Wie ich eine Schicht im "Schwarzen Kameel" überlebt habe

Redakteurin Jennifer Corazza übernimmt eine Tagesschicht zum Test von einem Kellner im Schwarzen Kameel. Wien, am 28.04.2023.
Die Gastronomie ist hart und findet schwer Personal. Wie ist es, hier zu arbeiten? Eine Selbsterfahrung in einem der wichtigsten Lokale der Hauptstadt.

Die Gäste sitzen dicht aneinander. Der Schanigarten im „Schwarzen Kameel“ im ersten Bezirk in Wien ist voll. Vorbeikommen scheint unmöglich. Auf Zehenspitzen zwänge ich mich seitwärts durch. Die Gläser auf dem Tablett rutschen. „Bringen’s uns noch zwei Spritzer“, wird gerufen. Ich nicke und weiche zeitgleich dem Kollegen aus, der im Eiltempo mundgerecht portionierte Schnitzel serviert.

Der Weg durchs Lokal – ein Spießrutenlauf. Der Regen hat viele Gäste hinein getrieben. Der Fliesenboden ist nass. Nicht ausrutschen, denke ich, als ich mit einem Fuß die Schwingtüre zur Küche aufstoße und das Tablett sicher abstelle. Ich bin erschöpft. Dabei hat der Dienst gerade erst begonnen.

Die unliebsame Branche

Vergangenen Winter belegte eine Studie der Arbeiterkammer Oberösterreich: „Arbeitskräftemangel in der Gastronomie und Tourismusbranche ist selbst verschuldet.“ Die Gründe? Prekäre Arbeitsverhältnisse und eine „nichtexistenzsichernde Entlohnung“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl

  • Mit über 160.000 Stellen ist die Gastronomie, laut Wirtschaftskammer, eine der größten Beschäftigungsmöglichkeiten in Österreich und erwirtschaftet rund 11,2 Milliarden Euro Umsatz
  • 7.490offene Stellen waren im April 2023 beim AMS in der Gastronomie gemeldet. Das sind 21,3 Prozent weniger als im Vorjahr 
  • Parallel stieg der Wert der als arbeitslos Gemeldeten in der Gastronomie. 21.507 Personen sind es im April 2023 – um 5,9 Prozent mehr als 2022 

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