Wie das Start-up Purency Mikroplastik aufspürt

Wie das Start-up Purency Mikroplastik aufspürt
Die Welt braucht Innovation und starke Stimmen. Valerie Hengl leistet dazu ihren Beitrag. Wie man mit noch nicht einmal 30 Jahren Bewusstsein und Fortschritt in Wirtschaft und Wissenschaft bringt.

Es sind nicht nur weiße Männer, wie Elon Musk, die die Zukunft gestalten. Es gibt auch Frauen in Österreich, die Pläne für die Welt haben. Etwa die 28-jährige Niederösterreicherin Valerie Hengl.

Heuer wurde sie vom Forbes-Magazin in die begehrte Liste der 30 unter 30 gewählt. Sie ist Co-Gründerin und Co-Geschäftsführerin des österreichischen Start-ups Purency.

Die Suche nach dem Mikroplastik

Das junge Softwareunternehmen wurde erst im August 2020 gegründet. Es befasst sich mit einem drängenden Problem auf diesem Planeten, der Messung von Mikroplastik. Die kleinen Plastikpartikeln sind unter fünf Millimeter groß und entstehen durch den Zerfall von Kunststoff. Sie sind überall: Im tiefsten Punkt der Erde, im Marianengraben, im Meereis in der Arktis, am höchsten Gipfel, dem Mount Everest. Überall fanden Forscher Mikroplastik-Rückstände in zum Teil gravierendem Ausmaß. Aber auch in Käse, Trinkwasser und Babynahrung wird es gefunden. Es betrifft alle und alles.

„Wir müssen wissen, wo es ist, um Initiativen dagegen setzen zu können“, erklärt Valerie Hengl im KURIER-Gespräch. Das Problem daran, es gab bisher nur sehr grobe und mühsame Messmethoden, um Mikroplastik in Proben zu erkennen. Genau hier setzt das Unternehmen von Valerie Hengl und ihren vier Co-Foundern an.

Technik

Proben werden mit Infrarot bestrahlt, die Daten der Infrarot (FTIR) Spektroskopie werden mittels Machine-Learning-Software sichtbar und automatisiert.

Das erklärte Ziel der Unternehmerin und ihres Teams ist es, das Bewusstsein für die Gefahr durch Mikroplastik zu steigern und die Laborindustrie über Software-Lösungen zu modernisieren, um für dieses Umweltproblem Lösungen zu finden.

Mikroplastik und die Dringlichkeit ihrer Messung ist heute kein reines Nischenthema mehr. „Vor zwei Jahren war das noch anders. Jetzt sitzen wir in Gremien der Internationale Standardisierung Organisation (ISO) und sind Teil einer EU-Delegation, weil sich dieses Problems angenommen wird“, sagt Hengl.

Wo es herkommt

„Es ist ein globales Umweltproblem und ein Symptom des Klimawandels. Momentan liegt der Fokus auf der CO2-Reduktion. Mikroplastik entsteht aber auch beim Reifenabrieb – auch von E-Autos – oder in der Textilindustrie. Wir wollen den Druck auf Industrien erhöhen, zu erkennen, wo sie Mikroplastik produzieren. Dadurch entgeht man auch Greenwashing. Unternehmen können dann nicht mehr nach dem Moto agieren: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“

Ihre Mühen fruchten

Das Interesse in den Industrien und der Wissenschaft wird breiter. Gerade hat Purency eine Finanzierungsrunde abgeschlossen, durch die sie einen Investor und insgesamt eine Million Euro an Investments gewinnen konnten.

„Unser Ziel ist es, langfristig alle möglichen Partikeln in der Umwelt genau messbar zu machen.“Hengl ist dabei nicht alleine auf weiter Flur. Die Volkswirtschafterin ist Teil eines vier-köpfigen Gründungsteams aus zwei Chemikern und zwei Volkswirtschafterinnen.

Mittlerweile besteht das erweiterte Team aus vier Frauen und drei Männern. „Wir sind ein Software-Unternehmen. Es ist also völlig möglich, eine Gender-Balance herzustellen, wenn man auch wirklich punktuell sucht und versucht , Frauen mit seinen Stellenausschreibungen anzusprechen“, erklärt sie, die sich aktiv als Verfechterin einer Frauenquote ausspricht.

Frauen in Wissenschaft und Wirtschaft

Seit 2019 ist sie Sprecherin des Forum Alpbach Networks. „Das Forum Alpbach ist offen für junge Ideen. Aber ich weiß, wie schwer es ist, mit alten weißen Männern am Tisch zu sitzen, zu widersprechen, auf den Tisch zu hauen und gegen die Old Economy anzukämpfen. Ich merke auch, dass sich Frauen eher trauen, wenn sie nicht als einzige Frau in der Runde alter Männer sind“, sagt sie. Es sei wichtig, Frauen in diese Positionen und in diese Diskussionsrunde zu hieven.

„Als Frau in der Start-up-Welt und in der Alpbach-Welt ist es öfters deprimierend, wenn man merkt, gewisse Dinge scheitern daran, dass ich eine Frau bin. Man merkt den Unterschied“, berichtet Hengl.

Die Diversität in der Wirtschaft und der Wissenschaft fange aber bei Frauen nur an. „Es geht dann auch darum, dass nicht nur weiße Europäer an den runden Tischen sitzen.“

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