Tipps von Unternehmen: Wie man Superpraktikant wird

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Heute startet für viele das Ferialpraktikum: Das erste Schnuppern ins Berufsleben, das erste eigene Geld, die erste Chance, Eindruck zu hinterlassen. Drei Unternehmen geben Tipps, wie man brilliert.

Der Ferialjob kann zweierlei sein: Eine Beschäftigung die man widerwillig in der heißesten Zeit des Jahres auf sich nimmt – und absitzt. Weil es im Curriculum der Uni steht, weil die Eltern darauf pochen, weil man das Konto aufstocken will. Der Ferialjob kann aber auch ein wertvoller erster Schritt in den Arbeitsmarkt sein. Eine wichtige Station im Lebenslauf. "Wird einem die Möglichkeit geboten, einen Einblick in die Arbeitswelt zu gewinnen, muss man sie nutzen", sagt die ehemalige Job-Praktikantin Ricarda Lassy (mehr dazu unten).

Warum? Durch Praktika lernt man Strukturen in Betrieben, den Umgang mit Chefs, Kollegen und Verantwortung. Man lernt, wie es sich anfühlt, eigenständig zu arbeiten und dafür Feedback zu bekommen. Damit es so weit kommt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden. Drei heimische Firmen – die Werbeagentur Jung von Matt (nehmen drei bis vier Ferialpraktikanten auf), die Post AG (nehmen im Sommer 2500 Praktikanten auf) und der Handelskonzern Rewe (hat rund 1100 Ferialjobber) – verraten, wie man vom Büro-Einsteiger zum Profi-Kollegen wird.

"Lehne keine Aufgabe ab"

Tipps von Unternehmen: Wie man Superpraktikant wird
Hannah Grandits und Ricarda Lassy waren im vergangenen Sommer Praktikantinnen in unserer Redaktion. Sie haben Eindruck hinterlassen. Wie? Mit frischen Ideen, einer unverblümte Art, viel Engagement und Fleiß. Sie tigerten sich in ihre Arbeit hinein, waren neugierig und proaktiv. „Lehne keine Aufgabe aus Unsicherheit oder aus Angst, dich zu blamieren, ab. Mute dir lieber zu viel als zu wenig zu – im Zweifelsfall kannst du ja um Hilfe fragen“, rät Hannah Grandits angehenden Ferialjobbern. Beim Praktikum ginge es schließlich darum, aus einer kurzen Zeit so viel wie möglich herauszukitzeln. „Man sollte alle Möglichkeiten nutzen, sich zu beweisen.“
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Ein Fehler sei es, das Praktikum einfach schnell hinter sich bringen zu wollen, sagt Ricarda Lassy. „Wird einem die Möglichkeit geboten, einen Einblick in eine Arbeitswelt zu gewinnen, muss man sie nutzen“, sagt sie. Dass man an den ersten Tagen im neuen Job Starthilfe brauche, nehme einem keiner übel. „Um Fehler zu vermeiden, ist Nachfragen aber das A und O. Wichtig ist, selbstbewusst an Aufgaben heranzugehen und motiviert zu bleiben.“ Ums Geldverdienen allein ginge es bei einem Praktikum nicht. Viel mehr müsse man alles Neue aufsaugen und verinnerlichen. „Das hilft einem, sich ein Bild davon zu machen, was man später möchte.“

Fachliche Fähigkeiten sind bei einem Ferialpraktikum zweitrangig. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Softskills“, sagt Christian Meister, Leiter HR-Management der REWE International AG. „Bei Manieren und beim höflichen Umgang haben wir sehr hohe Erwartung an unsere Ferialpraktikanten. Respekt und das gesellschaftliche Regelwerk sollen eingehalten werden.“
Christiane Toperczer, verantwortlich für Personalagenden bei der Werbeagentur Jung von Matt, geht noch weiter: „Mit guten Softskills und Taktgefühl kann man sogar fachliche Schwäche wettmachen.“

„Wir wünschen uns junge Menschen mit Persönlichkeit, die auch mitdenken, nicht nur auf Anweisungen warten und auch wirkliches Interesse an der Arbeit zeigen“, sagt Post-Personalchef Franz Nigl. Christiane Toperczer von Jung von Matt: „Es ist schön, wenn sie sich in Projekte einbinden, nicht nur passiv dasitzen, sondern bereit sind, etwas zu leisten.“ Faul sein und herumlungern käme weder bei Chef noch Kollegen gut an. Christian Meister von Rewe schätzt an Sommerjobbern frische Ideen, gerne auch Verbesserungsvorschläge zu Abläufen. Wer Hilfe anbieten kann, sammle viele Pluspunkte.

Verantwortungsbewusstsein, Neugierde, Lernbereitschaft, Team- und Kommunikationsfähigkeit seien Softskills, die man bei Praktikanten gerne sieht, so Post-Personalchef Franz Nigl. Von besonderer Motivation zeuge eigenverantwortliches Arbeiten, zeitliche Flexibilität, Hilfsbereitschaft und die Proaktivität „Es ist schön, wenn ein Praktikant mit Einsatz und Eifer dabei ist. Das freut den Vorgesetzten und das freut das Team“, sagt Toperczer von Jung von Matt. „Wir erwarten von einem Praktikanten nicht, dass er jeden Tag Überstunden macht. Aber wir finden es schön, wenn er auch mal über die normale Arbeitszeit hinaus da ist und nicht um 16 Uhr den Bleistift fallen lässt.“

Ordentlichkeit und Pünktlichkeit sind keine Bonus-Fähigkeiten . „Sie sind ein absolutes Muss“, so der Rewe-HR-Chef Meister. Zudem sei das Beobachten und Verinnerlichen von Strukturen in einem Betrieb essenziell. Meister: „Hierarchien gibt es nicht grundlos, sie sollten natürlich eingehalten werden. Es empfiehlt sich auch, vorsichtshalber zu Siezen.“ Das Duwort des Kollegen oder Vorgesetzten solle man abwarten. Nicht immer muss es kommen.Toperczer von Jung von Matt: „Der Praktikant muss erkennen, wo sein Platz im Team ist. Er sollte jedenfalls die Aufgaben erfüllen, die für ihn gedacht sind. Erfüllt er sein Soll gut, bekommt er als Nächstes eine außergewöhnlichere Aufgabe.“

Es muss für Praktikanten nicht gleich der Business-Look sein, sagt Post-Personalchef Franz Nigl. Saubere Kleidung, dezentes Styling und nicht allzu viel Haut müssen es aber sein. Auch in der legeren Werbeagentur darf man es nicht übertreiben. „Keine Hotpants oder tiefdekolletierten Ausschnitte“, so Toperczer. Rewe-HR-Chef Meister ergänzt, der Auftritt müsse jedenfalls dem Arbeitsbereich angemessen sein.

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