Über 200 Lehrberufe: Welche wird es in 40 Jahren noch geben?

Über 200 Lehrberufe: Welche wird es in 40 Jahren noch geben?
Manche Berufsbilder verlieren mit den Jahren an Nachfrage. Viele werden neu kreiert. Mit welcher Lehre hat man gute Chancen?

Karin Langmayr hat schlau kombiniert: Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit Ernährung, gleichzeitig ziehen technologischer Fortschritt und Automatisierung an. Dazu kommt: Sie ist in einem Landwirtschaftsbetrieb groß geworden. Eine Lehre als Lebensmitteltechnikerin war also naheliegend.

Seit Februar ist die 21-Jährige ausgelernt und ist danach schnell zur rechten Hand des Schichtführers bei der Firma Spitz aufgestiegen. Vom Labor bis zur Logistik: Langmayr überblickt in ihrem Job das große Ganze. „Das ist ein Zukunftsberuf“, sagt sie. „Mit so einer Lehre sind die Chancen, aufzusteigen, gut.“ Ihr nächster Schritt?„Ins Qualitätsmanagement schnuppern.“

Über 200 Lehrberufe: Welche wird es in 40 Jahren noch geben?

Karin Langmayr hat Lebensmitteltechnikerin bei der Firma Spitz gelernt. Heute ist sie die rechte Hand des Schichtführers.

Lehre wird attraktiver

Für manche Menschen ist naheliegend, welchen der über 200 Lehrberufe sie ergreifen. Für viele nicht. Im Vorjahr ist die Zahl der Lehranfänger in Ausbildungsbetrieben aber immerhin um 4,7 Prozent, auf 31.099, gestiegen. Auch die Zahl der Ausbildungsbetriebe ist auf knapp 28.000 angewachsen.

Lehre wird wieder attraktiver und sie bietet mehr als den Einzelhandelskauffrau- oder Metalltechniker-Beruf. An einigen Lehrberufen ist das Interesse in den vergangenen Jahren abgeflaut. Einige wiederum erleben ein Hoch: „Industrie-, Metall- und Handwerksberufe, sowie Köche erleben eine starke Nachfrage und auch eine Verlässlichkeit, was Karriere und Verdienstmöglichkeiten angeht“, sagt AMS-Chef Johannes Kopf

Die persönliche Neigung ist sehr relevant. Man darf bei der Wahl des Lehrberufs nicht nur auf die Statistik, also sein Hirn, hören. Es braucht auch das Herz“

von Johannes Kopf

über die Wahl der Lehre

Mit welcher Lehre man am Arbeitsmarkt in 40 Jahren immer noch einen guten Job finden wird, könne er aber nicht sagen. Aus zwei Gründen: „Die persönliche Neigung ist sehr relevant. Man darf bei der Wahl des Lehrberufs nicht nur auf die Statistik, also sein Hirn, hören. Es braucht auch das Herz“, sagt Kopf.

Der zweite Grund: „Wir können beim AMS ganz gut vorhersagen, welche Skills man in drei bis fünf Jahren brauchen wird. Darüber hinaus ist es schwierig. Jedenfalls stärker werden die Themen Gesundheit und Technik.“ Ganz aktuell wird wieder diskutiert, ob nicht auch die Pflege ein Lehrberuf werden soll. Schwierig, meint der AMS-Chef. Hier greift der Jugendschutz. „Pflege ist in viele Fällen auch mit einer psychischen Belastung verbunden.“ Jungen Menschen sei sie schlicht nicht zumutbar. „Aber sie ist ganz sicher ein Zukunftsbereich, da müssen sich die Branche und Sozialpartner etwas überlegen.“

Über 200 Lehrberufe: Welche wird es in 40 Jahren noch geben?

AMS-Chef Johannes Kopf

Laufend angepasst

Im Wirtschaftsministerium treibt man die Modernisierung der Lehre jedenfalls voran. Regelmäßig werden Lehrberufe erneuert, im neuen Lehrberufspaket finden sich ganze acht neue und sieben erneuerte Berufe. Vergangenes Jahr schon wurde kräftig angepasst: die E-Commerce und Coding Lehren sind entstanden, insgesamt wurden 15 Lehrberufe aufgefrischt. Welche Skills es für die Zukunft brauchen wird, ist bei all den Neuerungen also nicht festzumachen. Eine Eigenschaft jedoch, sollte sich jeder angehende Lehrling aneignen: „Lernbereitschaft.“

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