinde, realisiert, plant und leistet Überzeugungsarbeit."

... über Erfolg:

"Dazu ein Satz aus der Gnadentheologie: Wer tut, was in ihm liegt, dem verweigert Gott die Gnade nicht. Wenn man Glück hat, kommt Gott eventuell sogar noch mit einer Sondergnade dazu. Junge Manager wollen oft gleich ein Mateschitz werden. Da gibt es gewisse Utopien, man glaubt, man sei nur glücklich mit dem Megasuper-Erfolg. Meine These: Man soll tun, was in einem liegt und dabei schon glücklich sein. Einfach rund im Leben sein, in dem, was man als Aufgabe gefunden hat. Und wenn sich dann eine Tür öffnet, wenn der liebe Gott mit einer Sondergnade dazu kommt – bei Mateschitz war es das merkwürdige Getränk aus Asien – dann soll man durch diese Tür gehen. Im Leben passiert es aber auch oft, dass eine Tür nur scheinbar offen ist, oder sie einem wieder zugeknallt wird. So ist das nun mal."

... über Bodenhaftung:

"Mein Rat ist, sich eine innere Distanz zu den Dingen und auch zum Beruf zu bewahren. Weil am Ende können wir uns nichts mitnehmen. Die wirklich erfolgreichen Menschen sind himmelsoffen, sie blicken nach oben."

... über Managerkompetenzen:

"Es ist wichtig, immer den totalen Überblick zu haben. Und auch vorausblickend zu denken, was falsch laufen könnte. Gelernt habe ich, dass man Organisationsanrufe immer sofort machen soll. Nicht den Block zücken und aufschreiben, sondern anrufen und die Sache gleich ins Rollen bringen."

Seit 1982 ist Pater Karl Wallner bereits im Zisterzienserstift Heiligenkreuz. 1988 erfolgte seine Priesterweihe, 1992 promovierte er. Bekanntheit erlangte Karl Wallner durch die Organisation des Papstbesuches 2007. Weltberühmt wurde er mit den gregorianischen Chorälen der Mönche vom Stift Heiligenkreuz, von Musiklabel Universal aufgenommen und 1,4 Millionen Mal verkauft. In Österreich gab es dafür 7-fach-Platin, in England schaffte es die CD in die Top-Ten Pop-Charts, was zuvor nur den beiden Österreichern Falco und DJ Ötzi gelang.

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