Was sind Maturanten am Arbeitsmarkt wert?

Zentralmatura: Könnten Sie's noch?
Während AHS-Maturanten kaum Job-Angebote bekommen, sind HTL-Absolventen am Arbeitsmarkt willkommen.

Ein Blick auf die Stelleninserate zeigt – Maturanten, vor allem jene von der AHS, sind am Arbeitsmarkt kaum gefragt. Ausnahme bilden Absolventen, die von einer HTL oder einer HAK kommen: Für sie gibt es etwa in den Bereichen Buchhaltung und Lohnverrechnung, als technische Zeichner oder als Servicetechniker durchaus Platz am Arbeitsmarkt – und Chancen auf Aufstieg im Unternehmen.

„AHS-Maturanten fehlt die konkrete Ausrichtung beziehungsweise Berufsbildung“, sagt dazu Harald Grassler, Berater bei Kienbaum Consultants. Das Problem: Jobs, für die man mit AHS-Matura qualifiziert ist, würde man oft auch ohne bestandene Reifeprüfung bekommen. Grassler: „In der AHS Erlerntes gilt eher der Allgemeinbildung und ist in der beruflichen Praxis zunächst von untergeordneter Bedeutung.“ Eine Schärfung des Profils durch Weiterbildung, insbesondere ein Hochschulstudium, ist daher für AHS-Maturanten naheliegend.

Direkt zum Geld

Nur eine Minderheit – ziemlich exakt ein Viertel der Maturanten – möchte trotzdem ohne Umwege zum ersten eigenen Geld. Davon gibt es am Anfang nicht viel: Das Einstiegsgehalt von AHS-Maturanten liegt laut einer Studie des „Forums Personal“ bei rund 1750 Euro. (siehe Kasten) Nach drei bis fünf Berufsjahren steigt es auf etwas über 2100 Euro.

Zum Vergleich: Bachelor-Absolventen aus der Wirtschaft kommen auf ein Anfangsgehalt von 2129 bis 2267 Euro. Ein Magister FH steigt mit rund 2300 Euro ein. Wer „Master“ am Kärtchen stehen hat, bekommt rund 100 Euro weniger. Aber: Kann man sich in einem Unternehmen nicht auch hocharbeiten, ohne einen Universitäts-Abschluss zu haben? Grassler: „Das war früher noch eher möglich als heute. Jetzt gelangt man oft nur bis zu einem gewissen Punkt, da für höhere Führungsaufgaben gerne ein akademischer Abschluss gesehen wird.“

Die Zahlen belegen es: Wie im „ Kienbaum Vergütungsreport 2011: Führungskräfte in Österreich“ ersichtlich, haben heutzutage bloß 13 Prozent der Personen in der Geschäftsführungs- und Vorstandsebene ausschließlich ein Reifeprüfungszeugnis vorzuweisen.

Bildung lohnt sich

Grassler rät jenen, die nicht studieren wollen, trotzdem auf Weiterbildung und Zusatzqualifikation zu achten. Das können Seminare und Lehrgänge sein, aber auch Auslandsaufenthalte erweitern den Horizont. Das ist wichtig, so der Berater, den bei allen Statistiken: „Schlussendlich ist es auch immer noch die Leistung, die man erbringt, welche die Karriere ankurbelt.“

Gehalt: Studium macht sich bezahlt

Das Einstiegsgehalt von AHS-Maturanten liegt laut einer Studie des „Forums Personal“ bei rund 1750 Euro. HAK-Absolventen steigen mit 1800 Euro ein. Am besten werden HTL-Abgänger bezahlt: Sie erhalten rund 1900 Euro.

Zum Vergleich: Berufsschüler können mit einem Erstgehalt von 1614 bis 1714 Euro rechnen. Akademiker hingegen steigen mit rund 2300 Euro brutto monatlich ein.

Entscheidung: Was passt? Arbeit oder Studium

Arbeiten statt studieren sollte, wer:
- finanzielle Unabhängigkeit will.
- Lust auf den Einstieg in die Selbstständigkeit hat.
- Interesse für praktische, organisatorische Tätigkeiten mitbringt.
- handwerklich geschickt ist.
- wenig Durchhaltevermögen beim Lernen hat.

Für eine Weiterbildung spricht, dass:
- es die Jobchancen steigert. Akademiker haben zudem das geringste Risiko, arbeitslos zu werden.
- viele Berufe heute nur mehr nur mit akademischer Ausbildung ausgeübt werden dürfen.
- sowohl Bezahlung als auch Ansehen akademischer Berufe höher sind.

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