Österreichische Top-Manager müssen den Gürtel enger schnallen

Manager spazieren über karierten Fliesenboden
Wie es den heimischen Führungskräften geht und warum viele Gehälter heuer sinken.

Top-Manager verdienen auch heuer wieder weniger: Ihr Gehalt ist zum vierten Mal in Folge real gesunken, erklärt Roman Teichert, Bundesvorsitzender des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF). Im Café Landtmann in der Wiener Innenstadt wurden heute, Mittwoch, die Ergebnisse der 44. WdF-Einkommensstudie präsentiert. Befragt wurden 598 Führungskräfte aus der ersten und zweiten Ebene – darunter 98 Managerinnen.

Das Jahreseinkommen der Führungskräfte ist laut Studie in der ersten Ebene um 1,3 Prozent auf 262.500 Euro brutto gesunken. Auf der zweiten Ebene ging das Gehalt in die Höhe: um 3,9 Prozent auf 170.100 Euro brutto. „Das ist für mich ein Zeichen, dass jüngere Führungskräfte auch in schwierigen Zeiten gezielt gestärkt werden. Das ist ein positives Signal“, so Teichert.

Inflationsbereinigt bedeutet das für Chefs der ersten Ebene ein Minus von 4,1 Prozent und für die zweite Ebene ein Plus von 0,8 Prozent, so das WdF. Betrachtet man die Entwicklung seit 2020, zeigt sich laut Teichert „durchaus ein sehr negativer Trend“: Die realen (inflationsbereinigten) Einkommensverluste der Führungskräfte sollen sich auf mehr als dreizehn Prozent verlaufen.

„Auf der zweiten Führungsebene gab es seit 1982 kaum eine Veränderung bei der Kaufkraft, sie ist mehr oder weniger konstant geblieben“, berichtet Felix Josef, Geschäftsführer von Triconsult Wirtschaftsanalytische Marktforschung. In der ersten Ebene zeigt sich dagegen eine dynamischere Entwicklung: Bis 2020 wurde ein Zuwachs verzeichnet, seither hat die Rezession die Einkommen massiv gedrückt. „Führungskräfte haben also mehr Arbeit, höhere Verantwortung und geringeres Einkommen", kritisiert Josef.

Variable Gehaltsbestandteile nehmen ab

Das Einkommen setzt sich häufig aus einem Grundgehalt und variablen Bestandteilen (Boni, Gewinnbeteiligungen, etc.) zusammen. Laut Studie blieb das Grundgehalt nahezu unverändert (liegt aktuell bei 190.300 Euro brutto). Der variable Anteil stieg dagegen stark an: Im Schnitt von 62.700 Euro auf 98.900 Euro brutto. Aber: Nur 59 Prozent der Manager erhalten noch einen variablen Bestandteil. Davor waren es noch 61 Prozent.

Generell hängt das Einkommen in erster Linie von der Leistung und der Verantwortung der Chefs ab – das zeigen auch die Zahlen: Je höher der Firmenumsatz, desto höher ist auch das Einkommen der ersten Führungsebene. 

Wie wirkt sich Teilzeit auf Führungskräfte aus?

Nur 3,5 Prozent der befragten Führungskräfte arbeiten Teilzeit. Das Jahresgesamteinkommen der Vollzeit-Führungskräfte liegt bei 238.400 Euro brutto. Wer Teilzeit arbeitet, wobei nicht definiert ist, von wie vielen Stunden die Rede ist, verdient nur rund die Hälfte: 127.200 Euro brutto.

„Das ist ein Thema, das sich meiner Meinung nach entwickeln wird“, so Roman Teichert. „Unternehmen stehen vor der Herausforderung, hochqualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für Schlüsselpositionen zu rekrutieren und langfristig an das Unternehmen zu binden. Teilzeit und damit verbundene Arbeitsmodelle, wie die geteilte Führung, werden künftig gerade von der jungen Generation noch stärker nachgefragt.“

Wovon hängt ein Top-Manager-Gehalt noch ab?

Laut WdF-Studie spielen noch einige weitere Faktoren beim Gehalt der Führungskräfte eine Rolle, darunter u. a. das Alter und die Schulbildung. Führungskräfte, die 39 Jahre und jünger sind, verdienen im Schnitt 138.800 Euro brutto. Sind sie 50 Jahre und älter, sind es 302.300 Euro brutto.

Zum Faktor Schulbildung wurde nach Lehre, Matura und Hochschulabschluss gefragt. Sechs Prozent der befragten Top-Manager haben demnach eine Lehre abgeschlossen und verdienen nun 208.000 Euro brutto. Das Einkommen von Führungskräften mit Matura liegt im Schnitt bei 254.800 Euro brutto, mit Hochschulabschluss bei 267.500 Euro brutto.

Ein wichtiger Aspekt der diesjährigen Auswertung waren die weiblichen Führungskräfte. Befragt wurden heuer nur 98 Frauen in Führungspositionen. Vorab spricht Felix Josef eine positive Entwicklung an: Laut Studie verdienen sie im Schnitt mehr als ihre Kolleginnen im Vorjahr. Er betont jedoch, dass bei einer so kleinen Stichprobe keine konkreten Aussagen möglich sind. „Schon einige wenige Befragte können das Ergebnis in die eine oder andere Richtung massiv beeinflussen“, heißt es.

Analysiert wurden jedoch die strukturellen Unterschiede zwischen Top-Managern und Top-Managerinnen. Die befragten Frauen sind im Schnitt jünger und entsprechend kürzer im Unternehmen tätig. „Das ist mit Sicherheit ein Einflussfaktor, der einen Teil dieser Gehaltsunterschiede erklärt“, so Felix Josef. Der zweite Schwerpunkt betrifft die Ausbildung: Die meisten Frauen haben einen Wirtschaftsabschluss (61 Prozent), nur wenige einen MINT-Hintergrund bzw. technischen Abschluss. „Da müsste man viel früher ansetzen, um diese Unterschiede auszugleichen – und zwar schon in der Schule“, merkt Wajden Byloff, Vorsitzende der WdF-Initiative „Women Leadership Alliance“, an.

Natürlich spielt auch die konkrete Position der Führungskraft eine ausschlaggebende Rolle: Frauen sind deutlich seltener in der Generaldirektion (sechs Prozent) und in der Geschäftsführung (ebenfalls sechs Prozent) vertreten, dafür aber häufiger als Bereichsleiterinnen (25 Prozent) oder Stellvertreterinnen (neun Prozent).

Wie steht es um das Dienstauto?

Das bekannte Statussymbol einer Führungskraft ist der Firmenwagen. Hier ist jedoch eine starke Veränderung zu beobachten: Auf der zweiten und dritten Führungsebene verfügen nur 55 Prozent über ein Dienstauto (2023 waren es 62 Prozent) – auf der ersten Ebene sind es noch 82 Prozent.

Mittlerweile sind 25 Prozent der ersten Führungsebene und 17 Prozent der zweiten Ebene mit einem Klimaticket des Arbeitgebers unterwegs.

Was macht den Chefs Sorgen? 

„Die Insolvenzentwicklung steuert im Jahr 2025 auf ein Rekordjahr zu“, sagt Gerhard Weinhofer von der Creditreform. Er prognostiziert über 7.500 Firmeninsolvenzen: „Das hatten wir in der Zweiten Republik noch nie.“ Seit drei Jahren sei die allgemeine Wirtschaftslage die Hauptursache für Insolvenzen. An zweiter Stelle kommen Managementfehler, an dritter Stelle Kapitalmangel.

Erstmals hat man sich heuer angesehen, was Führungskräfte dazu sagen. Trotz steigender Arbeitslosenzahlen nannten 58 Prozent der Befragten den Fachkräftemangel als größte Bedrohung für die Stabilität ihres Unternehmens. Knapp dahinter folgen politische Unsicherheiten mit 57 Prozent. 42 Prozent nannten Fehlentscheidungen des Managements als Problem, Inflation und Zinsniveau stehen mit 41 Prozent auf Platz vier.

Trotz all dieser Krisen zeigen sich Führungskräfte optimistisch: 82 Prozent sehen sich mit ihrer persönlichen fachlichen Qualifikation als gut auf die Krisen vorbereitet. Auf die Frage, ob sie sich für das tägliche Risiko gerecht bzw. angemessen entlohnt fühlen, antworteten 24 Prozent mit „Ja, auf jeden Fall“, 33 Prozent mit „eher schon“ und 29 Prozent mit „teilweise“.

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