"Was tust du, um zu inspirieren?"

Selfie im Silicon Valley: Valerie Höllinger mit ihrer Delegation Anfang Oktober bei Open Austria.
BFI-Chefin Valerie Höllinger und ihr Team ließen sich eine Woche lang vom Treiben im Silicon Valley inspirieren. Jetzt soll einiges anders werden.

Sechs Unternehmen am Tag, sechs Tage lang – Silicon Valley ungefiltert, hautnah. So erlebte es Anfang Oktober BFI-Chefin Valerie Höllinger mit ihrem Team. Erzählt sie von dieser Woche, spricht sie schnell und voller Elan, ihre Gedanken kreisen um Collaboration und Veränderung.

KURIER: Frau Höllinger, wie war Ihre Studienreise?

Valerie Höllinger: Wir sind immer noch ganz infiziert, sind mit einer ganz anderen Haltung zurückgekommen.

Mit welcher?

Mit der Schnelligkeit dort habe ich gerechnet, aber diese Offenheit und das Interesse daran, Probleme zu lösen – das hat mich ehrlich überrascht. Worauf das ganze Valley aufbaut, ist: Community und Collaboration. In Österreich sieht man Information als Macht und die will man möglichst halten. In Silicon Valley will man teilen, sich auf neue Ideen einlassen. Es herrscht keine Angst vorm Scheitern, kein Neid. Die Insignien der Macht sind die Fragen: An welchen Start-up bist du beteiligt, was machst du, um zu inspirieren? In Österreich zählt immer noch das Eckbüro, das Auto, die Uhr.

Sie haben die Reise unternommen, um diesen Spirit nach Hause mitzunehmen. Wie schwierig ist das, bei so einem Culture Clash?

Im Mikrokosmos eines Unternehmens kann man das schon etablieren. Ich glaube, hier braucht es einfach so einen Reiz von außen. Das BFI war erst das zweite Unternehmen, das die von Niki Ernst angebotene Inspiration-Tour mit einer Delegation und nicht als Einzelpersonen gemacht hat. Es sollten sich mehr Unternehmen öffnen, ihre Mitarbeiter hinschicken und sich von ihnen erzählen lassen, wie es funktionieren kann.

Zur beruflichen Weiterbildung: Welche Trends boomen im Silicon Valley?

Das Thema Flipped Classroom zum Beispiel: Zu Hause wird die Theorie gelernt, in der Gruppe werden die Übungen gemacht. Das Thema E-Learning wird dort nicht so groß geschrieben, wie wir alle glauben. Dagegen ist Präsenzunterricht in der Gruppe sehr wichtig – Lernen ist ein sozialer Prozess, E-Learning kann vereinsamend sein. Und man lernt nicht retrospektiv, sondern schaut in die Zukunft: Was könnten wir machen?

Werden Sie diese Learnings am BFI etablieren?

Bildung wird in den USA mit Innovation und Community verschränkt. Und ich denke schon darüber nach, das zu übernehmen. Wir arbeiten seit einem Jahr intensiv daran, Digitalprodukte zu entwickeln und bestehende Kurse mit digitalen Komponenten aufzuwerten. Auch für Start-ups planen wir einiges, etwa Hackathons oder Design-Thinking-Kurse. Wir suchen aktuell nach Start-ups, die uns diese Produkte entwerfen und umsetzen, also Produkte aus der Community für die Community. Anfang 2017 wird sich all das in unserer neuen Digitalakademie wiederfinden.

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