Warum das Barmherzigen Schwestern Krankenhaus auf ein Chef-Duo setzt

Isabella Raab und Werner Fischer teilen sich die Führung einer Krankenhausabteilung
Zwei Chefs im Haus - kann das gut gehen? Pflegedirektorin Isabell Koßmann spricht über Gründe und Vorteile der sogenannten Tandemführung.

Netflix hat ein Führungstandem mit Reed Hastings und Ted Sarandos und bei den Grünen in Deutschland sieht man ebenfalls eine Doppelspitze. Nun schließt sich das Barmherzigen Schwestern Krankenhaus Wien mit Isabella Raab und Werner Fischer als Leitungsteam der interdisziplinären Station 7, an.

Isabell Koßmann, die Pflegedirektorin des Krankenhauses, mit einem über 300 Personen starken Pflegeteam, adaptiert das Konzept erstmals für ein Akutkrankenhaus. Wie der Name bereits verrät, ähnelt es dem Tandem, also einem Fahrrad, das von zwei Personen gefahren wird.

Eine erfahrene Person lenkt und beide müssen gemeinsam kräftig treten. So soll Junior Bereichsleiterin Raab von Bereichsleiter Fischer ein Jahr lang unterstützt und in die Arbeit eingeführt werden, damit sie sukzessive die Rolle der Bereichsleitung allein übernehmen kann. Dies sieht Koßmann als eine große Entwicklungschance und Entlastung für die gesamte Abteilung, da auch Entscheidungen effizienter getroffen und umgesetzt werden können: „Das fördert auch die Motivation des gesamten Teams“, ist Koßmann überzeugt.

Warum das Barmherzigen Schwestern Krankenhaus auf ein Chef-Duo setzt

Warum das Barmherzigen Schwestern Krankenhaus ein Chef-Duo setzt

Klare Verteilung, dieselben Werte, sicheres Auftreten

Zu einer erfolgreichen Tandemfahrt gehören laut Koßmann eine „klare Aufgabenverteilung, Kommunikation sowie laufende Evaluierung und Reflexion“. Es müssen auch gewisse Voraussetzungen erfüllt sein: Beide fahrenden Personen sollten die gleichen Werte und Führungsverständnisse haben, gut aufeinander abgestimmt sein.

Es muss auch die Chemie stimmen, um gemeinsam als Team sicher auftreten zu können. Zusätzlich sind mehr Ressourcen notwendig und eine passende Unternehmenskultur wichtig. „Man sollte den möglichen Einfluss von Dritten nicht unterschätzen. Neues kommt mit Sorge und Unsicherheit“, betont Koßmann. Die Lösung ist simpel: Eine offene Kommunikation und regelmäßige Reflexion.

Themen wie Work-Life-Balance tauchen vor allem bei der jüngeren Generation häufiger auf. So vielfältig in den Meinungen und Erwartungen wie jetzt war es nämlich noch nie. Und eben diese Diversität des Pflegeteams soll nun auch im Führungsteam abgebildet werden. Laut Koßmann war es an der Zeit, dass sich das Krankenhaus an die gesellschaftlichen Veränderungen anpasst.

Junior neben Senior

Eine weitere Veränderung wurde mit neuen Karrierestufen eingeführt. Jetzt gibt es neben der Junior Pflegemanagerin, als engste Mitarbeiterin und Stellvertreterin der Pflegedirektorin auch Junior- und Senior Bereichsleitungen. Koßmann war es wichtig, einen Weg zu finden, junge Leute zu fördern, schnell und sicher in Führungspositionen zu holen und gleichzeitig für einen sicheren Krankenhausbetrieb zu sorgen. Die ersten Schritte dafür sind somit gesetzt.

Trotz mancher Risiken ist die Pflegedirektorin davon überzeugt, dass ein Führungstandem der richtige Weg für das Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien ist. Sie sieht in ihm ein Entwicklungspotential und hofft, dass mehr jungen, engagierten Pflegenden Vertrauen geschenkt wird, um diese Talente nicht zu verlieren. Vorausblickend kann sie sich einen Übergang zur berufsübergreifenden Tandemführung in Krankenhäusern, zur Förderung der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen, vorstellen.

Isabell Koßmann fährt selbst privat Tandem und ermöglichte es dem jungen Team eine Runde im Hof zu machen. Ihre Tipps vor der Abfahrt: „Man muss sich vorher gut absprechen, wohin man fahren will, wann und wie und in welchem Tempo man startet. So kommt man schnell und sicher ans Ziel.“

Als Führungstandem wird eine Doppelspitze bezeichnet, die wie beim Tandemfahren aus einem „Captain“ und einem „Stoker“ besteht. Beide  sind gleichberechtigt  und übernehmen  zu Beginn die Verantwortung für einen Bereich.

Die Vorteile sind evident: mehr Flexibilität und Präsenz, Förderung der Generationsvielfalt, gegenseitige Unterstützung, Entlastung und Erfahrungsaustausch. Beide Seiten bringen eigene Fähigkeiten und Talente und können sich die  Stärken der jeweils andern Person zu nutzen machen.  Dies führt im Idealfall auch zur Verbesserung der Führungsqualität.   

 

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