Wien wird zur Forscherstadt

Philipp von Lattorff, Generaldirektor Boehringer Ingelheim Österreich
Boehringer-Ingelheim investiert 700 Millionen in ein neues Werk in Wien. Warum? Sowohl Forschungsstandort als auch Mitarbeiter-Qualität sind besonders gut, sagt Österreich-Chef Philipp von Lattorff.

KURIER: Boehringer-Ingelheim baut riesig in Wien-Meidling. Wie läuft das Projekt?

Philipp von Lattorff: Die Bauarbeiten laufen nach Plan. 2021 wollen wird mit der regulären Produktion beginnen. Wir errichten neben der Produktionsanlage auch eine Infrastruktur: eine Energiezentrale, ein neues Quality-Gebäude, ein neues Logistikgebäude.

Boehringer-Ingelheim investiert hier kräftig – 700 Millionen nämlich. Es ist die größte Einzelinvestition von Boehringer, eine der größten Investitionen in Wien überhaupt. Warum hier?

Eine große Rolle bei der Entscheidung spielte die Attraktivität Wiens. Wien blickt nicht nur auf eine beachtliche Geschichte in der medizinischen Forschung zurück, es bietet neben der günstigen geografischen Lage im Zentrum Europas und der guten internationalen Anbindung auch ein exzellentes wissenschaftliches Umfeld.

Was macht Wien zu einem guten Partner für so ein Projekt?

Sowohl Bund als auch Stadt haben sich sehr dafür eingesetzt, dass unsere neue Biopharma-Anlage in Wien errichtet wird. Es gab ein eindeutiges Bekenntnis der Politik, dieses Projekt in die Stadt zu holen.

Ist Wien ein guter Forschungsstandort?

Ja. Wien hat ein hohes Bildungsniveau, das ermöglicht die Rekrutierung hochqualifizierter Fachkräfte. In Wien gibt es eine attraktive Forschungsförderung von zwölf Prozent, die nun auf 14 Prozent ausgebaut werden soll. Und es gibt ein gutes wissenschaftliches Umfeld von Unis, Krankenhäusern und kleinen Biotech-Unternehmen. Das kulturelle Umfeld erhöht die Attraktivität des Standorts als Arbeitsplatz – auch für internationale Experten. Nicht zuletzt gibt es stabile wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen.

Was genau soll am neuen Standort Wien passieren?

Bisher produzieren wir in Wien biopharmazeutische Arzneien mit Hilfe von Mikroorganismen. In Zukunft stellen wir Medikamente auch mittels Zellkultur her.

Wie viele Mitarbeiter suchen Sie und welche brauchen Sie?

Wir suchen für die Mehrzahl der rund 500 Positionen Mitarbeiter mit einer abgeschlossenen Lehre (Richtung Chemie, Pharmazie oder Drogist), Fachschule oder HTL der Fachrichtungen Chemie, Biologie, Biochemie, Biotechnologie. Als Quereinsteiger können das durchaus auch Personen aus dem Lebensmittelbereich sein, etwa Brauer, Mälzer, Molkereifachkräfte, Lebensmittelproduktion, die ein technisches Verständnis für Großanlagen mitbringen. Gerne sehen wir in diesen Positionen auch JungakademikerInnen aus dem Bereich Chemie, Biotechnologie, Biochemie, Bioengineering oder Biologie. Bewerber sollten Leidenschaft für ihre Arbeit mitbringen. Immer wichtiger werden auch Dynamik, Flexibilität und Zielstrebigkeit.

Wird diese Menge an Mitarbeitern zu finden sein?

Die meisten MitarbeiterInnen werden wir im Inland rekrutieren, einige Positionen müssen wir aber auch international besetzen.

Was ist das Beste an einem Job bei Boehringer-Ingelheim?

Einerseits bieten wir spannende, herausfordernde Tätigkeiten im naturwissenschaftlichen Bereich bei guter Bezahlung; gleichzeitig sorgen wir auch für das Wohlbefinden unserer MitarbeiterInnen. Kürzlich haben wir ein Mobilitätskonzept entwickelt, wofür wir ausgezeichnet wurden.

Sie sind Hauptsponsor des Start-up-Labs – warum engagieren Sie sich hier?

Wir vergeben sogenannte "Innovation Tickets", mit denen wir ausgewählten Jungunternehmen Labor- und Büroarbeitsplätze für jeweils ein Jahr finanzieren. Als forschungsintensives Unternehmen setzen wir neben der Grundlagenforschung am IMP und der unternehmenseigenen Forschung international verstärkt auf Innovationen und Produkte von außen, in diesem Fall von Start-up-Unternehmen.

Kommentare