Ob in der Buschenschank oder im Supermarktregal – steirische Käferbohnen sind heuer Mangelware. Rund 80 Prozent weniger Bohnen als üblich wurden 2024 auf den steirischen Anbauflächen geerntet. Nur 20 Prozent sollen die Wetterkapriolen – zu viel Nässe im Anbauzeitraum und zu viel Hitze im Sommer – heil überstanden haben. Und diese wackeren Bohnen werden jetzt zur „echten Rarität“, schildert Andreas Cretnik, Vorstandsmitglied der Alwera-Gruppe, zu der auch die Steirerkraft-Produkte zählen.
„Die Käferbohne wird sicher eingeschränkt verfügbar sein. Das ein oder andere Lokal wird vielleicht gar keine anbieten können“, vermutet Cretnik. Auch am Preis werden die Ernteeinbußen für Kunden bald spürbar sein. „Wir müssen die Kosten rasch weitergeben. In keinem großen Ausmaß, aber es wird sicher längerfristig ein höheres Preisniveau geben“, kündigt der Alwera-Chef an.
Steigender Bohnen-Bedarf, zu wenig Fläche
120 steirische Bauern mit insgesamt 520 Hektar Käferbohnen-Anbaufläche zählen zur Alwera-Gruppe. 100 bis maximal 120 Tonnen werden sie heuer mühevoll zusammentragen, schätzt Cretnik. Brauchen würde man das Dreifache, um die Nachfrage annähernd zu decken. „Bohnenprodukte spielen in der Ernährungsphilosophie der Menschen eine wichtige Rolle“, erklärt Cretnik. „Im Supermarktbereich haben wir noch nicht einmal alle Ketten angesprochen.“
Das Potenzial innerhalb des Lebensmittelhandels wäre somit groß. Mit der bestehenden Anbaufläche (insgesamt werden in Österreich laut Ages auf 761 Hektar Fläche Käferbohnen angebaut) wird sich das Potenzial jedoch nicht ausschöpfen lassen, weiß Cretnik. Also arbeitet man emsig daran, die 761 Hektar auf bis zu 1.000 auszuweiten.
Spielraum in der Steiermark gäbe es noch: Die Obersteiermark wird laut Alwera-Chef für den Käferbohnenanbau immer interessanter. Bislang war sie zu kühl für die empfindliche Bohne, mit den steigenden Temperaturen dürfte sich das jetzt ändern. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass einst ideale Gebiete schlicht zu heiß werden.
Also wird bei der Suche nach mehr Anbaufläche auch über die Landesgrenzen hinaus geblickt. Den Kontinent verlassen, plant die landwirtschaftliche Organisation aber nicht. Auch wenn China ein großer Player am Käferbohnenmarkt ist. „Wenn wir schon abweichen müssen, dann wollen wir zumindest andere Gebiete in Europa aufbauen“, führt Cretnik aus.
Osteuropäische Länder wären aktuell „Testkandidaten“, um zu sehen, wie sich die Bohnen dort entwickeln. Sollte das auf keinen fruchtbaren Boden stoßen, arbeite man bereits an einer Alternative.
Robustere Bohnen sind in der Entwicklung
Wetterextreme lassen sich zwar nicht bändigen. An der Resistenz der Bohne, genauer gesagt ihrer Blüte, lässt sich jedoch arbeiten. Kurzum: Sie muss hitzeresistenter werden. „Wir forschen Jahre daran und haben jetzt die ersten positiven Ergebnisse erzielt“, erklärt Cretnik.
Zwar stünde aktuell nur eine Handvoll Material zur Verfügung, das jetzt weiterentwickelt wird. Aber in zwei bis drei Jahren erhoffe man sich eine größere Menge der hitzeresistenten Sorte. Landwirte, denen das zu langsam geht, haben doch längst ein weiteres Ass im Ärmel. Eine andere Bohne, die den wärmeren Temperaturen wohlgesonnen ist.
Käferbohnensalat 2.0
Der Gemüseanbaubetrieb Janisch ist seit 20 Jahren auf Käferbohnen spezialisiert. Haben die Landwirte Denise und Matthias Janisch sonst bis zu 800 Kilogramm der gefleckten Bohnen geerntet, waren es diesmal „gerade einmal hundert“. Also erweiterte der Familienbetrieb sein Portfolio.
Um eine Sojabohne: die grün leuchtende Edamame. Sie stammt aus Ostasien, ist an wärmere Klimabedingungen gewöhnt. Und auch Steirerkraft sieht im Snack-Bereich Möglichkeiten, die Bohne zu vertreiben. „Wir sind in der Entwicklung eines neuen Produktes und denken, dass auch die Edamame einen Platz in unserem Sortiment finden wird“, verrät Cretnik. Serviert mit Zwiebeln und Ei in reichlich Kürbiskernöl wird sie es jedoch schwer haben, der Käferbohne Konkurrenz zu machen.
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