Vater und Sohn GmbH
Sie arbeiten seit 27 Jahren zusammen, geschäftlich seit zwei. Ab dem Zeitpunkt nämlich, als es für den älteren Schmied klar war, dass er aus dem Familienkonzern Silhouette ausscheiden wird und der jüngere Schmied, ein Leistungssportler, just in dem Moment mit dem Studium fertig wurde. "Ich hab mir überlegt, was ich mit meiner Zeit machen werde", erklärt Klaus Schmied, Inhaber des bekannten Brillenherstellers, "ich fühlte mich zu jung für die Pension." Sie hätten also gemeinsam überlegt, etwas Neues zu machen. Wohl wissend, dass eine Vater-und-Sohn-Konstellation eine komplizierte Geschichte sein kann.
Klaus Schmied, der Senior, und Jakob Schmied, der Junior, kamen zu dem Schluss: Sie können und wollen miteinander ein Start-up gründen. Die Geschäftsidee für das Gemeinschaftsprojekt musste aber erst noch gefunden werden. Sie begaben sich auf die Suche nach einer Nische, sondierten den Markt, überlegten, was künftig zu einem Geschäftszweig heranwachsen könnte. Sie entschieden sich für: 3-D-Druck. Als "Viererbande" mit weiteren Verbündeten haben sie Büro (in Linz), Produktionsstätte (im Waldviertel) und Geräte (aus den USA) errichtet, das Business aufgesetzt. Sohn Jakob glaubt, "dass im 3-D-Druck eine Chance für Europa liegt, weil das ein hochtechnologisches, fortschrittliches Business ist, in dem wir gegen Asien punkten können." Ihre Firma Bernstein Innovation soll bei dieser Entwicklung eine führende Rolle spielen.
Jung und Älter – geht das?
Auf die Frage, ob das Gespann aus Jung und Älter funktioniert, haben die beiden eine wohlüberlegte Antwort. "Ich glaube in der Tat, dass es oft nicht geht. Aber bei uns erlebe ich es anders", sagt Jakob Schmied. Das liege großteils an der lockeren Einstellung seines Vaters. Der hat zwar seine eigene Meinung, lässt aber auch gelten, was vom Sohn kommt. "Wir reden darüber, diskutieren und finden so zu einer Lösung – auch wenn das manchmal eine Zeit dauert", erklärt der Senior. Vom Grundtypus seien die beiden nämlich komplett unterschiedlich. "Vater ist der ruhende Pol in der Firma, bringt 30 Jahre Erfahrung aus der Privatwirtschaft mit. Das ist für mich extrem wertvoll, weil ich jeden Tag etwas lerne", sagt der Junior. Klaus Schmied fügt hinzu: "Für mich ist es extrem spannend, denn ich arbeite jetzt mit einer Generation um die 30 zusammen, die völlig andere Gedanken und Zugänge hat. Diese neue Denkweise ist für mich belebend."
Heute und damals
Ob der Unternehmensaufbau damals mit dem von heute vergleichbar ist, darüber sind sich die beiden uneinig. Klaus Schmied erklärt, "die Begeisterung für die Idee deckt sich, die war damals da, als meine Eltern Silhouette gegründet haben und die ist heute ebenso vorhanden." Geld für Investitionen zu haben, mache es heute aber manchmal nicht unbedingt leichter. "Weil man Investitionen nie leichtfertig machen darf und manchmal auch einen Schritt zurückgehen muss, um zu überlegen, ob man das riskieren soll", sagt er. Sohn Jakob glaubt an größere Schwierigkeiten heute: "Wenn du ein Unternehmen aufbauen willst, gibt es viele Standorthürden, viel mehr Auflagen aus früher." Österreich sei nicht das große Start-up-Land, wo alles möglich ist. Vor allem die Arbeitszeitgesetze machten einem jungen Unternehmen zu schaffen.
Operativ tätig ist das Duo seit Februar 2014. Mittlerweile mit 15 Mitarbeitern. Einen Business-Plan haben die beiden nie geschrieben, aber sie haben ihn grob im Kopf. Man wolle offen mit einer Technologie umgehen, die erst am Anfang steht. Der Rest muss sich entwickeln.
Wobei: Als Start-up wird Bernstein Innovation in der Branche nicht wahrgenommen. "Das ist dem Vater geschuldet. Weil er an Bord ist, glauben die Menschen: Das ist kein Garagenbusiness, sondern etwas Ordentliches", schmunzelt der Sohn.
1. Mit Respekt und Offenheit. Uns unterscheidet viel, wir sind grundlegend verschiedene Typen. Aber wir begegnen uns mit Respekt für den anderen und mit Offenheit für die Ideen und Vorschläge des anderen. Wir dürfen beide eine Meinung haben und die wird auch angehört. Dann reden wir darüber und finden so eine Lösung. (Klaus und Jakob Schmied)
2. Mit Achtsamkeit für die Mitarbeiter. Wir respektieren, was unsere Mitarbeite tun und wie sie es tun. Das war mir immer schon immens wichtig: Die Wertschätzung der Mitarbeiter ist für mich in den Jahrzehnten meines Unternehmens immer ein zentraler Punkt gewesen. (Klaus Schmied)
3. Mit voller Kraft. Wir sind beide mit aller Kraft dabei, denn so eine Unternehmung kann man nicht nebenbei machen. Es war von Anfang an klar: Wenn wir das machen, dann machen wir es gescheit und und mit ganzem Einsatz (Klaus und Jakob Schmied)
4. Kunden finden. Das passiert auf allen erdenklichen Wegen: über die Firmenliste der WKO, wo wir schauen, wer unsere Produkte brauchen könnte, über Kontakte von früher oder über Lieferanten, die uns Tipps geben.
5. Ein Mentor hilft. Ich will ein Mentor für die nächste Generation sein – im besten Sinne. Ich möchte einen Boden schaffen, auf dem mein Sohn aufbauen kann. Ich will meine Erfahrung weitergeben, hole mir aber auch etwas zurück – ich glaube sogar, die Zusammenarbeit hält mich jung. (Klaus Schmied)
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