"Sub auspiciis war nie mein Ziel"
Den Ehrenring der Republik auf der Linken, ein Handshake mit dem Präsidenten mit der Rechten. Eine Situation, die Mathias Moosbrugger schon gut kennt. Denn der 32-Jährige (im Bild ganz links) promovierte vergangene Woche bereits zum zweiten Mal im Beisein des Präsidenten „sub auspiciis“. Er ist der erste Student der Uni Innsbruck und siebenter in ganz Österreich, dem das bisher gelang – weil er seit der Oberstufe nur Einser im Zeugnis hatte.
KURIER: Wann hatten Sie Ihr letztes „Nicht genügend?“
Mathias Moosbrugger: (lacht) Im Studium offensichtlich nicht. Meinen letzten Megafetzen müsste ich irgendwann ganz frisch in der Oberstufe gerissen haben.
Heinz Fischer hat Ihnen schon zum zweiten Mal den Ehrenring angesteckt – was haben das Staatsoberhaupt und der aktuell beste Student des Landes für ein Small-Talk-Thema?
Das Treffen war witzig, er hat mich tatsächlich wiedererkannt und mich gleich nach seinem Lieblingsfach im Studium, dem Kirchenrecht, ausgefragt.
Ihre Eltern haben einen Bauernhof, Sie sind der erste Akademiker der Familie. Warum haben Sie sich für diesen Weg entschieden?
Schwer zu sagen. Ich habe mich immer sehr für Bücher interessiert. Wir hatten nicht viele, aber die wenigen die wir hatten, hab ich alle gelesen. Ich wollte dann Lehrer werden, weil es der höchste Abschluss war, den ich aus meiner Umgebung kannte. Im Studium habe ich dann die Wissenschaft entdeckt. Ich hatte Glück, ein paar tolle Lehrer gehabt zu haben, die gesagt haben: „Mach dies, probier das, lies das mal.“
Haben Sie auf Ihren Erfolg bewusst hingearbeitet?
Nein. Ich wollte nie mein Leben umstellen, nur um super Noten zu bekommen. Die Themen haben mich einfach immer interessiert. Erst kurz vor dem Rigorosum (mündliche Abschlussprüfung des Doktoratsstudiums, Anm.) hat mir jemand gesagt, dass es „sub auspiciis“ gibt. Die Abschluss-Prüfung war am Montag, am Samstag war ich noch bis fünf in der Früh am Uni-Ball. Aber alles ist gut gelaufen, danach habe ich den Antrag auf diese Promotion gestellt. Auch beim zweiten Doktorat hab ich „sub auspiciis“ als Ziel nie verfolgt.
Sind Sie hochbegabt?
Sicher nicht. Ich kenne Genies, die in zwei Monaten ihre Dissertation schreiben oder uni-ferne Menschen, die viel mehr auf dem Kasten haben als ich. Noten allein sind nicht unbedingt ein Zeichen für intellektuelle Kreativität.
Aber offenbar fällt Ihnen das Lernen besonders leicht?
Ich lese ziemlich schnell und kann mir Dinge gut merken. Ich kann auch gut multitasken – Fernsehen und fünf, sechs Bücher nebeneinander lesen. Ich bin auch ein sehr passionierter Bäcker. Reißen alle Stricke, eröffne ich eine Konditorei.
Welche Hürden liegen am Weg zur „sub auspiciis“ Promotion?
Manchmal sitzt man wochenlang nur da und bringt keinen geraden Gedanken zu Papier. Das kann ermüdend und frustrierend sein. Das Schöne ist dann, wenn es wieder klappt und man einen Gedanken findet, der ein Problem löst. Es gab aber Zeiten, in denen ich meine Arbeit nicht meinem schlimmsten Feind gewünscht hätte.
Was motiviert Sie in solchen Zeiten?
Die Menschen, die mich umgeben und solche Phasen mittragen. Ich habe oft drei Monate lang gearbeitet und die ganze Arbeit dann wieder gelöscht – dieses Scheitern muss erlaubt sein. Gut sind auch immer andere Themen als die Arbeit. Da hält mich meine Frau am Boden.
Sie haben zwei Mal die höchste Auszeichnung des Landes für akademische Leistungen erhalten. Was kommt danach?
Ich hoffe ein gutes Leben mit meiner Frau. Wenn es akademische Möglichkeiten gibt, freue ich mich natürlich. Priorität hat jetzt aber die Beziehung
Der Doppeldoktor Mathias Moosbrugger, der am 20.Oktober zum zweiten Mal „sub auspiciis“ promovierte, wird vor 32 Jahren in Au, im Bregenzerwald, geboren. Von 2000 bis 2005 studiert er Lehramt für Geschichte und Sozialkunde und Kombinierte Religionspädagogik an der Universität Innsbruck. 2006 beginnt er sein Doktoratsstudium in Geschichte, in dem er 2009 erstmals „sub auspiciis“ promoviert. 2012 schließt er sein zweites Dissertationsprojekt im Fach Theologie ab. Seit September 2014 absolviert Moosbrugger sein Pastoraljahr und hat einen Lehrauftrag am Institut für Systematische Theologie an der Uni Innsbruck.
Wer „sub auspiciis“ promoviert, blickt auf eine exzellente Uni-Karriere zurück. Denn diese Art der Auszeichnung verdienen nur Studierende, die die Oberstufe, die Reifeprüfung, das gesamte Studium inklusiver aller Prüfungen und Abschlussarbeiten mit einer Auszeichnung bestehen und die Defensio ihrer Dissertation mit einem „Sehr gut“ ablegen. Mehr Zeit als die anderen Studierenden dürfen sie sich für ihre ausgezeichneten Ergebnisse nicht nehmen, sie müssen in der regulären Studiendauer fertig werden.
Seit 1952 steckt der Bundespräsident im Rahmen dieser besonderen Promotionen den Doktoranden persönlich den goldenen Ehrenring der Republik an. In Österreich promovieren rund 2500 Doktoranden jährlich, weniger als ein Prozent „sub auspiciis“.
Bisher ist es nur sieben Personen gelungen, zwei Mal „sub auspiciis praesidentis rei publicae“ zu promovieren.
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