Johanna Pirker: Es wird auf jeden Fall einen großen Einfluss auf unterschiedlichste Berufszweige haben. Ob HealthCare oder Industrie. Das Arbeiten wird leichter und gewisse Prozesse wird man automatisieren können. VR (Virtual Reality) und AR bieten eine ganz neue Art des Lernens.
Beispielsweise kann man Operationen in einer sicheren Umgebung üben, Fehler machen und es mehrmals probieren. Einige Werkzeuge sind einsatzreif und werden auch schon genutzt. In den USA verwendet die Supermarktkette Walmart etwa VR für Mitarbeiterschulungen.
„Wir werden von Robotern ersetzt“ – ist die Sorge gerechtfertigt?
Man sollte diese Technik als Hilfstool und nicht als Replacement (engl. für Ersatz) sehen. AI ist aktuell sehr brisant. Sie kann Arbeitsaufträge, die leicht automatisierbar sind, erleichtern, aber wir sind weit davon entfernt, dass sie unsere Arbeit ersetzt. Sie wirken zwar intelligent, aber Bots fehlen die eigene Kreativität und Problemlösungsfähigkeit. Das ist unsere Stärke als Mensch.
Wie sollten Chefs mit diesen Änderungen am besten umgehen?
Mein Rat ist, diese Technik einfach einmal auszuprobieren. Gerade bei VR würde ich mir in Österreich mehr Experimentierfreude wünschen. Als Kleinunternehmen könnte man sich etwa überlegen, in welchen Bereichen sie die Arbeit vereinfachen oder sicherer machen könnten. Ich warne aber vor dem Superhype.
Online wird gerne behauptet, dass diese neuen Entwicklungen den Fachkräftemangel lösen können. Das können sie nicht. Es sind tolle Programme zur Unterstützung. Aber Mitarbeiter müssen die Arbeit von KI weiterhin auf Fehler kontrollieren und es sind noch viele rechtliche und ethische Fragestellungen offen.
Ein Begriff, der immer öfter zu lesen ist: Gamification. Was genau versteht man darunter?
Grundsätzlich geht es darum, dass man Spielerisches in Bereichen einsetzt, die man nicht unbedingt mit Spaß verbindet. Bekannterweise können Spiele Menschen motivieren und begeistern.
Wie würde Gamification im Job aussehen?
Im Businessbereich wird es schon verwendet, nur wissen das viele nicht. Etwa auf der sozialen Plattform LinkedIn. Ihr Ziel ist es, dass Nutzer so viele Daten über sich wie möglich preisgeben. Über ihre Projekte, Firmen, Jobs. Schreiben ist jedoch nicht sonderlich verlockend. Also bietet LinkedIn Profil Upgrades.
Je mehr Daten man teilt, desto höher wird man gelistet oder man erhält kleine virtuelle Medaillen. Man sieht Gamification auch im Recruiting-Bereich. Google und Uber haben zum Beispiel auf ihren Webseiten kleine Rätsel versteckt. Die Lösung war: „Wenn du das lesen kannst, dann bewirb dich bei uns.“
Kann es jedoch auch nach hinten losgehen?
Viele motiviert es, sich mit anderen zu messen. Bei anderen kann aber auch Gegenteil der Fall sein. Man muss aufpassen, dass man bei dem Versuch Menschen miteinzuschließen, andere nicht versehentlich ausschließt. Es muss außerdem ethisch bleiben und einen Mehrwert für Nutzer haben.
Warum haben Sie sich für Informatik entschieden?
Das Vorurteil ist: Man sitzt in einem Keller vor dem Bildschirm, schaut den ganzen Tag auf Einsen und Nullen und man ist ein Mann. So ist es aber nicht. Ich mochte Kunst, Musik, Sport und hätte gerne etwas Künstlerisches gemacht. Nur konnte ich nicht sonderlich gut zeichnen oder oder schreiben.
Coding hat für mich eine ganz neue Welt auf gemacht. Ich konnte meine Ideen und Gedanken für andere interaktiv sichtbar machen, eigene Welten schaffen, die davor nur in meinen Gedanken existiert haben. Nur wenige sehen, wie kreativ der Job ist. Und genau das sollte man mehr ansprechen, um den Beruf spannender zu machen.
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