Fünf Strategien gegen die Angst vor der beruflichen Zukunft

Eine gezeichnete Figur stemmt sich gegen mehrere übergroße Dominosteine, damit sie nicht umkippen
Der Arbeitsmarkt ist im Wandel, die Karriereplanung komplex und die Aussicht auf den Traumjob in weiter Ferne: Tipps, wie man besser damit umgeht.

„Werde ich mich für die richtige Ausbildung entscheiden?“, „Wie verhalte ich mich, wenn der Chef wütend wird?“, „Wird mein Job auch noch in zehn Jahren gefragt sein?“ Es gibt immer wieder Momente, die uns verunsichern. „Vor allem junge Menschen fühlen sich oft unsicher in der heutigen Arbeitswelt. Rezession, künstliche Intelligenz, der Ukraine-Krieg, Fachkräftemangel und auch viele widersprüchliche Informationen sorgen für Unsicherheit in der Karriereplanung“, sagt Markus Lenhard, Wirtschafts- und Arbeitspsychologe, spezialisiert auf Ängste. Junge Menschen haben weniger Lebenserfahrung und Resilienz. Zudem kennen sie sich selbst noch nicht so gut. Das alles stärkt das subjektive Unsicherheitsgefühl.

Der KURIER hat Gedanken und Tipps für den Umgang mit Unsicherheit zusammengestellt, die auch Erwachsenen helfen können.

1. Akzeptanz

Es ist Wahres dran, als der amerikanische Schriftsteller, Wissenschafter und Erfinder Benjamin Franklin sagte: „Nichts in dieser Welt ist sicher, außer dem Tod und den Steuern.“ Die absolute Sicherheit gibt es nicht. Vor allem wenn man jung ist, denkt man: „Ich baue mir etwas auf und dann genieße ich das, was ich habe.“

Aber Sicherheit ist nur zu einem Teil etwas, das man im Außen schaffen kann – durch ein geregeltes Einkommen oder Eigentum zum Beispiel. Das Leben ist zu unberechenbar und auch die sicherste Anstellung kann durch diverse Umstände wegbrechen. „Man sollte sich darauf einstellen, dass Unsicherheit ein ständiger Begleiter ist, der kommt und geht“, sagt Lenhard. Bejahen wir das, wird der Umgang mit der Unsicherheit leichter. Wir müssen akzeptieren, dass wir immer wieder einmal auf der Welle der Unsicherheit reiten. Aber wir können lernen, wie man auf ihr surft.

2. Sicherheitscheck

Sicherheit ist ein Grundbedürfnis. Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow argumentierte, dass die Befriedigung der Sicherheitsbedürfnisse notwendig ist. Erst dann könne der Mensch seine höheren Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Wertschätzung und Selbstverwirklichung verfolgen. 

In der Arbeitswelt kann uns Folgendes Sicherheit geben: Arbeitsschutzmaßnahmen; ein respektvoller Umgang im Team; das Gefühl, Fehler offen ansprechen zu können; gerechte Arbeitsverträge; ein Betriebsrat; Beteiligung an Entscheidungsprozessen oder Vertrauen in das Unternehmen. Letztlich ist das, was uns Sicherheit gibt, aber sehr individuell. 

Der eine braucht fixe Arbeitszeiten, die andere Erspartes am Konto und der Dritte fühlt sich sicherer, wenn er für alles eine Versicherung abgeschlossen hat. „Sich selbst zu kennen, ist ein Schlüssel“, so der Experte. Aus dem Grund sollte man sich damit auseinandersetzen, was man wirklich braucht, um sich sicher zu fühlen und das dann in seinem Leben umsetzen.

3. Atmen

Der Chef sorgt mit seiner Stimmung für Unsicherheit. Oder: Die Bewerbung ist schlecht verlaufen und man zweifelt nun an sich selbst. Solche Situationen fühlen sich manchmal an, als würde der Teppich unter den Füßen weggezogen werden. Man verliert sprichwörtlich den Halt und die Kontrolle. Was dabei im Körper passiert, ist nichts anderes als eine Stressreaktion. 

Die Pläne, die man sich in Gedanken schön ausgemalt hat, sind von einem Moment auf den anderen weg. Das Gehirn weiß nun nicht mehr, was als Nächstes passieren wird. Gefahr wird uns vermittelt und wir stoßen Stresshormone aus. Das Gehirn kann in so einem Moment nicht mehr klar denken, weil es auf Flucht, Kampf oder Erstarren programmiert ist. In solchen Situationen hilft es, einfach nur bewusst zu atmen. Und so den Körper wieder zu beruhigen. Auch Sätze wie „Alles wird gut. Ich finde eine Lösung“ können helfen, damit sich das System beruhigt und man dann wieder klar denken und Entscheidungen fällen kann.

4. Im Moment bleiben

Die Präsentation muss am Montag fertig sein und man weiß nicht, wie man das schaffen soll. Unsicherheit und Angst machen sich breit und schon beginnt das Kopfkino: „Wenn ich das nicht schaffe, werde ich meinen Job verlieren, dann kann ich die Rechnungen nicht zahlen und verliere vielleicht auch noch die Wohnung.“ 

Die Gedanken münden schnell in mögliche Zukunftshorrorvisionen. Mit dem Ergebnis, dass wir nur noch mehr Ängste und Unsicherheit verspüren. Ein Teufelskreis. Hier muss man bewusst „Stopp“ sagen und sich mit der Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt holen. Welchen Schritt kann man als Nächstes tun? Worüber hat man jetzt die Kontrolle? Denn Kontrolle und Handlungsfähigkeit geben Sicherheit.

5. Resilienz

Langfristig ist sie es, die uns in unsicheren Zeiten hilft: Resilienz, die psychische Widerstandskraft eines Menschen – also die Fähigkeit, Krisen, Stress und Rückschläge zu bewältigen, sich davon zu erholen und idealerweise sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Resilienz entwickelt sich einerseits durch Erfahrungen, sie ist aber auch trainierbar – durch Therapie, Coaching oder Selbstreflexion. 

Dinge, die Resilienz stärken: optimistisch bleiben; lösungsorientiert denken; ein berufliches und privates Netzwerk zu haben, das in Krisensituationen hilft, proaktiv die Zukunft zu gestalten und in die Selbstverantwortung zu gehen, anstatt anderen die Schuld zu geben. So bleibt man in seiner Stärke und verliert sich nicht in der Unsicherheit.

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