Tradition brechen: Warum Frauen die Zukunft der Baubranche sind

Tradition brechen: Warum Frauen die Zukunft der Baubranche sind
Frauen in der Baubranche sind exotisch. Das soll nicht so bleiben, wenn es nach Karina Schiefer von Porr geht. Eine Frau, die mit alten Rollenmustern in einer männerdominierten Sparte bricht.

Wenn Karina Schiefer über die Zukunft der Bauwirtschaft erzählt, merkt man: Diese Frau brennt dafür, etwas zu verändern. Nicht nur hinsichtlich des Alltags auf der Baustelle, sondern auch hinsichtlich des Stellenwerts von Frauen in einer Branche, die auch im 21. Jahrhundert als traditionell und vor allem als männerdominiert gilt.

Seit Anfang des Jahres leitet Schiefer das fünfköpfige Innovationsmanagement-Team der Porr. Sie beschäftigt sich mit großen Hightech-Geräten, Robotern auf der automatisierten Baustelle und vor allem will sie als eine der ersten Frauen in Österreich die Digitalisierung des Tunnelbaus vorantreiben.

Frauen sorgen für Innovation

Ihre Mitarbeitenden dabei sind ausschließlich weiblich. „Keine bewusste Entscheidung, keine Vorgabe, es hat sich aufgrund der zahlreichen Bewerbungen von Frauen einfach so ergeben“, erzählt sie im KURIER-Interview über ihr Team. Eine Tatsache, die das bestätigt, was Schiefer ohnehin schon früh wusste. Nämlich, „dass unsere Zeit jetzt ist und wir Frauen einfach die Baubranche rocken.“

Früh, und zwar schon in der Kindheit, hat sich bei Schiefer die Ambition entwickelt, Karriere in der Baubranche zu machen. „Meine Eltern haben damals unser Haus im Weinviertel gebaut. Als ich das miterlebt habe, war mir klar: Ich lerne einmal, wie das richtig geht, weil es mir einfach viel zu lange gedauert hat.“ Gesagt, getan. Besuchte sie anfangs noch ein Gymnasium, wechselte Schiefer dann an die Bautechnik-HTL und dann weiter an die TU Wien an die Fakultät für Bauingenieurwesen  wo sie im Rahmen eines Praktikums auch zum ersten Mal Kontakt mit ihrem heutigen Arbeitgeber hatte. „Das ich einmal im Innovationsmanagement lande, hätte ich  nicht ahnen können. Heute bin ich aber umso glücklicher darüber.“

Frauen in der Technik

Auch, weil sie als Frau in der Branche nach wie vor eine Seltenheit ist. Je nach Quelle sind gerade einmal ein Viertel der hoch qualifizierten Wissenschafts- und Technikjobs in Österreich durch Frauen besetzt. Politik und Wirtschaft bemühen sich seit Jahren darum, mehr Frauen in diese Berufe zu bekommen, der Erfolg erscheint derzeit überschaubar. „Die Angebote, die es gibt, sind gut. Sie erreichen aber vor allem junge Menschen, die sich sowieso schon für das Thema oder die Branche interessieren. Jemanden, der sich damit aber noch nie auseinandergesetzt hat, mit klassischer Berufsorientierung oder Ähnlichem zu überzeugen, ist  enorm schwierig. Da spielen Eltern, Freundeskreis und die Gesellschaft aus meiner Sicht wohl einfach die größere Rolle“, meint Schiefer, die auch von ihrer eigenen Karriere sagt, dass sie diese ohne ihre Familie, die sie in all ihren Entscheidungen unterstützt hat und andere Förderer nicht geschafft hätte.

Innovationen schaffen Chancen für Frauen

Heute möchte sie diese Vorbild-Rolle deshalb für andere junge Frauen übernehmen, die ebenfalls überlegen, in der Baubranche Karriere zu machen. „Denn Fakt ist: Wir haben derzeit einfach noch viel zu wenige weibliche Vorbilder in der Branche. Und ich möchte einfach zeigen, dass man es schaffen kann, auch wenn das heißt, dass man sich als Frau stärker behaupten muss als die männlichen Kollegen. “

Dass sie als Frau in einer männerdominierten Branche anders gesehen wird, dem ist sich die Bauingenieurin bewusst. Trotzdem sieht sie das nicht nur als Nachteil. Und  in Zukunft, so glaubt Schiefer es, werde sich  dahingehend ohnehin einiges ändern. Gerade der Einsatz von Robotik auf der Baustelle sei hier eine Chance. „Es wird dort künftig nicht mehr nur um den Einsatz von schwerem Gerät gehen, andere Expertisen wie kooperatives Miteinander werden immer stärker gefragt sein. Und dass darin Frauen mindestens genauso gut sind wie Männer, steht ohnehin außer Frage.“ 

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