Über hohe Lebensmittelpreise wird viel diskutiert. Wie bewerten Sie die Situation?
Historisch betrachtet sind viele Produkte ehrlich gesagt sogar zu günstig. Etwa, wenn man das klassische Schweinefleisch im Supermarkt hernimmt, das am Wochenende noch einmal um 25 Prozent reduziert ist. Da liegen wir dann bei Kosten, die vor der Inflation sind. Ich glaube, es geht um die Verteilung, und nicht darum, wie günstig oder teuer Lebensmittel sind. Mir ist wichtig, dass der Betrieb, der wirklich auch Qualität reingesteckt hat, etwas davon erhält. Aber je mehr Leute mitverdienen in unserer Wertschöpfungskette, desto eher steigen natürlich mit der Inflation auch die Preise an.
Das ist ja der viel zitierte Vorwurf, dass die hohen Preise nie den Erzeugern und Landwirten zugutekommen.
In unserem Lebensmittelsystem, wie es jetzt funktioniert, verdient der Bauer und die Bäuerin zwischen 10 und 15 Prozent von dem, was wir im Supermarkt ausgeben. Und das ist für mich genau diese unfaire Situation. Die bekommen genau gar nichts von diesen Preissteigerungen.
Es wird über einen Preisdeckel bei Grundnahrungsmitteln diskutiert. Halten sie das für sinnvoll?
Ich bin überzeugt, dass wir gutes Essen für alle brauchen. Aber: am günstigsten ist normalerweise das Industrieprodukt. Je mehr es verarbeitet wurde, je ungesünder es ist, desto günstiger wird es. Geht es um hochwertige, natürliche Produkte, wird der Preis teuer. Meine Überzeugung ist, dass Produkte in gesunder Form wirklich verfügbar sein müssen, aber umgekehrt bei ungesunden Produkten vielleicht ganz bewusst den Preis wieder zurückzuholen.
Auf markta kostet die Bio-Butter 3,99 Euro. Brot bis zu 8,30 Euro. Das kann sich nicht jeder leisten.
Aktuell erreichen wir sicher ein urbanes Publikum. Was wir aber schon merken, ist, dass gewisse Produktkategorien auch günstiger sind als im Handel. Je ursprünglicher ein Produkt ist, desto wahrscheinlicher sind wir unter Handelspreisen. Die Eier bei uns kosten 3,29 Euro, was total vergleichbar ist.
Markta wurde 2018 gelauncht, dann kam die Pandemie, wo viel online bestellt wurde. Wo stehen Sie heute?
Wir merken, dass Produkte des klassischen Wocheneinkaufs immer die Topseller sind. Aber es hat sich schon einiges geändert im generellen Verhalten, weshalb wir jetzt den nächsten Schritt gehen und uns zum ersten Mal in den stationären Handel begeben. In Zukunft werden wir ein hybrides Konzept fahren.
Weil es sonst zu wenig Kundschaft gibt?
Der Onlinehandel von Lebensmitteln ist in Österreich noch nicht so angekommen wie etwa in England oder Skandinavien. Dort bestellen rund 15 Prozent der Leute ihre Lebensmittel online. Bei uns liegen wir eher noch im Zwei-Prozent-Bereich. Daher ist wichtig, dass wir den direkten Zugang schaffen und mit Verkostungen und Mehrwert kombinieren. Dass man sieht, welcher Winzer den Wein anbaut. Wie die Tierwohl-Bestimmungen in den einzelnen Betrieben sind.
Wie ein moderner Greißler?
Es ist ein Versuch, einen Greißler ins Heute zu bringen. Das Geschäft wird einer Markthalle anmuten und im siebenten Bezirk eröffnet. In den nächsten zwei Monaten ist es so weit.
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