Ich wollte nie klassisch maturieren, ich bin ein praxisbezogener Mensch. Ich brauche viel Bewegung und die Natur, deshalb hat sich diese Schule angeboten.
Euer Weingut ist im nördlichen Weinviertel. Wie ist es dort und wie wirkt der Klimawandel?
Wir sind in der Grenzregion zu Tschechien. Früher nah am Eisernen Vorhang. Den Klimawandel kann man direkt sehen: früher haben wir im Oktober die Trauben gelesen, jetzt starten wir Anfang September. Man merkt einfach, dass die Trauben anders reifen, früher dran sind, einen anderen Wuchs haben.
Sie bewirtschaften 20 Hektar. Kann man Weintrauben vor der Hitze schützen? Gar bewässern?
Ich finde, gerade wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht, dann gibt es keine Bewässerung. Da würde man ja Tausende Liter brauchen, das wäre nicht richtig. Also nein, wir kommen ohne Bewässerung aus, aber es ist ein Riesenthema, wie man mit den Böden umgeht. Wir setzen auf Kompostierung, lassen Pflanzen im Weingarten wachsen. Es ist eine Rückbesinnung, wir arbeiten wieder wie früher. Was wir nicht kontrollieren können, ist die Natur. Wir tolerieren die Wildschweine und die Rehe, hatten heuer Hagel in einem Weingarten, wo 100 Prozent zerstört wurden.
Ihr habt einen hohen Qualitätsanspruch. Was bedeutete das in der Praxis?
Dass es in Wahrheit keine Kompromisse gibt. Wir arbeiten im Einklang mit der Natur. Wir machen alles mit der Hand, entscheiden bei jeder Traube, ob wir sie verwenden.
Die Frage aller Fragen ist: Wie wird der Jahrgang?
Wir hatten relativ viel Wasser, viel Sonne. Jetzt im September immer noch eine blühende Begrünung in den Weingärten, alles ist saftig grün im Weinviertel. Aber wie es genau wird, kann ich noch nicht sagen, ich bin keine Hellseherin. Aber die Menge kann man schon abschätzen – für uns persönlich ist es ein eher kleiner Jahrgang, wegen des Hagels. Der Großteil unserer Lagen ist zwischen 30 und 70 Jahre alt. Die Hektarerträge sind bei 3.000 bis 5.000 Kilo, also eher klein.
Hat sich das Trinkverhalten der Menschen verändert?
Wir haben 22 Exportmärkte und exportieren 70 % – das Trinkverhalten ist in den Märkten höchst unterschiedlich. In Österreich schaut man aktuell mehr aufs Geld. Was wir verkaufen, ist ein Luxusprodukt, das muss man ehrlich sagen. Wir haben ausschließlich Weine über 10 Euro. Unsere Kunden verstehen aber unser Produkt und wissen, was dahintersteckt.
BUSINESS GESPRÄCH: Weinernte: Falstaff Winzerin Marion Ebner-Ebenauer über Qualitätsweine, Klimawandel und Rückbesinnung. Samstag, 16. 9. um 17.00 Uhr auf KURIERTV, KURIER.at
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