Weiterbildung geht auch ohne Hürden

Man braucht Motivation, Zeit und Geld, so Berater Wilfried Hackl
Hat man ein Recht auf Weiterbildung? Kann man sich dafür freistellen lassen? Wer trägt die Kosten? Chancen und Angebote für Lernwillige

Maria tut es im Urlaub. Alexander in der Mittagspause. Andrea immer freitags. Sie bilden sich weiter.

Laut SORA-Studie sind 48 Prozent der Österreicher bildungsinteressiert – Wilfried Hackl von der Conedu Unternehmensberatung für Aus- und Weiterbildungsentwicklung aber weiß, dass zwischen Interesse und Teilnahme einige Hürden liegen: "Wie etwa Motivation, verfügbare Zeit, realistische Finanzierung oder angebotene Kinderbetreuung." Je niedriger die Ausgangsqualifizierung, desto höher werden die Hürden.

Dennoch: Sich über Lernmöglichkeiten zu informieren, muss man sich nicht nehmen lassen. Hackl: "Immer wenn berufliche Übergänge anstehen, sollte man rechtzeitig an Weiterbildung denken." An Angeboten, so Karin Steiner vom Beratungsinstitut abif, mangelt es nicht: "In den vergangenen Jahren sind gerade Masterlehrgänge und andere postgraduale Angebot wie Schwammerln aus dem Boden gewachsen."

Gut informieren

Zu wenig bekannt ist laut Hackl, dass man Beratung nicht nur beim AMS bekommt. Die Bildungsberatung Österreich, Infos unter www.bildungsberatung-oesterreich.at, mit ihrem kostenlosen, unabhängigen und landesweit verfügbaren Angebot ist etwa eine Alternative. Steiner rät, sich die Wahl gut zu überlegen, vor allem die zeitliche Komponente zu bedenken: "Weiterbildung wird ja immer so positiv besetzt. Was oft nicht gesehen wird, ist, dass es anstrengend ist, Zeit und Geld kostet und didaktisch nicht immer optimal abläuft."

Auch die Arbeitgeber sind nicht immer vom Lernprojekt überzeugt: "Manche Unternehmen fürchten, dass Beschäftigte mit einem niedrigen Bildungsniveau danach eine höhere Bezahlung wollen oder sich überhaupt einen anderen Arbeitsplatz suchen", erklärt Steiner. Im Idealfall holt man den Chef beim Thema Weiterbildung früh an Board. Hackl: "Ich empfehle vorab zu überlegen: Was hat der Betrieb davon, wenn ich diese Qualifizierung mache? Fast wie in einem Verkaufsgespräch sollte man den Nutzen der Investition für den Betrieb betonen und als Win-win Situation darstellen". Hier stimmt ihm Steiner zu – wenn es um eine Höherqualifizierung geht: "Geht es in Richtung komplette berufliche Neuausrichtung, würde ich das vorerst besser gar nicht kommunizieren."

87 Prozent aller heimischen Unternehmen sind weiterbildungsaktiv, das ist EU-Spitze. Ob man als Angestellte ein Recht auf Weiterbildung hat und in welcher Form man dafür freigestellt wird, hängt laut Hackl sehr von der Branche und dem Arbeitsvertrag ab: "Im öffentlichen Dienst und in gesetzlich geregelten Berufen gibt es häufig eine Verpflichtung zur Fortbildung, wie etwa bei Ärzten." Auf AMS-geförderte Bildungskarenz oder -teilzeit haben mittlerweile auch freie Dienstnehmer Anspruch – wenn der Arbeitgeber zustimmt.

Und wer bezahlt?

Steiner: "Österreichische Unternehmen geben 1,5 Prozent der Personalausgaben für Kursweiterbildung aus. Unter www.kursfoerderung.at kann man sich alle Fördermöglichkeiten genau ansehen. Interessant ist auch die Weiterbildungsdatenbank des AMS unter www.weiterbildungsdatenbank.at"

Kommentare