Auf der Suche nach den Besten

Grundsatzgedanken zum Europatag
Krieg um Talente: Die EU kämpft um Europas Spitzenkräfte. Aus Bewerbersicht ist der Auswahlprozess jedoch langwierig und die Ansprüche sind hoch. Das kleine Einmaleins der EU-Bewerbung.

Rund 44.000 Bewerbungen jährlich sichtet der Personalchef der EU, David Bearfield. So sollen nicht nur die Allerbesten für die Jobs in den diversen Agenturen und Ämtern der Europäischen Union ausgewählt werden, Bearfield steht auch unter Zeitdruck: Bis 2020 wird rund ein Drittel der derzeit 55.000 EU-Beamten in Pension gehen. Bis dahin muss hochqualifizierter Ersatz gefunden werden. Die Einstiegshürden in den gut dotierten Beamtenberuf sind erwartungsgemäß hoch: Nur einer von 100 Bewerbern geht erfolgreich aus dem neun Monate dauernden "Assessment"-Prozess (mit Online-Bewerbung, Tests und Bewerbungsgespräch) hervor.

"Bitte warten"

Wenn man den "Concours" (Einstellungstest der EU) endlich geschafft hat, heißt es nochmal "Bitte warten", denn zunächst landet man auf einer internen Warteliste, aus der die Personaler bei Freiwerden einer Stelle die jeweiligen Fachkräfte auswählen. Eine Länderquote existiert hier nicht. Da sich der Weg von der Bewerbung bis zum Antritt der Stelle im Zeitrahmen von über einem Jahr bewegt, bewerben sich die meisten Anwärter bereits aus einer Anstellung. Nach Antritt der Beamten-Stelle gibt es noch eine neunmonatige Probezeit, danach ist man aber quasi unkündbar und genießt eine Vielzahl von Privilegien wie z.B. Prämien, eine umfassende Krankenversicherung, eigene mehrsprachige Kindergärten und Schulen für den Nachwuchs sowie den automatischen Aufstieg in die nächste Gehaltsstufe nach zwei Jahren.

Generalisten gefragt

Eine "typische" EU-Karriere verläuft nicht unbedingt linear, im Gegenteil wird der Wechsel in unterschiedliche Sparten und Abteilungen gefördert. So kann der Einstieg beispielsweise als Sprachsachverständiger, der die Übersetzung der EU-Rechtstexte in die Amtssprachen der Union überwacht, über die Leitung einer Personalabteilung bis zur Projektleitung in verschiedenen Bereichen führen. Die EU unterstützt als Arbeitgeber so auch die in einer globalisierten Welt immer gefragtere Flexibilität am Arbeitsplatz.

Bewerben: Wo, Wann, Wie?

Das Europäische Amt für Personalauswahl (EPSO) führt regelmäßig Auswahlverfahren für verschiedene Jobprofile durch. Die Personalkategorien unterscheiden sich nach Beamten (Verwaltungsräte und Assistenten), Vertragsbediensteten (sechs bis zwölf Monate befristet), Bediensteten auf Zeit (bis zu sechs Jahre befristet), Praktikanten und Sachverständigen. Termine für aktuelle Ausschreibungen finden sich auf der EPSO-Website, auch das Bundeskanzleramt informiert regelmäßig online und via Newsletter über aktuelle und kommende Auswahlverfahren. Bis zum 13. August ist noch die Teilnahme für Jobs als Übersetzer in den Sprachen Englisch, Italienisch, Dänisch, Französisch, Holländisch und Maltesisch möglich.

Praktikum als Karrierestart

Wer an einem Praktikum in einer der zahlreichen EU-Institutionen interessiert ist, kann sich z.B. noch bis Ende August für ein Praktikum in einer Abteilung der EU-Kommission bewerben. Von Wirtschaft über Sprachen, Recht, Finanzen oder IT: Die Möglichkeiten und Einsatzgebiete für Praktikanten sind breit gefächert. Grundsätzlich sind bezahlte Praktika mit Hochschulabschluss möglich, unbezahlte Praktika können auch Maturanten absolvieren. Eines ist jedoch sicher: Die Chancen, die sich aus der Erfahrung für die eigene Karriere ergeben können, sind enorm. Just give it a try!

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